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US-Sportart in Deutschland immer beliebter: Europameisterschaft im American Football

7000 Zuschauer können nicht irren - Die Veranstalter freuen sich über große Resonanz und wollen den Sport olympisch machen.

Die Szenerie wiederholt sich in jedem Jahr aufs Neue. Wenn in der amerikanischen National Football League (NFL) das Endspiel, genannt Super Bowl, ansteht, sitzen bis zu einer Milliarde Menschen weltweit vor den Fernsehern. Die Umsätze der Werbeindustrie sind gigantisch und in der Halbzeitpause, wenn ganz Amerika auf die Toilette geht, bricht regelmäßig die Wasserversorgung in den Städten zusammen.

Von solchen Zuständen können die Organisatoren der Europameisterschaft im American Football nur träumen. Das Turnier findet dieser Tage in Hessen statt, am Sonnabend gibt es das Finale in der Frankfurter Arena. Eine EM in Deutschland und niemand hat es gemerkt? „Nein, so ist es nicht“, sagt Marshall Happer. „Wir sind mit der aktuellen Resonanz zufrieden. Beim Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Österreich (22:20) waren über 7000 Zuschauer im Stadion.“ Marshall Happer ist der Leistungssport-Direktor beim American-Football-Verband-Deutschland (AFVD), sein Tätigkeitsfeld beschreibt er als „eine Art Mischung zwischen Oliver Bierhoff und Joachim Löw“. Wenn Happer in seinem breiten, amerikanischen Dialekt von „siebentausend Zuschauern“ spricht, hört sich das eher wie 70 000 an. Und der Vergleich trägt. Für eine Randsportart wie American Football, die in Deutschland abseits der öffentlichen Wahrnehmung und der Fernsehübertragungen stattfindet, sind 7000 Zuschauer für einen Ländervergleich zwischen Deutschland und Österreich eine beachtliche Marke. Bei den Spielen ohne deutsche Beteiligung finden sich in den Arenen in Wetzlar und Wiesbaden zumindest immer um die eintausend Schaulustige ein.

„American Football boomt in Deutschland“, sagt Marshall Happer, auch wenn er nach einer kurzen Pause hinzufügen muss: „Zumindest unter den Jugendlichen.“ In den vergangenen Jahren hat der deutsche Verband laut Happer seine Mitgliederzahl verdreifachen können. Nun will der gebürtige Amerikaner, der seit zwanzig Jahren in Deutschland lebt, die Europameisterschaft nutzen, um die Sportart in Deutschland und Europa populärer zu machen. „Unser Traum ist es, dass American Football in einigen Jahren olympische Disziplin wird.“

Das möchte auch die International Federation of American Football (IFAF). Seit mehreren Jahren führt der Weltverband in regelmäßigen Abständen Welt- und Europameisterschaften durch. Im vergangenen Jahr wurde in Schweden erstmalig eine WM der Frauen veranstaltet. „Alles mit dem Ziel, die Chancen auf Olympia zu erhöhen“, wie Happer sagt. Dafür muss die Sportart aber außerhalb der USA weiter professionalisiert werden. In Deutschland besteht dafür zumindest ein Fundament. Die deutsche Liga, genannt German Football-League (GFL) gilt als eine der stärksten in Europa. Zum Beweis: Der Deutsche Meister, die Berlin Adler, gewannen vor wenigen Wochen die Champions League im American Football.

Die Voraussetzungen, dass sich American Football in Deutschland auch nach dem Ende der NFL Europe mit Frankfurt Galaxy und Berlin Thunder weiter entwickeln wird, sind gegeben. Es muss ja nicht gleich die Wasserversorgung zusammenbrechen.

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