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Sport: Verwirrt ins Finale

Die kuriose Erfolgsstory von Italiens Volleyballerinnen

Von Helen Ruwald

Berlin. Die Siegerin war so durcheinander nach dem Einzug ins WM-Finale, dass sie gar nicht wusste, was sie zuerst machen sollte: telefonieren oder ein Fernsehinterview geben? Die italienische Volleyball-Nationalspielerin Anna Vania Mello entschied sich, beides gleichzeitig zu tun. Das Handy am Ohr, stand sie nach dem 3:1 im Halbfinale gegen China, dem WM-Zweiten von 1998, in der Max-Schmeling-Halle vor dem Mikrofon des Reporters. Danach fiel sie jubelnd einem Journalisten aus der Heimat um den Hals, während ihre Kollegin Rachele Sangiuliano neben ihr mit Freudentränen kämpfte.

Zur WM hatten sich die Spielerinnen einen neuen Schlachtruf zugelegt: „Gemeinsam werden wir gewinnen.“ Genau das taten sie gegen China, das gestern auch das Spiel um Platz drei gegen Russland 1:3 verlor. Und nun stehen die Italienerinnen im Endspiel gegen die USA, (heute, 15 Uhr, Max-Schmeling-Halle/12 Uhr, Spiel um Platz 5: Kuba - Korea). Damit hatte kaum einer gerechnet. Die italienische Liga gilt zwar als stärkste der Welt, die Nationalmannschaft war im vergangenen Jahr EM-Zweiter geworden. Doch die beste Platzierung bei einer Weltmeisterschaft war bisher Rang fünf, 1998. Bei Olympia 2000 in Sydney waren die Italienerinnen nur Neunte geworden.

In der Vorrunde gewann Italien alle fünf Spiele. In der Zwischenrunde kam das Team nach Niederlagen gegen Russland und Kuba als Gruppendritter hingegen nur knapp weiter. „Ich kann es kaum glauben, dass wir im Finale sind. Jetzt werden wir alles für die Sensation tun“, sagte Trainer Marco Bonitta, der Bergamo als Klubtrainer 1999 und 2000 zum Titel in der Champions League geführt hatte. Er übernahm die Nationalmannschaft nach Sydney und machte sich nicht nur Freunde. Umgehend setzte er Maurizia Cacciatori, die Starspielerin mit eigenem Sponsor, als Spielführerin ab und bestimmte Manuela Leggeri zu ihrer Nachfolgerin. Auch als Zuspielerin war Cacciatori plötzlich nicht mehr die Nummer eins. Kurz vor der WM strich der Trainer sie ganz aus dem Kader, sehr zur Empörung der italienischen Medien.

Doch Bonitta hat bewiesen, dass der Verzicht auf den Star kein Fehler war. „Die Mannschaft ist eine Einheit geworden“, sagt er. Eleonora Lo Bianco wird in der Liste der besten Zuspielerinnen der WM auf Rang drei geführt, Elisa Togut (29 Punkte gegen China) bei den Angreiferinnen auf Position vier. Bei einer Online-Umfrage vor dem Turnier nach dem WM-Superstar beschwerte sich ein Fan, dass Toguts bei den Vorschlägen fehlte. Ihm kann man spätestens dann nicht mehr widersprechen, wenn Togut Italien heute zum Titel führt.

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