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Sport: Verbotenes Spiel

Schiedsrichter Amerell über die falsche Karte gegen Lauterns Wiese

NACHSPIEL

Der Lauterer Torwart Tim Wiese springt dem allein auf ihn zulaufenden Kölner Woronin am Strafraum brutal in die Beine – er sieht dafür die zweite Gelbe Karte, also GelbRot, und ist somit nur für ein Spiel gesperrt. Hätte es nicht Rot geben müssen, Herr Amerell?

Auf jeden Fall. Wenn man die Fernsehbilder sieht, ist die Gelb-Rote Karte ein frühes Weihnachtsgeschenk im August für Herrn Wiese. Der Schiedsrichter muss in einem solchen Fall entscheiden, ob der Angriff dem Ball gilt oder nur den Knochen. Die Regel 12 beschreibt das verbotene Spiel: Der Schiedsrichter hat hier einen ausreichenden Ermessensspielraum: War es unverhältnismäßiger Körpereinsatz, fahrlässiger Einsatz oder gar rücksichtsloser Einsatz? Im Fall Wiese sind die Bilder eindeutig. Es war rücksichtsloser Einsatz, denn wenn der Gegenspieler, der im vollen Lauf ist, nicht noch hochgesprungen wäre, hätte es böse enden können. Der Schiedsrichter darf in einem solchen Fall nicht den Diplomatenpass rausholen und sagen: Na ja, der hatte schon Gelb, mit Gelb-Rot ist er gut bedient. Denn wie hätte er entschieden, wenn Wiese nicht schon vorher Gelb gesehen hätte? Trotzdem ist es nicht leicht für den Schiedsrichter, weil er vielleicht einen anderen Blick auf die Szene hatte. Wenn der Linienrichter übrigens gemeint hätte, die Entscheidung korrigieren zu müssen, dann hätte er über den Piepser in Kontakt zum Schiedsrichter treten können.

Manfred Amerell (56) erklärt im Wechsel mit Hellmut Krug eine Szene des aktuellen Spieltages aus Regelsicht. Amerell hat 10 Jahre Bundesliga gepfiffen. Jetzt ist er im DFB-Schiedsrichter-Ausschuss für Coaching und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Foto: dpa

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