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Um Louis van Gaal ist es einsam geworden auf der Bayern-Bank.

© Reuters

FC Bayern München: Van Gaal muss sofort gehen

Nach dem Unentschieden gegen Nürnberg hat die Vereinsführung von Bayern München das Vertrauen in Trainer Louis van Gaal vollständig verloren. Bis zum Saisonende soll dessen Assistent die Mannschaft führen. Präsident Hoeneß rechnet mit dem Trainer ab.

Mit sichtbarer Erregung und erröteten Gesichtern trugen Bayern Münchens Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag an der Säbener Straße ihre Erklärungen vor. Vor allem beim Präsidenten klang das wie eine längst überfällige Generalabrechnung mit dem soeben vorzeitig entlassenen Trainer Louis van Gaal, so sehr emotional und so wenig eloquent redete Hoeneß drauflos. „Wir im Vorstand haben wochen- und monatelang geredet, irgendwann musste eine gemeinsame Entscheidung getroffen werden. Der Samstag war das Ende einer Kette, das Maß war voll. Es gibt da ein Sprichwort: Der Krug geht so lange bis zum Brunnen bis er bricht, jetzt ist er gebrochen.“ Und: „Dass die Spieler hinter ihm standen, ist ein Märchen.“ Der 59-Jährige machte dabei eine Miene, die Zorn, ja fast Hass verriet. Fußball müsse eben auch Spaß machen, fabulierte Hoeneß, aber der Spaß habe in seinem Familienhort „schon längere Zeit gefehlt“. Hätte nur noch gefehlt, der zuletzt in Nürnberg als Bratwurstverkäufer für einen guten Zweck aufgetretene Hoeneß hätte van Gaal eine Wurst genannt.

Auf den ersten Blick umso erstaunlicher, dass ein alter Vertrauter von van Gaal mit der Aufgabe betreut wird, zu retten, was noch zu retten ist: Assistent Andries Jonker (siehe Kasten rechts) soll es richten, gemeinsam mit Hermann Gerland. Dabei helfen sollen Kotrainer Marcel Bout und der ehemalige Bayern-Keeper Walter Junghans. Auf die Dienste der von van Gaal installierten Helfer – Torwarttrainer Frans Hoek, Trainingsphysiologe Jos van Dijk und Videospezialist Max Reckers – legt der Klub dagegen keinen Wert mehr. Denn darf man Hoeneß glauben, haben sie alle ja seine guten, netten Spieler nur noch böse blockiert. „Ich erwarte eine Explosion und dass die Zwangsjacke, in der die Spieler seit Monaten stecken, abgestreift wird“, dozierte Hoeneß. „Wenn man den ein oder anderen in den letzten Wochen beobachtet hat, kann man sagen, dass die pure Angst die Aktionen begleitet hat. Ich gehe davon aus, dass das ab sofort beendet ist.“

So etwas muss einer wohl sagen, der um Grundsätzliches fürchtet. Ein weiterer Niederschlag im nächsten Spiel gegen Bayer Leverkusen, in dem der unbeherrschte Rot-Sünder Arjen Robben sicher gesperrt ist, würde das Schreckensszenario ja wahrscheinlicher werden lassen: dass der FC Bayern nächste Saison in der Europa League ran muss und in der Champions League nur zusehen darf. Zu Panikattacken im Vorstand führt auch die Tatsache, fünf Spieltage vor Schluss einen Punkt hinter dem derzeitigen Dritten Hannover 96 zu rangieren – einem Billig-Kader, der an Gehalt im Jahr in der Summe ungefähr genauso viel kostet wie Münchens quer- und rückpassende Mitläufer Luiz Gustavo und Anatoli Timoschtschuk zusammen an Ablöse.

Weshalb der wohl nun zuvorderst für die Deeskalation zuständige Rummenigge mal gleich Jonker lobte, nachdem dieser unfallfrei ohne van Gaal das Auslaufen geleitet hatte. Jonker habe eben „eine klare Meinung, einen klaren Plan“. Doch der 48-Jährige dürfte gut daran tun, sich für die finalen Wochen immer brav mit Hoeneß und Rummenigge zu beraten.

Es entbehrt nicht einer gewissen Tragikomik, dass van Gaal über seine – fachlich tatsächlich angreifbare – Torwartentscheidung stolperte. „Mit der Entscheidung, Jörg Butt aus dem Tor zu nehmen, ging die ganze Scheiße los“, wetterte Hoeneß. „Es ist eine komplette Unruhe in der ganzen Abwehr entstanden. Das konnte man sich nicht länger antun.“ So als habe der allmächtige Präsident nur darauf gewartet, dass Thomas Kraft so ein peinlicher Patzer wie am Samstag in Nürnberg widerfahren würde. Hoeneß führte am Tag darauf offen aus, dass dieses Torwarttalent von Vorstandsseite nie akzeptiert worden war, „Christian Nerlinger hat van Gaal noch im Wintertrainingslager in Katar darauf aufmerksam gemacht. Das Thema Manuel Neuer hätte sich nicht so hochgeschaukelt und wir hätten nie solche Probleme mit den Fans in der Südkurve bekommen“, konstatierte Hoeneß. Jonker kann also gar nicht anders, als Hans-Jörg Butt, 36, gegen den enteilten Tabellenzweiten Bayer Leverkusen zum Comeback zu verhelfen. Mit der Kraft-Kapriole dürfte auch den Anhängern bald besser zu vermitteln sei, dass Nationaltorwart Manuel Neuer nächste Saison helfen muss.

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