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Der süße Geschmack Europas. Schalkes zweifacher Torschütze Jefferson Farfan(l.) feiert daumenlutschend seinen Treffer zum 1:1. Gejagt wird er von Spaniern, doch sie wollen nur jubeln: Es sind die Mitspieler (v.l.) Jurado, Escudero und Raúl. Foto: dapd

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Sport: Verrückt ins Viertelfinale

Durch ein 3:1 gegen Valencia kommt Schalke in der Champions League weiter

Felix Magath stemmte sich schon vor dem Anpfiff gegen unangenehme Widersacher, gegen jene Kräfte, die aus dem Aufsichtsrat des FC Schalke 04 heraus versuchen, den Trainer und Manager spätestens zum Saisonende loszuwerden (siehe Text rechts). „Nicht verrückt machen lassen, liebe Schalker!“, empfahl Magath am späten Nachmittag auf der Internetplattform Facebook auch seinem virtuellen Freundeskreis. „Ich lasse mich nicht beirren.“ Wenige Stunden später trat seine Mannschaft im Achtelfinalrückspiel der Champions League gegen den FC Valencia an. Und ließ sich auch nicht beirren. Obwohl Ricardo Costa die Spanier in Führung gebracht hatte, errang der Bundesligaklub in einem abwechslungsreichen Spiel, das in der zweiten Hälfte an Klasse gewann, am Ende ein 3:1. Dank der beiden Tore von Jefferson Farfan und des Treffers von Mario Gavranovic steht Schalke zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte im Viertelfinale des bedeutendsten Klubwettbewerbs im Fußball. „Ich habe schon zu meinen Spielern gesagt: Die Nebengeräusche dürfen uns nicht interessieren“, sagte Magath nach dem Spiel. Er mache seine Arbeit weiter bis 2013.

Schon im Hinspiel hatten die Gelsenkirchener in Valencia ein 1:1 erreicht, ein solides Fundament also für die Partie in der Gelsenkirchener Arena, die mit 53 500 Zuschauern nicht ganz ausverkauft war. Das Fundament erfuhr aber früh einen Riss. Verteidiger Ricardo Costa lenkte eine Flanke von Mehmet Topal, der sich gegen Joel Matip durchgesetzt hatte, mit dem Kopf ins Tor des FC Schalke; ausgerechnet Costa, ein alter Bekannter Magaths aus gemeinsamen Wolfsburger Zeiten. Valencia gewann an Sicherheit und zog einige gefährliche Angriffe auf. Allerdings zeigte der umworbene Torwart Manuel Neuer abermals, wie wertvoll er für Schalke ist, so etwa als er um einen Schritt schneller am Ball war als der heranstürmende Aritz Aduriz. Die Fans wussten natürlich schon vor dieser Rettungsaktion, was sie an Neuer haben. Tausende Anhänger hielten vor dem Spiel weiße Täfelchen hoch mit der Bitte „Manu, bleib“. Auch der Trainer erhielt ungeahnten Zuspruch, einige Anhänger reckten „Pro Magath“-Schilder in die Höhe. Zudem war ein Transparent zu sehen, auf dem „Felix gefällt uns wohl“ stand. Was danach kam, gefiel allen Fans.

Fünf Minuten vor dem Pausenpfiff stiegen die Chancen der Schalker wieder. Als nicht viel zusammenlief, brachte Farfan den Bundesliga-Zehnten mit dem Ausgleichstreffer ins Spiel zurück. Sein Freistoß besaß zwar viel Effet, schien aber nicht unhaltbar für Torhüter Vicente Guaita, der den Ball noch berührte, ihn aber nicht abwehren konnte. Der Treffer inspirierte die Schalker Anhänger, ihr altes Lied zu singen, mit dem sie den Uefa-Pokalsieg 1997 gefeiert hatten. Auch die Schalker auf dem Rasen kamen wieder in Schwung – und voller Tatendrang aus der Pause. Sieben Minuten nach dem Seitenwechsel setzte Gavranovic, der für den verletzten Klaas-Jan Huntelaar spielte, die Zeichen auf Sieg Schalke, als sein Schuss vom Innenpfosten ins Netz prallte. Nun stand Valencia, bei inzwischen hohem Tempo, wieder unter Zugzwang. Valencias Trainer Emery brachte Roberto Soldado als zweite Sturmspitze in die Partie. Doch das nützte letztlich nichts mehr. In der Nachspielzeit baute der stark spielende Farfan den Vorsprung mit seinem zweiten Treffer sogar noch aus und beseitigte die letzten Zweifel am Weiterkommen der Westfalen.

Der Einzug ins Viertelfinale der Champions League war übrigens zuvor erst einem Trainer des FC Schalke gelungen: Mirko Slomka vor drei Jahren. Einige Wochen später wurde er entlassen.

 Richard Leipold[Gelsenkirchen]

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