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Vettels kontroverser Erfolg: Siegertypen bremsen nicht

Christian Hönicke meint in seinem Kommentar, dass Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel keine andere Wahl hatte, als die Stallorder von Red Bull zu ignorieren.

Von Christian Hönicke

Wenn er mit Michael Schumacher verglichen wird, winkt Sebastian Vettel meist genervt ab. Er sei nicht wie der Rekordweltmeister der Formel 1, hat er immer betont, er gehe seinen eigenen Weg. Seit Sonntag kann man sich da nicht mehr ganz so sicher sein. Das kontroverse Überholmanöver gegen seinen Teamkollegen Mark Webber in Malaysia, die lauwarme Entschuldigung, bei dem er nur mit Mühe das Lächeln unterdrücken konnte – das alles hat man schon einmal gesehen. Es steckt mehr Michael Schumacher in Sebastian Vettel, als er zugeben möchte.

Vettel ist nicht dreimal Weltmeister geworden, weil er brav und nett Kommandos befolgt hat. Wer eine von der Box vorgegebene Reihenfolge einmal akzeptiert, wird schnell zum Teamplayer ernannt. Das hört sich positiv an, und doch ist es in der Formel 1 das schlimmste Schimpfwort. Ob Schumacher, Lauda, Senna oder Prost, keiner der ganz Großen hätte eine Stallorder zu seinen Ungunsten hingenommen. Siegertypen bremsen nicht.

Mag Vettels Angriff auf den Stallrivalen diesmal unsportlich, ja feige gewesen sein – am Ende war der Ungehorsam am Steuer aus seiner Sicht die richtige Wahl. Webber weiß das natürlich, er wird sich wohl auch über seine Naivität geärgert haben. Der Australier verweigert sich ja selbst konsequent der Stallregie, in Istanbul 2010 kam es deswegen sogar zum Crash mit Vettel. Und auch der Mercedes-Pilot Nico Rosberg wird sich noch wünschen, das von seinem Teamchef ausgesprochene Überholverbot lieber ignoriert zu haben. Denn ein Teamplayer wird niemals Weltmeister. Jedenfalls nicht in der Formel 1.

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