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Mehr als ein Arm voraus. Würzburgs Chris Kramer setzt sich gegen die Berliner Marko Simonovic (l.) und Yassin Idbihi durch. Foto: Camera4

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Sport: Verunsichert und verkrampft

Albas Basketballer verlieren 84:91 gegen Würzburg und stehen in den Play-offs vor dem Aus.

Berlin - Manchmal kann man ein ganzes Jahr Arbeit innerhalb weniger Minuten wegwerfen. Ideal dazu ist beispielsweise ein knappes Heimspiel im Play-off-Basketball, in dem man für ein paar Momente wegdämmert. Am Samstag stand es zwischen Alba Berlin und den Würzburg Baskets kurz vor Ende des dritten Viertels 60:60, als die Berliner ihren Gegnern zunächst zwei leichte Punkte gestatteten. Kurz darauf dribbelte der Würzburger Chris Kramer über das ganze Feld, um den Ball erneut völlig ungehindert in den Korb zu legen. Schließlich schlossen die Berliner ihren letzten Angriff vor der Viertelpause überhastet ab – und vergaßen den Sprint zurück. Ivan Elliott verwandelte mit der Schlusssirene freistehend einen Dreier zum 67:60 für die Gäste.

„Davon haben wir uns nicht mehr erholt“, musste Albas Trainer Gordon Herbert zugeben, nachdem sein Team das dritte Viertelfinalspiel gegen die Franken mit 84:91 (45:43) verloren hatte. In der „Best of five“-Serie liegt Herberts Team nun 1:2 zurück – und muss am Dienstag in Würzburg gewinnen, um ein allzu frühes Saisonende zu vermeiden. Die Berliner müssen sich allerdings deutlich steigern, wenn sie ein entscheidendes fünftes Spiel am kommenden Donnerstag erzwingen wollen. „Die Würzburger haben heute besser gespielt als wir, defensiv und offensiv“, sagte Herbert. „Und ihr Siegeswillen war größer als unserer.“

Die fehlende Leidenschaft war schon bei der heftigen 66:79-Niederlage in Würzburg am Mittwoch Albas Hauptproblem gewesen, gestern war den Berlinern zunächst deutlich anzumerken, dass sie sich mehr Kampf vorgenommen hatten. Den unterbanden aber zunächst die Schiedsrichter, die immer wieder ein Foul der Profis von Albas Trainer Gordon Herbert gesehen hatten. Das hatte zur Folge, dass die 10 044 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof noch lauter wurden, bereits zuvor war die Atmosphäre eines so wichtigen Spiels würdig gewesen. Da die Würzburger sicher von der Freiwurflinie trafen und Alba im eigenen Angriff Probleme hatte, konnten sich die Gäste absetzen. Herberts Team lief schnell einem Rückstand hinterher, beim 7:18 lag Alba erstmals mit mehr als zehn Punkten zurück, nach dem ersten Viertel stand es 16:22 aus Sicht der Berliner.

Dann allerdings fand Herbert zwischenzeitlich den Schlüssel für seine Offensive: Angriff um Angriff wanderte der Ball in die Nähe des Korbes zu Derrick Allen, der seine Gegenspieler immer wieder austanzte. Im zweiten Spiel der Serie war der 31-Jährige noch ohne Punkt geblieben, Herbert hatte daraufhin Marko Simonovic an seiner Stelle in die Startaufstellung beordert – das schien Allen besonders zu motivieren. Angeführt vom US-Amerikaner kämpfte sich Alba heran, als die Berliner Mitte des zweiten Viertels zum 29:29 ausglichen, skandierten der gelbe Fanblock: „Jetzt geht’s los.“ Alba schien das Spiel unter Kontrolle zu bekommen und ging mit einer 45:43-Führung in die Halbzeitpause.

Im dritten Viertel konnte sich bis zum 60:60 kein Team mit mehr als zwei Punkten absetzen – ehe sich die Berliner ihre Aussetzer-Serie leisteten. Gegen die zähen, homogenen und disziplinierten Würzburger darf man sich derartige Fehler aber nicht erlauben: Auch im Schlussviertel ließ das Team von Trainer John Patrick nicht nach, erkämpfte sich immer wieder wichtige Offensivrebounds und traf, wenn es darauf ankam. Die Berliner hingegen verkrampften immer mehr, schlossen ihre Angriffe überhastet ab und kamen nie auf weniger als sechs Punkte heran. Bei Alba fand sich niemand, an dem sich das Team hätte aufrichten können. Kapitän Dashaun Wood, mit 20 Punkten bester Berliner Werfer vor Allen (19), versuchte zu viel im Alleingang. Kyle Weaver war überhaupt nicht mehr zu sehen, der Flügelspieler verfehlte alle seine sieben Wurfversuche aus dem Feld. Und den verunsichert wirkenden Center Torin Francis ließ Herbert sogar die gesamte zweite Hälfte auf der Bank. Als die Schlusssirene ertönte, mischten sich auch Pfiffe des Berliner Publikums in den Jubel der mitgereisten fränkischen Fans.

„Wir haben den Würzburgern viel Selbstvertrauen gegeben“, sagte Allen. Heiko Schaffartzik fasste die Situation seines Klubs noch prägnanter zusammen: „Wir fahren nach Würzburg. Wir sind Alba Berlin, stehen mit dem Rücken zur Wand und müssen das Spiel gewinnen.“

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