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© Imgao

Verdacht der Untreue: THW Kiel: Schwenker sagt aus

Zum Handball-Skandal beim THW Kiel stellt sich der frühere Geschäftsführer Uwe Schwenker den Fragen der Staatsanwaltschaft - nach sieben Monaten des Schweigens.

Sportlich läuft alles perfekt beim THW Kiel. In der Bundesliga ist der Handball-Rekordmeister als einziges Team noch ungeschlagen, da der Konkurrent HSV Hamburg am Dienstag in Göppingen patzte (35:36). Und auch in der Champions League hielt sich der THW schadlos; heute will das Team von Trainer Alfred Gislason seine Siegesserie bei Kolding IF ausbauen (16.15 Uhr, live bei Eurosport). Wenn da nur nicht diese Vergangenheit über allem schwebten würde: Die unaufgeklärten Vorwürfe, der THW habe 2007 den Champions-League-Sieg durch Schiedsrichterbestechung erkauft. „Ich bin froh, wenn dieser Spuk endlich vorbei ist“, sagt vor diesem Hintergrund Klaus-Hinrich Vater.

Seit Juli trägt Vater als Aufsichtsratschef die Verantwortung beim THW, der IT-Unternehmer verkörpert nach der Demission des langjährigen Geschäftsführers Uwe Schwenker und der Gesellschafter den Neuanfang in Kiel. Solange aber Schwenker und Ex-Trainer Zvonimir Serdarusic nicht erhellen, was mit jenen 152 000 Euro geschehen ist, die im Umfeld von wichtigen Champions-League- Partien von THW-Konten flossen, muss sich Vater mit dem Menetekel der Schiedsrichtermanipulation auseinandersetzen. Deswegen ist er froh, dass Schwenker nun doch bei der Kieler Staatsanwaltschaft, die gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, aussagt – rund sieben Monate, nachdem die Vorwürfe, die den größten Skandal der Handballgeschichte ins Rollen brachten, öffentlich wurden. Am Freitag ließ sich Schwenker von den Staatsanwälten befragen. Warum plötzlich so eilig, darüber rätselt man in Kiel. „Ich habe immer gesagt, dass ich zu gegebener Zeit etwas dazu sagen werde“, erklärte Schwenker. „Herr Schwenker hat eine Aussage gemacht“, sagte Oberstaatsanwalt Manfred Schulze-Ziffer. Zu Inhalten wollte er keine Stellung nehmen, nur so viel sei klar: „Die Ermittlungen dauern an.“

Dass der Ruf der Kieler darunter leiden wird, glaubt Vater nicht. „Mir ist nichts bekannt geworden, was den THW belasten könnte“, erklärt der Aufsichtsratschef. Welche Quellen diesen Glauben nähren, verrät er nicht. Freilich sind die Wege in Kiel kurz, wenn es um das sportliche Aushängeschild der Stadt geht: THW-Aufsichtsratsmitglied und Anwalt Reinhard Ziegenbein gehört der größten Sozietät Schleswig-Holsteins an und kennt die Staatsanwälte. Auch wird Schwenker von einem Kollegen Ziegenbeins juristisch vertreten. Dennoch wundert sich der 50-Jährige über das Statement des neuen THW-Chefs: „Das habe ich mit Interesse vernommen.“ Zumal kein Kontakt zwischen dem alten und dem neuen Chef besteht. „Wir haben in den letzten Wochen nicht miteinander geredet“, sagt Schwenker.

Unabhängig davon, was Schwenker den Staatsanwälten berichten wird: Auch die Rolle von Serdarusic dürfte bald wieder ein Thema sein. Nicht wenige fordern eine Sperre, falls sich die Anschuldigungen gegen ihn erhärten sollten. Serdarusic trainiert das slowenische Nationalteam, das vom ehemaligen THW-Profi Roman Pungartnik gemanagt wird. Spätestens im Januar wird Serdarusic mit kritischen deutschen Medien konfrontiert sein; dann trifft Slowenien in der EM-Vorrunde in Innsbruck auf Deutschland. Wohin der Weg Schwenkers führen wird, ist offen. Die Arbeit in seiner Beratungsagentur hat er noch nicht aufgenommen. „Darum werde ich mich erst kümmern, wenn das Verfahren abgehakt ist“, sagt er. „Ich habe in den letzten Monaten administrative Dinge erledigt.“ Die „Kieler Nachrichten“ handeln Schwenker nun gar als Sportdirektor von Holstein Kiel, dem Fußball-Drittligisten. Dort wirkt mit dem Ex-THW-Profi Wolfgang Schwenke ein Geschäftsführer, dessen Verhältnis zu Schwenker als belastet gilt.

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