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Sport: Verflucht flexibel

Artur Wichniarek ist auf vielen Positionen einsetzbar – für ihn ist das nicht immer ein Vorteil

Tschagguns. Manchmal benötigt man viele Worte, um einen einfachen Sachverhalt zu erklären. In seltenen Fällen ist es auch umgekehrt. Herthas Trainer Huub Stevens sagt, dass es in seiner Muttersprache ein Wort gebe, mit dem ein Spielertyp wie Artur Wichniarek bezeichnet werde. „Polyvalent“ sage man dazu in den Niederlanden. Am ehesten lässt sich das wohl mit „vielseitig verwendbar“ übersetzen. Herthas Trainer hat Wichniarek zum ersten Mal vor vielen Jahren bei einem U-21-Länderspiel spielen sehen, da besetzte er die Position im linken Mittelfeld. „Das kann er auch“, sagt Stevens. Genauso gut spielen kann der 26-Jährige Mittelstürmer Außenstürmer, links und rechts, oder zweiter Stürmer neben Fredi Bobic. Für eine dieser Planstellen hat Hertha BSC den Polen vom Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld verpflichtet.

Fußballtrainer schätzen solche polyvalenten Typen für ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, für die Spieler ist die Vielseitigkeit manchmal ein Fluch. Von einer Position werden sie auf die nächste geschoben, und wenn sie ihren Unmut äußern wollen, sagen sie Sätze wie: „Ich spiele da, wo der Trainer mich hinstellt.“ Gemeint ist dann: Ich würde lieber auf einer anderen Position spielen.

Wichniarek hat in der vorigen Saison zwölf Tore für Bielefeld geschossen. Weil die Arminen mit einer sehr defensiven Grundhaltung aufgetreten sind, wurde er meist als einzige Spitze aufgeboten. Bielefeld hat den Gegner kommen lassen, um ihn dann mit einem schnellen Gegenstoß zu überrumpeln. Acht seiner zwölf Saisontore hat Wichniarek nach Kontern erzielt, damit war er der erfolgreichste Konterstürmer der Bundesliga. Aber Herthas Zugang sagt, in Bielefeld habe er nicht auf seiner optimalen Position gespielt: „Ich komme lieber von der Seite.“

Bei der Verpflichtung von Fredi Bobic hat Herthas Manager Dieter Hoeneß gesagt: „Wir haben 26 Saisontore eingekauft.“ 14 mit Bobic, 12 mit Wichniarek. Die Frage aber ist, ob Wichniarek auch dann zwölf Tore schießen kann, wenn er sich den Platz im Angriff künftig mit einem anderen Spieler teilen muss. Wenn er mehr Vorbereiter sein soll als Verwandler.

Nach seinen bisherigen Trainingseindrücken findet Trainer Stevens, „dass die Harmonie im Sturm gut ist“. Welche Rolle darin für Wichniarek vorgesehen ist, „darauf habe ich mich noch nicht festgelegt“. Möglich sind verschiedene Varianten: Bobic spielt zentral, Wichniarek als zweite Spitze um ihn herum. Oder Stevens stellt mit Luizao einen zweiten Mittelstürmer auf und lässt Wichniarek von der rechten Seite kommen. Herthas Trainer sagt, er habe sich noch nie vor der Saison auf ein bestimmtes System festgelegt. „Du musst flexibel sein.“

Artur Wichniarek hat in Bielefeld bewiesen, dass er diese Anforderungen erfüllen kann. Aber Hertha ist eine andere Größe. Die Konkurrenz im Sturm ist stärker. Da gibt es nicht nur Bobic, sondern auch noch den brasilianischen Weltmeister Luizao und den angolanischen Nachwuchsstürmer Nando Rafael. Das Testspiel heute Abend gegen Sparta Prag (20.20 Uhr/live im DSF) ist die erste Möglichkeit, sich zu beweisen. „Ich habe keine Angst“, sagt Wichniarek. „Bei Hertha habe ich die Chance, ein größerer Spieler zu werden.“ Da, wo der Trainer ihn hinstellt.

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