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Sport: Vertrauen auf Zeit

Trainer Mirko Votava darf beim 1. FC Union weitermachen – wie lange noch?

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Uwe Rade gab sich lammfromm. Er sei froh, dass „wir nicht verloren haben“ und wolle sich jetzt etwas zurückhalten. Am 9. Oktober sei die nächste Sitzung des Aufsichtsrates, und da werde er, Rade, als Vorsitzender des Gremiums die relevanten Dinge schon ansprechen. Bis dahin soll Ruhe sein.

Heiner Bertram, Präsident des 1. FC Union, und Geschäftsführer Bernd Hofmann blieben nach dem Spiel in Unterhaching gleich in Bayern. Sie schauten sich am Samstag auf Einladung von 1860 München das Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart an und vergnügten sich zudem auf dem Oktoberfest.

Trainer Mirko Votava hielten berufliche Belange in Süddeutschland fest. Er schaut heute bei Jahn Regensburg gegen Trier zu. Aus gutem Grund. Gegen beide Mannschaften kämpft Union als nächstes um Punkte.

Beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Union waren die Entscheidungsträger am Tag nach dem 1:1 bei der SpVgg. Unterhaching fast demonstrativ bemüht, Normalität einkehren zu lassen. Business as usual nach einer überaus hektischen Woche. Seit dem 1:2 daheim gegen den VfB Lübeck wurde eine Woche lang über eine bevorstehende Ablösung von Trainer Votava diskutiert. Aufsichtsrat Rade, sonst eher einer der Stillen im Verein, hatte öffentlich heftige Kritik geübt, dabei auch Bertram für dessen Alleingänge in so mancher Personalfrage gerüffelt. Bertram seinerseits wollte nach außen hin Votava den Rücken stärken, verhaspelte sich aber, indem er öffentlich kundtat, schon nach einem Nachfolger Ausschau zu halten.

1:1 in Unterhaching – das reicht: Votava darf weiterarbeiten. „Hören Sie mit dem Trainer auf, lassen Sie den lieben Mann in Ruhe“, wies Heiner Bertram einen Fragensteller beim TV-Sender „Premiere“ zurecht. Aber: Mirko Votava hat nur einen Vertrauensvorschuss auf Zeit. Wenn am nächsten Sonntag Jahn Regensburg nicht bezwungen wird, geht die Diskussion um ihn von vorne los. Votava hilft letztlich nur eine Siegesserie, die Union schnell aus dem Abstiegssektor der Liga herausführt. Nur das würde die Lage entspannen. „Ich werde kämpfen, solange man mich lässt“, sagte Votava in Unterhaching.

Es kamen schon Diskussionen auf, Votava könne zugunsten eines neuen Trainers auf den Posten eines Sportdirektors abgeschoben werden. „Wir haben bei uns im Verein keine Direktoren, solche Posten werden bei uns nicht vergeben“, sagt Bertram. Er macht noch einmal deutlich: „Herr Votava ist als Trainer verpflichtet, er wird unser Trainer bleiben, an etwas anderes ist nicht gedacht.“

Dass das Verhältnis zwischen Präsident und Trainer nicht gar so intakt ist, wie es nach derlei netten Worten den Anschein hat, zeigte sich unmittelbar nach dem Abpfiff im Sportpark von Unterhaching. Da steuerte Bertram gemessenen Schrittes auf Votava zu, beabsichtigte offenbar, dem Trainer seine Anerkennung auszusprechen. Doch Votava würdigte seinen Vorgesetzten kaum eines Blickes, stapfte mit finsterer Miene einfach weiter in Richtung Kabine. Nach der tieferen Symbolik dieser Szene befragt, antwortete Bertram dem Fernsehreporter ausweichend. „Man kann auch mit innerer Zuneigung auf jemanden zugehen“, sagte der Präsident. Eine reichlich nebulöse Auskunft.

Zumindest die Dissonanzen zwischen Präsident Bertram und Aufsichtsrat Uwe Rade sollen am Montag ausgeräumt werden. „Ein versöhnliches Gespräch“, kündigt Unions Pressesprecher Lars Töffling an.

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