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Sport: Versteckt die Tabelle!

Bei Werder Bremen mögen sie gar nicht sehen, wie schlecht es um die Mannschaft steht

Umringt von Reportern behielt Klaus Allofs auch nach dieser Niederlage die Ruhe, für die Werder Bremen bekannt ist. Der Blick jedoch auf das Klassement nach dem 19. Bundesligaspieltag bereitete dem Manager mehr Unbehagen als zuletzt. „Ich wage gar nicht auf die Tabelle zu schauen und zu gucken, wie groß der Abstand zu den Champions-League-Plätzen ist“, sagte Allofs. Nach dem 0:1 in Schalke erschien das Grau des Bremer Mittelmaßes noch eine Stufe dunkler als vorher. Werder sieht die Spitzengruppe nur noch von weitem, jene Tabellenregion, für die Bremen lange eine Art Stammplatzgarantie zu besitzen schien. Der Punkte rückstand auf den dritten Rang ist zweistellig. Und sogar der Fünfte Leverkusen ist um sieben Zähler voraus.

Allofs wusste also, was auf ihn zukommen würde: die Frage, ob Thomas Schaaf, im zehnten Jahr als Cheftrainer, auf dieser Position noch die ideale Besetzung sei. Darauf zu antworten machte dem Geschäftsführer nicht viel aus. Diese Fragen könne er „sehr gut aushalten“. An den Argumenten, die für Schaaf sprechen, hat sich in seinen Augen „nichts geändert“, sagte Allofs. Nur einmal hatte sich eine Formulierung in seine sonst wohlgesetzten Worte eingeschlichen, die Zweifler so hätten deuten können, als würde der Trainer vielleicht doch in Bedrängnis geraten. „Wir geben hier keinen prinzipiellen Treueschwur ab.“ Wenig später räumte Allofs ein, dass er das „lieber nicht hätte sagen sollen“. Um Spekulationen vorzubeugen, lieferte er sogleich die Deutung seiner Äußerung. Maßstab sei die Qualität der Arbeit des Trainers. Schaafs Arbeit sei „total überzeugend“ und biete keinen Anlass, etwas zu verändern.

Wenn derartige Kreditzusagen überhaupt irgendwo glaubwürdig klingen in diesem Geschäft, dann bei Werder Bremen. Schaaf jedenfalls nahm die Worte des Managers mit Wohlgefallen auf. „Es ist gut, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die die geleistete Arbeit bewerten und honorieren. Wir machen hier nichts für den schönen Schein.“

Die Partie in Schalke sprach eher für Schaaf als gegen ihn. Nach dem Gegentor von Benedikt Höwedes bäumte sich Werder gegen die Niederlage, verpasste aber trotz einer Fülle guter Chancen den Ausgleich, vielleicht auch weil die beiden wichtigsten Offensivkräfte gesperrt waren: Spielmacher Diego und Torjäger Pizarro. So blieb Bremen nur statistisch in allen Belangen überlegen. Beim Blick auf die Tabelle mag Allofs sich mit Grausen abwenden. Dennoch sieht er „noch Möglichkeiten, oben reinzurutschen“ – behauptet er. „Die Lösung ist ganz einfach. DFB-Pokal gewinnen, Uefa-Cup gewinnen, dann sind wir auch nächstes Jahr international wieder dabei“, sagte Verteidiger Per Mertesacker mit einem ironischen Lächeln im Gesicht.

Während Klaus Allofs als souveräner Verlierer auftrat, verzichtete sein Gelsenkirchener Gegenüber Andreas Müller darauf, einen Sieg zu kommentieren, der kämpferisch wertvoll, aber ohne jeden künstlerischen Ausdruck war. Doch Müllers Platz nahm dieses Mal Josef Schnusenberg ein. Der erste Vorsitzende des Klubs, nicht unbedingt der Schalker Frontmann in sportlichen Fragen, sagte jovial, dass er „immer entspannt“ sei, nach diesem Sieg dazu noch „erleichtert und zufrieden“. Ob das Spiel oder besser das Ergebnis ihm Mut mache, wollte jemand wissen. „Wieso Mut?“ erwiderte Schnusenberg. „Ich habe immer Mut.“ Und warum hat den Manager der Mut verlassen, öffentlich in Erscheinung zu treten? „Der Andy wollte sich mal etwas zurückhalten, nachdem er in den letzten Tagen doch sehr in der Kritik gestanden hatte“, sagte Schnusenberg. Und warnte davor, falsche Schlüsse zu ziehen. „Ich bin mir sicher: Selbst wenn das Spiel in die Hose gegangen wäre, hätte es keinerlei personelle Konsequenzen gegeben.“

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