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Sport: Versetzung gefährdet

Herthas Musterprofi Malik Fathi schwächelt, der Trainer wird unruhig – nur der Spieler ist zufrieden

Herthas Musterprofi Malik Fathi schwächelt, der Trainer wird unruhig – nur der Spieler ist zufrieden

Berlin - Malik Fathi wird heute Abend auf der Fernsehcouch Platz nehmen und sich das Fußball-Länderspiel ansehen. Auf dieser Couch saß er auch vor einem halben Jahr, als Bundestrainer Joachim Löw anrief und ihn für das Länderspiel gegen Schweden nominierte. Dass er diesmal nicht im Kreise der Nationalspieler dabei ist, sieht er nicht als Problem, schließlich sei Marcell Jansen wieder fit. „Ich muss mich herankämpfen“, sagt der 23 Jahre alte Verteidiger. „Aber mit der Entwicklung kann ich zufrieden sein.“

Sein Trainer Falko Götz wird das nicht gerne hören. Er ist nicht mehr zufrieden. „Malik muss einen Schritt in der Entwicklung machen. Derzeit stagnieren wir.“ Götz spricht in der Wir-Form, zu Fathi hat er ein enges Verhältnis. Der Berliner ist seit sechs Jahren im Klub, besuchte die Fußballakademie, die Götz entworfen hatte. Fathi war der erste Absolvent, der sich als Profi durchsetzte und nun sogar zwei Länderspiele bestritt. Der Linksverteidiger gilt als Musterprofi und Sympathieträger zugleich. „Er vereint Charakter mit Talent“, hat Manager Dieter Hoeneß mal gesagt.

Der Deutsche mit dem türkischen Vater ist zudem eine Integrationsfigur. Beim Trainingsspiel Jung gegen Alt kickt Fathi bereits bei den Älteren mit – er spielt seine vierte Bundesligasaison. Bislang stimmte die Entwicklung, sein Stellungsspiel wurde immer besser, im Zweikampf wurde er sicherer. 89 Bundesligaspiele hat er bestritten, und die Verantwortlichen konnten sich auf ihn verlassen. Wenn er doch mal Fehler machte, so waren seine Einsicht und sein Ehrgeiz vorbildlich. Trainer und Manager fanden bei ihm den Biss, den sie bei anderen wie Alexander Madlung oder Thorben Marx vermissten.

Jetzt wird Götz erstmals ungeduldig. Fathi spielt eine schwache Saison: Bereits im ersten Spiel gegen den VfL Wolfsburg vertändelte er den Ball an der Torauslinie, zuletzt verschuldete er Tore in Leverkusen und gegen Hamburg. Fathis Spiel war immer schon eher bestechend solide als herausragend, Fehler fallen daher besonders auf. „Das wird auf Dauer nicht gehen“, sagt Götz, der ihn zweimal auf der Bank ließ. Fathi, der bei der 2:4-Niederlage in München sein erstes Bundesligator erzielte, soll sein Offensivspiel verbessern. „Das darf aber nicht zulasten seiner Defensivstärken gehen“, sagt der Trainer. Noch vertraut Götz dem Ehrgeiz seines Lieblingsschülers: „Malik macht sich Gedanken. Aber das muss er auch.“

Fathi gibt sich gelassen. „Gegen Hamburg habe ich bis auf den Fehler ein gutes Spiel gemacht“, sagt er. Aus den Fehlern will er lernen: Künftig will er einfacher spielen, notfalls den Ball ins Seitenaus dreschen. Es klingt, als habe er vorerst aufgegeben, auch im offensiven Zweikampf Akzente setzen zu wollen. Im heutigen Freundschaftsspiel gegen den polnischen Tabellenführer GKS Belchatow (16 Uhr, Amateurstadion) wird er wohl nicht spielen. Götz will seine Reserve aufbieten. Spätestens wenn Götz ihn doch nominiert, wird Fathi diesen Mittwoch als wirklichen Rückschritt begreifen.

Stefan Tillmann

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