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Kölner Denkmal? Nicht mehr bei den Haien, die haben Krupp trotz aller Verdienste um den Klub nach acht Spieltagen gefeuert.

© dpa

Uwe Krupp und die Kölner Haie: Deutsche Eishockey-Liga der Entlassungen

Benoit Laporte in Hamburg und nun Uwe Krupp in Köln: Warum die großen Klubs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) keine Geduld mit ihren Trainern haben.

Fünf Minuten haben gereicht, um bei den Kölner Haien das einzureißen, was ein Trainer in über drei Jahren erfolgreich aufgebaut hatte. So lange dauerte das Gespräch, in dem ihm Gründe für seine Entlassung mitgeteilt wurden, hat Uwe Krupp erzählt. Sicher, er war nach zwei Finalteilnahmen mit den Kölner Haien diesmal schwach in die Saison gestartet, in der Champions League wie alle deutschen Teilnehmer mit seinem Team ausgeschieden. Aber in der Liga waren zum Zeitpunkt von Krupps Entlassung gerade mal acht Spieltage vorbei – in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), in der es im Normalfall erst im März mit Beginn der Play-offs richtig ernst wird. Und dann ist Krupp nicht irgendwer im Welteishockey, er ist bekannt für seine Qualitäten. Einst als Verteidiger und heute als Trainer und – fast noch wichtiger in Köln – ist er Kölner. Doch seit dieser Woche ist klar: In der DEL ist kein Trainer unantastbar.

Mit Benoit Laporte (Hamburg) und Krupp haben bereits zwei Trainer ihren Job verloren. Hochgerechnet bedeutet das: Wenn die 52 Hauptrundenspiele vorbei sind, ist nur noch ein Klubtrainer der 14 Teams im Amt. Dass die Ungeduld mit den Trainern so groß ist, lässt sich im Falle der DEL vor allem mit der wirtschaftlichen Seite erklären.

Pierre Pagé, einst Trainer der Eisbären Berlin und von RB München, sagt: „In der DEL werden die meisten Trainer schon gefeuert, bevor sie das Wort Visionen ausgesprochen haben.“ Aufbauarbeit mit dem Nachwuchs sei im deutschen Eishockey kaum auf breiter Ebene gefragt. Die wirtschaftlichen Zwänge würde viele Klubs in die Ungeduld treiben: Wer verliert, verliert Zuschauer und mittelfristig Sponsoren. In einer Liga, die mit kaum nennenswerten Fernsehgeldern oder anderen Vermarktungsmöglichkeiten ausgestattet ist, ist der Fan wichtiger Sponsor: Der Besucherschnitt sank in dieser Saison in Köln unter eine fünfstellige Marke, auch in Hamburg kamen nach dem verpatzten Start unter Laporte weniger Menschen in die Halle als in der vergangenen Saison. Gerade die Klubs mit den Großarenen wie Köln oder Hamburg aber müssen erfolgreich spielen, damit auch die für die Play-offs geblockten Termine in den Multifunktionshallen genutzt werden können.

Bei den Eisbären Berlin sind sie kontinuitätsliebend

Es gibt nur ein Gegenbeispiel unter den größeren Klubs der DEL: Bei den Eisbären, heute um 14.30 Uhr in Wolfsburg zu Gast, sind sie kontinuitätsliebend. Seit Uli Egen 2002 ist kein Trainer mehr vor Vertragsende entlassen worden. „Wir denken weiter als ein Wochenende voraus“, sagt Eisbären-Manager Peter John Lee. Außerhalb von Berlin dürfen die Trainer meist in der Provinz bei den Klubs mit den kleineren Hallen länger im Amt bleiben: In Augsburg oder Schwenningen ist die Geduld größer als in Hamburg, Köln oder in Mannheim – dort standen in den jüngsten zehn Jahren zehn verschiedene Trainer hinter der Bande. Das ist Liga-Spitzenwert. Die Freezers hatten seit ihrem DEL-Debüt 2002 neun Übungsleiter – so viele wie die Haie in diesem Zeitraum.

Dass den Kölnern der Trainerwechsel keinen Aufschwung in der Außendarstellung bringen wird, ist logisch, wenn man einen eloquenten Mann wie Krupp gegen den eher hölzernen Niklas Sundblad eintauscht. Aber es geht ja vor allem darum, den Anhang zurück zu gewinnen: Am Freitag bei Sundblads Debüt ging es daneben. Geschäftsführung und neuer Trainer bekamen was zu hören von den frustrierten Fans – nach einem 0:1 gegen Krefeld.

Sundbald hat einen Vertrag bis 2016 bekommen. Man plane langfristig mit dem Schweden, sagt Kölns Geschäftsführer Peter Schönberger. So lange Sundblad nicht weiter verliert.

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