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Bolt

© dpa

Usain Bolt: Kurzzeitrenner sucht Haltbares

Wie schnell die Zeit vergeht, das kann Usain Bolt laufend zeigen, er ist schon im Ziel, bevor die Statistik ihn dort erwartet. Bolt will aber kein Kurzzeitrenner bleiben, deshalb hat er sich einen langanhaltenden Titel als Ziel gesetzt: "Ich will eine Legende werden."

Seine halbe Satdionrunde in Weltrekordzeit von 19,19 Sekunden war da nur eine Etappe bis zum Ziel, eine schwere jedoch, deshalb warf sich Bolt hinterher erschöpft auf die Bahn. Doppelt so lange Strecke, aber mehr als doppelt so viel Vorsprung wie beim 100-Meter-Lauf hatte Bolt vor seinen Gegnern. Gut möglich, dass sich Bolt und sein Publikum an einsame Rennen des Jamaikaners gewöhnen müssen, die anderen können ihm jedenfalls einfach nicht mehr folgen.

Die Herausforderer scheinen ihm abhanden gekommen zu sein, der Amerikaner Tyson Gay hatte seinen Start über die 200 Meter noch abgesagt, er will sich auf die Staffel konzentrieren, wenigstens hier möchten seine Gegner Bolt besiegen, und die Chance ist dort ein wenig größer, aber eben nur ein wenig. Auch in der Staffel möchte Bolt weiter an seinem eigenen Mythos basteln.

Die Geschichte der Leichtathletik zeigt, dass er auf große Duelle gar nicht so sehr angewiesen ist, um in die Liga der Legenden aufzusteigen. Sergej Bubka hatte im Stabhochspringen meist nur sich selbst als Gegner, entweder scheiterte er an seinen Nerven oder er schwang sich hoch hinauf und ließ die Konkurrenten am Boden zurück. Jelena Isinbajewa, der russischen Stabhochspringerin, geht es ähnlich, ihre Niederlage in Berlin dürfte daran nichts ändern. Und wer kennt noch die Gegner von Paavo Nurmi, von Emil Zatopek?

Im Gegensatz zu damals steht eine Legende aber inzwischen auf einem wackligen Gerüst, ein positiver Dopingtest, und Bolt würde stürzen. Das Thema Doping behandelt Bolt mit der gleichen Lässigkeit wie alles andere. „Ich bin sauber, was kann ich sonst dazu sagen?“

Bisher läuft alles wie geplant. „Seit Peking ist Usain doch schon Teil der Geschichte“, hat Norman Peart in Berlin gesagt, Bolts Mentor seit Schulzeiten. Peart sucht nun mit Bolts Manager weitere Sponsoren, große Unternehmen, die nicht ständig weltweit Bolts Zeit in Anspruch nehmen wollen.

Eine Frage ist dabei, ob Bolt sich die richtige Sportart zur eigenen Legendenbildung ausgesucht hat. Leichtathletik-Weltmeisterschaften gibt es nur alle zwei Jahre, Olympische Spiele nur alle vier, und dazwischen ist die Leichtathletik in vielen Ländern kaum präsent. Doch so klassisch sie auch sein mag, an ihr dürfte Bolts Ziel nicht scheitern. Die Leichtathletik kann schließlich besondere Titel vergeben, eben den des „schnellsten Mannes der Welt“, sie braucht keine technischen Hilfsmittel und ist dazu noch eine Einzelsportart.

Bolts Manager Ricky Simms hält Bolts Persönlichkeit jedoch selbst in einer Teamsportart für herausragend. „Wenn er Fußballer wäre, würde er für eine ganze Mannschaft stehen.“ Einen Plan hätten sie aufgestellt, um Bolt aufzubauen, er dauert vier bis fünf Jahre. „Er ist kein Big-Brother-Typ“, sagt Manager Simms. Im Container würden es Bolts Beine bestimmt auch nicht lange aushalten.

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