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Es war einmal. In Berlin, bei Hertha BSC, waren sich Fredi Bobic und Trainer Huub Stevens nicht unbedingt herzlich zugetan.

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Update

VfB Stuttgart entlässt Thomas Schneider: Huub Stevens soll es richten

Der VfB Stuttgart schwenkt ab vom Jugendweg und ersetzt Trainer Thomas Schneider durch Routinier Huub Stevens. Der soll nun den Abstieg aus der Bundesliga verhindern helfen.

Um 9:51 fuhr Thomas Schneider im weißen Mercedes mit seinem Assistenten Alfons Higl vom Trainingsgelände des VfB Stuttgart. Er hatte erledigt, was noch erledigt werden musste. Es war nicht viel. Schneider verabschiedete sich von seiner Mannschaft, die nun nicht mehr seine war. Der 41-Jahre alte ehemalige Stuttgarter Profi musste nach einer Negativserie von neun Spielen ohne Sieg gehen. Am Samstag kam sein Team gegen den Tabellen-Letzten Eintracht Braunschweig nicht über ein 2:2 (2:1) hinaus. Am Montag wird sein Nachfolger präsentiert: Der 60 Jahre alte Niederländer Huub Stevens. Der ist so ziemlich das genaue Gegenteil des umgänglichen Schneider, der im Mai 2013 als Jugendtrainer deutscher B-Jugend-Meister wurde und Ende August 2013 Nachfolger von Bruno Labbadia wurde. Stevens setzt kompromisslos auf Disziplin. Ihm eilt der Ruf voraus, ebenso „knurrig“ wie bis ins kleinste Detail gewissenhaft zu sein. Sein Vertrag gilt vorerst bis zum Saisonende, erst vor einer Woche wurde er bei PAOK Saloniki entlassen.

Stevens soll die Stuttgarter in den verbleibenden zehn Spielen vor dem Abstieg retten. Dem Remis gegen Braunschweig folgten gespenstische Szenen in der Stuttgarter Arena. Präsident Bernd Wahler, Manager Fredi Bobic und Finanzvorstand Ulrich Ruf versuchten aufgebrachte VfB-Fans zu beruhigen. Das gelang nur mit Hilfe vieler Ordner, die handgreiflich werden mussten, damit die Lage nicht eskalierte. Das Trio wurde niedergebrüllt.

Huub Stevens ist in der Bundesliga ein alter Bekannter. 1997 gewann er mit Schalke 04 den Uefa-Cup und gilt dort seitdem als Jahrhundert-Trainer. Stevens arbeitete auch bei Hertha BSC, dem 1. FC Köln und dem HSV. „Wir wollen einen Reiz setzen – für die Mannschaft“, sagte Bobic am Tag danach.

Stevens und Bobic kennen sich aus gemeinsamen Hertha-Zeiten

Vor einer Woche hatten die Stuttgarter Schneider eine Gnadenfrist für das Braunschweig-Spiel erteilt. Zuvor war Bobic mit dem Vorschlag, den ehemaligen Stuttgarter „Freistoß-Magier“ Krassimir Balakow als Trainer zu verpflichten, gescheitert. Bobic musste dafür heftige Kritik einstecken und gilt seitdem als „angekratzt“. Man warf ihm vor, Balakow holen zu wollen, weil die beiden eine enge Freundschaft verbindet.

Schneiders Auftrag lautete, die Stuttgarter Mannschaft umzubauen. Der Vereinslinie folgend, setzte er auf junge Spieler. Ältere Profis wurden verkauft oder fanden sich auf Bank und Tribüne wieder. Während der beiden vergangenen Jahre musste der VfB jeweils einen zweistelligen Betrag als Verlust melden und war zum Sparen gezwungen. Nun musste man feststellen, das Jugendkonzept geriet in schwere Schieflage.

Stuttgart liegt mit 20 Punkten auf dem 15. Platz

„Es war ein sehr emotionaler Abschied“, berichtete Bobic. Die angespannt Gesamtsituation sei letztlich für den Wechsel ausschlaggebend gewesen. Schneider wurden falsche Wechsel und eine falsche taktische Ausrichtung vorgeworfen. Einmal setzte Schneider auf die Doppelspitze Vedad Ibisevic/Mohammed Abdellaoue. Erst spät verstärkte er vor der schwachen Abwehr das Mittelfeld. Kritiker warfen Schneider vor, der Situation nicht gewachsen zu sein. „Der Druck war verdammt hoch“, klagte Bobic. „Er hat alles für den VfB getan. Jetzt soll er „durchschnaufen“ und ab Sommer reden wir über einen neuen Job beim VfB.“

Die Verpflichtung des Routiniers Stevens bedeute nicht, „dass wir unseren Weg verlassen“, sagte Bobic. „Wir haben immer gesagt, wenn es nötig ist, verlassen wir ihn kurz und kehren dann zurück.“ Die Nachwuchs-Pläne aber liegen vorerst einmal auf Eis. Die Stuttgarter müssen den zweiten Abstieg nach 1975 verhindern. Das wird schwer genug. Schon in den nächsten drei Spielen gegen direkte Abstiegs-Konkurrenten aus Bremen, Hamburg und Nürnberg muss sich Huub Stevens beweisen. Bobic und Stevens kennen sich aus gemeinsamen Berliner Tagen. Als Stevens als Herthas Trainer 2003 entlassen wurde, beklagte er, der damalige Stürmer Bobic habe ihn im Stich gelassen. Der sei als Star geholt worden, habe aber „keine Leistung“ gebracht. Rund zehn Jahre später sehen sich die beiden Charakterköpfe wieder. Stevens als Retter mit heiklem Auftrag und Bobic als Manager in Not. „Er ist ein fantastischer Trainer, der uns die Richtung zeigen wird. Ich bin sicher, ihm gelingt der Klassenerhalt“, sagte Bobic. Im Übrigen habe man längst ein „gutes Verhältnis“ – alles andere sei „Legendenbildung“. Stevens ließ schon einmal mitteilen: „Ich bin heiß, ich brenne.“

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