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Sport: Vereint gegen China

Bei der Tischtennis-Team-WM in Bremen fordert die Welt den Favoriten heraus

Auch die Tischtennis-Weltmeisterschaft kennt ein Traumfinale. Was beim Fußball Deutschland gegen Brasilien ist, das ist beim Tischtennis inzwischen Deutschland gegen China. So ist es zum Beispiel bei der letzten Mannschafts-WM 2004 in Katar gelaufen, als die Deutschen China herausgefordert haben. Die Chinesen, die so viele Geheimnisse des Tischtennis kennen, gewannen das Endspiel souverän 3:0. Seit gestern suchen die deutschen Spieler wieder ihre Chance – diesmal unter etwas besseren Voraussetzungen.

Die Mannschafts-WM findet in Bremen statt, und dort ist eine gewisse Tischtennis-Begeisterung ausgebrochen. Fast 50 000 der 67 000 Karten haben die Veranstalter schon verkauft. Es ist die erste Tischtennis-WM in Deutschland seit 1989, als Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner völlig überraschend den Titel im Doppel gewannen. Diesmal haben die deutschen Spieler eine Medaille als Ziel ausgegeben – eine Sensation wäre allerdings, wenn sie am 1. Mai tatsächlich den Chinesen ein ausgeglichenes Endspiel bieten könnten.

Dazu könnte vor allem Timo Boll beitragen. Der 25 Jahre alte Hesse ist seit der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren noch einmal gereift. Zu was er imstande ist, hat der Weltranglistenzweite zum Beispiel beim World Cup im vergangenen Oktober in Lüttich gezeigt. Dort besiegte er gleich die besten drei Chinesen hintereinander. Nicht erst seit dieser Leistung haben die Chinesen gehörigen Respekt vor ihm und haben sogar Spieler in ihrem nationalen Trainingszentrum in Peking abgestellt, die Bolls Stil kopieren.

In Bremen kann er jedoch höchstens zwei Chinesen schlagen. So sieht es der Modus vor. Die besten beiden Spieler jeder Mannschaft bestreiten jeweils zwei Begegnungen, der dritte eine. Wer drei Punkte hat, gewinnt das Match. Der Modus begünstigt Mannschaften mit einem starken Spitzenspieler wie die Deutschen, hinter Boll sollen dann Roßkopf, Bastian Steger, Christian Süß oder Zoltan Fejer-Konnerth punkten. Beim gestrigen 3:1-Auftaktsieg über Norwegen gewann Boll seine beiden Einzel, den dritten Punkt steuerte Süß bei.

Die deutschen Damen um die 34 Jahre alte Nicole Struse müssten dagegen schon über sich hinauswachsen, um in den Medaillenkampf einzugreifen. Der Auftakt ist ihnen zwar gelungen, nach 0:2-Rückstand besiegten sie die Niederlande noch 3:2. „Nach so einem Spiel ist man im Turnier angekommen“, sagte Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig. Aber nun warten noch die starken Teams aus Südkorea und Italien. Um Deutschland gegen China geht es bei den Damen jedenfalls nicht und auch nicht um China gegen sonst irgendwen. Es müssten sich schon die besten Einzelspielerinnen der Welt in einer Mannschaft versammeln, um die Chinesinnen zu besiegen.

Seit fünf Jahren wird auch bei den Mannschaften eine WM ausgespielt. 2001 hatte der Internationale Tischtennis-Verband beschlossen, Einzel- und Mannschaftswettbewerb zu trennen, und die erste WM für Nationalteams nach Katar vergeben. Der Weltverband verspricht sich davon mehr Attraktivität für das Turnier, weil die WM nun eine kompakte Veranstaltung von einer Woche ist und nicht mehr über 14 Tage läuft. Der Mannschaftswettbewerb hat sich in der Zwischenzeit so sehr etabliert, dass er bei den Olympischen Spielen 2008 das Doppel ersetzen wird. Seine olympische Premiere wird der neue Wettbewerb passenderweise in Peking feiern: Die Chinesen in ihrem eigenen Land zu besiegen, das ist die größte Herausforderung im Tischtennis.

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