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Sport: Van Burik: Hertha hat nicht viel Zeit Der Holländer gibt sich beim

Vertragspoker selbstbewusst

Berlin. Dick van Burik war gestern Mittag am Autotelefon kurz angebunden. Was vor allem daran lag, dass er konzentriert mit hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn von Amsterdam Richtung Berlin fuhr. Ihm lag viel daran, nach dem Kurztrip in seine Heimat pünktlich zum Nachmittagstraining am Olympiastadion zu erscheinen. Sein Trainer und Landsmann Huub Stevens mag keine Disziplinlosigkeit. Und derzeit ist van Burik sehr darauf bedacht, keine Minuspunkte zu sammeln. Schließlich geht es um die Verlängerung seines im Juni bei seinem Arbeitgeber Hertha BSC auslaufenden Vertrages.

Seit 1997 ist van Burik, damals für 900 000 Mark von NAC Breda gekommen, nun beim Berliner Fußball-Bundesligisten. Ginge es nach Hertha, würde er noch mindestens zwei weitere Jahre bleiben. Ein entsprechendes Angebot mit einem Options-Angebot über ein Jahr liegt ihm jedenfalls vor. Unterschrieben hat er noch nicht. „Wenn sein Vater in Berlin leben würde, wären wir uns vielleicht schon einig“, sagt Dieter Hoeneß, Herthas Manager. Aber Dick van Buriks Vater Karel, auch sein Berater, lebt in den Niederlanden.

Der Sohn macht kein Hehl daraus, dass für ihn Hertha die Nummer 1 ist. Das war noch vor einigen Wochen anders. Da gab es einen Zwist mit Hoeneß, der van Burik für ein kritisches Interview über die Situation bei Hertha und speziell seine eigene öffentlich zur Rede stellte. Damals sagte van Burik: „Zu 95 Prozent bin ich von Hertha weg.“ Heute hört sich das anders an: „Meine Situation ist wesentlich besser als in der Winterpause.“

Allerdings lässt Herthas Abwehrchef auch keinen Zweifel daran, dass es nicht unbedingt Hertha sein muss. „Es ist keineswegs so, dass es allein an Hertha liegt, ob der Vertrag verlängert wird. Ich bin mir meines Wertes durchaus bewusst. Und den kennen auch andere“, sagt der 29-Jährige. Und weiter: „Es darf nicht mehr allzu lange dauern.“ Man sollte das bei Herthas Verantwortlichen als doppelte Warnung verstehen. Dass sich der Aufsichtsrats-Vorsitzende Rupert Scholz kürzlich für van Burik stark machte, hat dessen Position sicher nicht verschlechtert.

Wie so oft geht es auch hier ums Geld. Bekanntlich fährt Hoeneß angesichts der finanziellen Einbußen durch die Kirch-Krise einen rigorosen Kurs: erheblich geringeres Grundgehalt, stark leistungsbezogene Prämien. Da dürfte es der Holländer längst bereut haben, dass er im Vorjahr das Angebot über einen Fünfjahresvertrag ablehnte. Nach seiner eigenen Aussage sei die Vertragsverlängerung nur an einer geringen Summe gescheitert, nach Angaben von Hoeneß habe es sich um einen beträchtlichen Betrag gehandelt.

Möglicherweise sieht van Burik in dem erheblich reduzierten Grundgehalt ein großes Risiko. Fiele er nämlich längere Zeit aus, wie es des Öfteren geschehen ist, fielen auch die leistungsbezogenen Prämien weg. Mit seiner stark ausgeprägten Muskulatur ist er besonders verletzungsanfällig. Gerade hat er sich nach seinem eingerissenen Außenband im Knöchel wieder hochgerappelt. Bei besagtem Kurztrip nach Amsterdam zu einem Spezialisten hat sich van Burik bestätigen lassen, „dass ich topfit bin“.

Sein Platzverweis beim Spiel gegen Bochum und damit das Fehlen am Sonnabend beim Spiel in Rostock könnte Dick van Buriks Position verschlechtert haben. Hat sie aber nicht. Im Gegenteil. „Die Gelb-Rote Karte war ungerechtfertigt. Und dass Dick so hundertprozentig in die Zweikämpfe geht, spricht nur für ihn“, sagt Hoeneß. So kann man es auch sehen.

Klaus Rocca

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