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Kopfsache. Ruud van Nistelrooy, hier im Hinspiel gegen St. Pauli im September, hat sich durch seinen öffentlichen Flirt mit Real Madrid bei den Hamburger Fans unbeliebt gemacht. Im Sommer wird er den HSV verlassen.

© Bergmann

Nach versagter Freigabe: Van Nistelrooy ist in Gedanken schon ganz weit weg

Vor dem Nachholspiel gegen St. Pauli ärgert sich der Hamburger SV wieder einmal über seinen holländischen Stürmer.

Ruud van Nistelrooy ist es in den ersten sechs Wochen des Jahres 2011 gelungen, beim Hamburger SV vom Liebling zum Ärgernis zu mutieren. Natürlich würden ihn die HSV-Fans für den Siegtreffer gegen den FC St. Pauli im Bundesliga-Nachholspiel am heutigen Mittwoch (18.45 Uhr, live bei Sky) wieder feiern, er ist ja auch immer noch ein guter Stürmer. Aber eine Herzensangelegenheit ist dieser Niederländer den meisten Hamburgern nicht mehr. Nach seinem Flirt mit Real Madrid und der Bettelei um sofortige Freigabe Mitte Januar hatte sich der 34 Jahre alte Angreifer zunächst ein paar Tage betont beleidigt gegeben, dann über seinen Berater Rodger Linse ausrichten lassen, er sei nicht mehr wütend und werde bis zum Saisonende „alles geben“ für den HSV. Was man bei einem monatlichen Einkommen von 300 000 Euro ja auch erwarten darf. Nun kam die abermalige Volte: Einem niederländischen Fernsehsender sagte Ruud van Nistelrooy in der vergangenen Woche: „Ich muss noch 13 Mal für den HSV spielen. Dann ist es hier genug gewesen.“ Kein Wort mehr davon, im Sommer noch ein Jahr in Hamburg dranzuhängen, in dieser tollen Stadt, in der er sich mit Frau und Kindern doch so wohl fühle. Seine Worte klangen, als sei es eine Strafe, für den HSV zu spielen.

Mit Vorstand Bernd Hoffmann hat es sich Nistelrooy nun endgültig verscherzt. Dabei hatte dieser ihn im Januar 2010 voller Stolz präsentiert und die ganze Liga mit diesem Transfer überrascht. Trainer Veh war wenig begeistert von van Nistelrooys niederländischer Ehrlichkeit, seiner Zählweise nach vielen weiteren Problemen die „Baustelle Nummer 21“ beim notorisch aufgeregten HSV. Die Partie gegen den Lokalrivalen gilt als nächste und letzte Bewährungsprobe für den formschwachen Weltstar von einst. Dass van Nistelrooy nach dem verräterischen Interview sanft gedrängt sagte, er werde weiter „100 000 Prozent“ für den HSV geben, dann aber herumlavierte, als er die Frage beantworten sollte, ob er in der nächsten Spielzeit auch noch das Trikot mit der Raute tragen werde, ließ tief blicken. Hier ist einer gedanklich schon weg. Medien- und Werbetermine für den HSV soll van Nistelrooy auch nicht mehr wahrnehmen. Nun war es ja eher so, dass die Hamburger viel für ihn getan haben als anders herum. Van Nistelrooy kam mit großem Namen und schwacher Form als Rekonvaleszent nach Hamburg; er hatte bei Real Madrid ein Jahr kaum gespielt. Der große Betreuerstab des HSV kümmerte sich Tag und Nacht um den Stürmer.

Irgendwann im vergangenen Frühjahr witterte der ehrgeizige Mann die Chance, vielleicht noch ins holländische WM-Aufgebot zu kommen, auch das nahe Finale in der Europa League war ein Antrieb. Beides misslang. Van Nistelrooy blieb beim HSV, aber man wird das Gefühl nicht los, dass er das eher als Pflicht denn als Freude betrachtet. Seine bislang elf Tore in 28 Bundesligaspielen illustrieren das nun bald zu Ende gehende Kapitel van Nistelrooy beim HSV ganz treffend: ordentlich hat er seine Arbeit gemacht, keinesfalls überragend. Übrigens soll van Nistelrooy den holländischen Reportern erzählt haben, er brauche eine neue Herausforderung. Um sich für die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine zu empfehlen. An Selbstbewusstsein hat es ihm nie gemangelt.

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