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Van Bastens Triumph: Sogar Cruyff muss sich beugen

Hollands Trainer hat sein Land mit dem 3:0-Sieg über Weltmeister Italien in einen Freudentaumel versetzt. Jetzt ist sein Team einer der großen EM-Favoriten. Da muss sogar das ansonsten unantastbare Idol Johan Cruyff seine Kritik am Systemwechsel herunterschlucken.

Im Luxushotel „Beau-Rivage Palace“ am Ufer des Genfer Sees konnte keiner aus dem Lager der „Koninklijke Nederlandse Voetbalbond“ seinen Stolz verbergen. Während 25 000 niederländische Fans in der Innenstadt von Bern feierten, liefen Funktionäre, Spieler und Trainer aufgeregt durch die Gänge und versicherten sich gegenseitig, dass wirklich passiert war, was in ihren Köpfen herumspukte: Sie hatten den Weltmeister Italien 3:0 besiegt. Am nächsten Tag jubelten die Zeitungen in der Heimat. „Oranje belissima“, titelte der „Telegraaf“, und das Algemeen Dagblad“ meinte: „So holt Ihr den EM-Titel“. Nach dieser Nacht von Bern gehören die Holländer zumindest zu den ganz großen Favoriten.

Während Trainer Marco van Basten nach dem Abpfiff wie ein Feldherr auf dem Rasen stand, seine Spieler umarmte und die Aussicht auf das Freudenfest genoss, grollte allein Oranje-Idol Johan Cruyff, der an diesem Abend wohl einzig schlecht gelaunte Holländer in der gesamten Schweiz. Cruyff musste zähneknirschend eingestehen, er sei „natürlich stolz auf das Ergebnis“. Seine Kritik an van Bastens Abkehr vom traditionellen holländischen 4-3-3-System musste er hinunterschlucken. Den niederländischen Spielern ist es wohl egal, wie van Basten sie aufstellt – solange sie gewinnen. „Es ist ein Genuss, in solch einer Mannschaft zu spielen“, sagte Rafael van der Vaart. Und Torschütze Ruud van Nistelrooy fühlt sich wohl als einzige Spitze: „Das Wechselspiel mit zwei Sechsern gibt dem Team eine enorme Stabilität. Damit können wir viel besser angreifen.“ In der Tat setzten die Niederländer mit ihren drei offensiven Mittelfeldspielern Wesley Sneijder, Rafael van der Vaart und Dirk Kuyt die Italiener ständig unter Druck. Selten hat man die italienische Abwehr so überfordert gesehen, weil sie sich nicht aus dem Würgegriff es Gegners befreien konnte.

So ganz geheuer schien der Auftaktsieg unmittelbar nach dem Spiel aber noch nicht allen zu sein. „Es ist wirklich passiert“, sagte Joris Mathijsen. „Wir haben den Weltmeister geschlagen. Jetzt müssen wir auf der Heimfahrt im Bus mal darüber nachdenken, wie wir das gemacht haben.“ Dabei ist es für die Niederlande gar nicht so unüblich, amtierende Weltmeister zu schlagen. Seit 39 Jahren haben die Holländer nicht mehr gegen einen Fußball-Weltmeister verloren. Die letzte Niederlage datiert aus dem Jahr 1969, als das Team gegen England verlor.

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