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Sport: Verordnetes Schweigen

Nach dem 0:1 gegen Rapid Bukarest ist die Stimmung bei Hertha BSC gereizt – wenige Spieler äußern sich

Berlin - Was unterscheidet die aktuelle Saison von der vorletzten Spielzeit, in der Hertha BSC gegen den Abstieg spielen musste? Die Antwort des Torhüters Christian Fiedler fällt knapp aus: „Der Tabellenplatz in der Bundesliga.“ Spielerisch haben die Berliner mit der 0:1-Niederlage in der dritten Runde des Uefa-Pokals am Mittwoch gegen Rapid Bukarest einen neuen Tiefpunkt erreicht. „So kann es nicht weitergehen“, sagte Dieter Hoeneß gestern. Der Manager habe bereits Mitte November erste Anzeichen für den negativen Trend ausgemacht. Dennoch konnte der Verein diese Entwicklung nicht stoppen. Der letzte Sieg seiner Mannschaft datiert vom 4. Dezember, damals gewann Hertha 2:1 in Leverkusen.

Gestern versuchten die Verantwortlichen des Klubs es wie so oft in den vergangenen Wochen mit Gesprächen. Um 11.40 Uhr trafen sich Yildiray Bastürk, Gilberto, Josip Simunic, Niko Kovac, Christian Fiedler, Kapitän Arne Friedrich, Dieter Hoeneß und Trainer Falko Götz in der Geschäftsstelle des Klubs. Erst zwei Stunden und vier Minuten später kamen sie wieder heraus. Von den Spielern wollte sich danach nur Arne Friedrich zu den Themen des Gesprächs äußern. Er wurde dafür ausgewählt und von Hoeneß und Götz vor dem Gespräch mit der Presse instruiert. Die anderen vermeintlichen Führungsspieler wollten wie so häufig in schwierigen Situationen lieber nichts sagen – die Stimmung auf dem Trainingsgelände von Hertha BSC ist momentan angespannt. Marcelinho wiederholt nur zwei Worte: „Kein Kommentar.“

Hoeneß redete am offensten über die Inhalte der Gesprächsrunde mit dem erweiterten Mannschaftsrat: „Wir sind zurückgekehrt zum ein Mal eins des Fußballs.“ Der Mannschaft müsse klar gemacht werden, dass sie wieder einfach spielen soll. „Wir müssen wieder füreinander kämpfen, Laufbereitschaft zeigen“, sagte Hoeneß. Das sei am Mittwochabend nicht erkennbar gewesen. „Es geht nicht darum, irgendwelche Supertaktiken zu lernen“, sagte Hoeneß.

Intern ist die Aufstellung allerdings ein Thema. Gegen Bukarest ließ Götz seine Mannschaft erneut mit nur einem echten Angreifer auflaufen, obwohl er zuvor Offensive angekündigt hatte. „Ich habe da meine Meinung und der Trainer hat seine“, sagte Arne Friedrich dazu mehrdeutig. In der vergangenen Saison hatte das System mit nur einer Spitze und Yildiray Bastürk und Marcelinho dahinter noch funktioniert. In dieser Saison klappt es unter anderem deshalb nicht, weil Marcelinho seit Wochen unter Normalform spielt. Götz hatte ihn deshalb gegen Rapid Bukarest Mitte der zweiten Halbzeit ausgewechselt. Ob er ihn am Samstag gegen Schalke 04 einsetzen wird, ließ der Trainer gestern offen. „Für diese Entscheidung habe ich noch bis zum Spieltag Zeit.“ Die Kluft zwischen dem Star und seiner Mannschaft scheint immer breiter zu werden. Der Brasilianer gehört zum Mannschaftsrat, zu der gestrigen Sitzung wurde er dennoch nicht eingeladen. „Wir haben aber über Marcelinho geredet“, sagte Friedrich.

Das Spiel gegen Schalke 04 wollen die Beteiligten nutzen, „um bei den Fans wieder etwas gut zu machen. Das ist eine Chance“, sagte Friedrich. Abwehrspieler Sofian Chahed sieht allerdings auch die Gefahren, die das Spiel birgt: „Wenn wir noch einmal so auftreten wie gegen Bukarest, dann passiert ein Unglück.“

Chahed wird auf den Ausgang des Spiels unmittelbaren Einfluss haben – die gesamte eingespielte Abwehr droht gegen Schalke 04 auszufallen. Josip Simunic und Oliver Schröder sind verletzt, Arne Friedrich und Malik Fathi gesperrt. Fathi wird wegen seiner Roten Karte aus dem Spiel gegen Wolfsburg noch für zwei weitere Spiele ausfallen. Dafür kann Dick van Burik wohl wieder mitwirken. „Zu 70 Prozent schafft er es“, sagte Teamarzt Ulrich Schleicher. „Wir müssen alle Kräfte für das Spiel gegen Schalke bündeln. Danach wird sich die Personalsituation entspannen“, sagte Hoeneß. Die Personalsituation in der Führung des Klubs könnte sich bei einer Niederlage allerdings zuspitzen.

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