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Klare Ansage. Trainer Bruno Labbadia kündigte bei seinem Amtsantritt in Stuttgart einen Zehn-Tage-Sofortplan an.

© dpa

VfB Stuttgart: Labbadia kam durch den Notausgang

Bruno Labbadia soll den VfB Stuttgart nach oben führen – und will sich dabei auch selbst beweisen. Wie schwierig die Aufgabe am Neckar zu sein scheint, verdeutlicht die kurze Amtszeit seines Vorgängers Jens Keller, der nach knapp 60 Tagen wieder gehen musste.

Er schien fast in geheimer Mission unterwegs zu sein. Bruno Labbadia betrat den großen Pressekonferenzraum der Stuttgarter Arena durch den Notausgang und nicht wie üblich nach einem kleinen Spaziergang für alle sichtbar von vorne. Die Stuttgarter hatten in der Einladung zur Präsentation ihres neuen Cheftrainers darum gebeten, Ort und Zeitpunkt nicht zu veröffentlichen. Falls man beim abstiegsbedrohten Klub Fanproteste befürchtet hatte – sie blieben aus.

Labbadia selbst machte dann keinen Hehl aus seiner prekären Mission und spulte das Kommunikationsprogramm aller potenziellen Vereinsretter ab. „Es ist nicht mehr fünf vor zwölf“, sagte der 44-Jährige. „Wir sind darüber hinaus. Jede Sekunde zählt, jeder einzelne Tag zählt.“ Labbadia soll in Stuttgart den zweiten Abstieg nach 1975 verhindern. Er unterschrieb einen Vertrag über zweieinhalb Jahre, der nur für die Bundesliga gilt. Scheitert die Mission, die Schwaben zu retten, ist seine Amtszeit im kommenden Sommer also schon wieder beendet.

Es gibt sicher günstigere Momente, einen in die Krise geratenen Klub zu übernehmen. Nach dem bedeutungslosen Spiel gegen Odense in der Europa League am Donnerstag spielt der VfB nach den zwei Partien gegen Bayern München (Liga und Pokal) zum Rückrundenstart gegen Mainz und Titelfavorit Dortmund. „Der Einstieg ist sicher schwierig, aber wir haben keine Zeit mehr“, sagte Labbadia und kündigte einen Zehn-Tages-Sofort-Plan an.

Wie schwierig die Aufgabe am Neckar zu sein scheint und wie groß die innerbetrieblichen Schwierigkeiten der Stuttgarter sind, verdeutlicht die kurze Amtszeit seines Vorgängers Jens Keller, der nach knapp 60 Tagen und nur neun Punkten aus neun Spielen wieder gehen musste, obwohl der ehemalige Assistent erst Mitte Oktober den Schweizer Christian Gross beerbt hatte. Keller wurde am Samstag beurlaubt, soll aber weiter in der Spielbeobachtung eingesetzt werden. Labbadia ist der dritte Stuttgarter Trainer innerhalb eines Jahres und der fünfte in zwei Jahren. „Wir machen vielleicht die schwierigste Phase der letzten Jahre durch“, sagte Präsident Erwin Staudt. „Wir wollten in dieser Situation einen Neustart mit neuen Gesichtern und neuen Methoden.“

Geduldig, fast ausschweifend beantwortete Labbadia die Fragen und mühte sich seinen angekratzten Ruf aufzubessern. Nach den kurzen Gastspielen in Leverkusen und Hamburg wurde der Disziplinfreund Labbadia als eigenwillig und wenig zugänglich beschrieben. In dem halben Jahr seit seiner Entlassung beim HSV „hatte ich viel Zeit zu reflektieren“, sagte Labbadia. „Ich hatte das erste Mal Gelegenheit, gute und schlechte Dinge zu ergründen.“ Nach seinem rasanten Aufstieg als Trainer durch die „vierte, dritte, zweite bis in die erste Liga“ empfinde er jetzt wieder „große Lust auf diese Aufgabe“. Ihm sei wichtig, „Fehler, die man einmal gemacht hat“ nicht zu wiederholen. In Stuttgart kann und muss sich Labbadia neu beweisen.

Am Sonntagnachmittag leitete Labbadia sein erstes Training. „Wir müssen vor allem auch an der mentalen Einstellung arbeiten“, meinte der ehemalige Stürmer. „Wir müssen auf dem Trainingsplatz und in den Köpfen arbeiten.“ Der Abstiegskampf werde bis zum letzten Spieltag dauern. „Auf diese Situation müssen wir die Mannschaft vorbereiten.“

Ob alle im Stuttgarter Kader, der von zahlreichen Trainern zusammen gewürfelt wurde, den Ernst der Lage verinnerlicht haben, bezweifelt Labbadia offenbar. Die Tabelle lüge angesichts der mageren zwölf Punkte nicht, meinte er. „Einiges ist nicht so gelaufen wie gewünscht.“

Das zu ändern ist nun Labbadias Aufgabe.

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