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Am Ende nachlässig. Sören Christophersen und die Füchse dominierten gegen die Rhein-Neckar Löwen eine Halbzeit lang, zum Schluss schwand bei den Berliner jedoch die Konzentration. Foto: dpa

© dpa

Sport: Verpatzte Party

Beim 21:21 gegen die Rhein-Neckar Löwen verspielen die Füchse in letzter Sekunde einen Sieg.

Berlin - Eine Privatfehde zwischen Dagur Sigurdsson und Gudmundur Gudmundsson ist nicht überliefert. Für gewöhnlich respektieren und mögen sich die isländischen Handballtrainer und gehen auch sonst fair miteinander um. Gestern aber wollten ihre Meinungen so gar nicht zueinander passen, nach dem Bundesliga-Spitzenspiel zwischen den Füchsen Berlin und den Rhein-Neckar Löwen zofften sich die Coaches öffentlich. Streitpunkt: Schiedsrichterleistung.

„Wenn so viele Entscheidungen gegen uns gepfiffen werden, können wir damit nicht leben“, schimpfte Füchse-Trainer Sigurdsson nach dem 21:21 (13:10), „es war genau wie letzte Woche.“ Schon beim Remis in Flensburg hatten sich die Berliner benachteiligt gefühlt. „Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass ich das unfair finde“, fuhr Gudmundsson seinem Kollegen ins Wort, „wir haben ein Topspiel mit guten Schiedsrichtern gesehen, das einen verdienten Ausgang gefunden hat.“ Wenngleich die Wahrheit irgendwo zwischen den persönlichen Wahrnehmungen lag, konnte der Trainer der Mannheimer von Glück reden, dass er Sigurdsson bei seinen Ausführungen nicht ins Gesicht geschaut hatte. Der Berliner Coach trug in diesem Moment nämlich einen Mörderblick mit sich umher. Sportlich war das durchaus verständlich. Schließlich hatte sein Team in letzter Sekunde die Möglichkeit verpasst, dem Tabellenzweiten die erste Saisonniederlage beizubringen und wiederum selbst auf Rang zwei zu klettern. Aber von vorn.

Im ersten Heimspiel der Saison gegen ein Team aus dem oberen Tabellendrittel legten die Berliner eine enorme Intensität an den Tag: Torhüter Silvio Heinevetter hatte nach einer Viertelstunde bereits acht zum Teil herausragende Paraden gezeigt. Im Verbund mit seinen äußerst aggressiven Vorderleuten brachte der deutsche Nationaltorhüter das Kunststück fertig, gegen die bis dato zweitbeste Offensivreihe der Bundesliga ganze sechs Gegentore in 20 Minuten zu kassieren. Weil die Berliner zudem gekonnt die Abwehr des Gegners auseinanderspielten, musste Gäste-Trainer Gudmundsson bereits frühzeitig intervenieren (4:1/8.) – zunächst mit überschaubarem Erfolg. Auch nach der Auszeit bestimmten die Füchse die Partie. Bartlomiej Jaszka führte gewohnt routiniert Regie, der Pole brachte unter anderem Kreisläufer Jesper Nielsen und den wegen Konstantin Igropulos Formschwäche eingewechselten Fabian Wiede in gute Wurfpositionen; die Führung der Füchse wuchs weiter an (9:4). In der Schlussphase der ersten Halbzeit schlichen sich bei ihnen allerdings kleine Nachlässigkeiten ein, welche die Gäste zu nutzen wussten. Mit 10:13 gingen sie in die Kabine – ein schmeichelhaftes Resultat.

Nach der Pause entglitt die Partie den Berlinern innerhalb weniger Minuten – und daran hatte Trainer Sigurdsson keinen geringen Anteil: Er hatte an der Seitenlinie zu laut über die Leistung des Schiedsrichtergespanns Robert Schulze/Tobias Tönnies aus Magdeburg geschimpft und wurde folgerichtig mit einer Zwei-Minuten-Strafe bedacht. In besagter Überzahlphase kamen die Rhein-Neckar-Löwen zum Ausgleich (16:16). Die Begegnung schien zu kippen, zumal Löwen-Keeper Niklas Landin nun das tat, was Heinevetter in Hälfte eins getan hatte: er verbarrikadierte seinen Kasten und ließ im zweiten Durchgang lediglich acht Treffer zu, darunter den viel bejubelten Treffer zum vermeintlich entscheidenden 21:20 durch Pavel Horak. Doch dann kam Rechtsaußen Patrick Groetzki und machte die geplante Party der Berliner mit einem feinen Wurf aus schwierigem Winkel zunichte.

Und die Privatfehde zwischen den Isländern? „Ist morgen wieder vergessen“, sagte Gudmundsson und stapfte zufrieden in die Kabine. Christoph Dach

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