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VfB Stuttgart: Mario, bleib doch!

Mario Gomez spielt in der neuen Saison für die Bayern – so sieht es aus. Hoffentlich besinnt er sich in letzter Sekunde eines Besseren: Wieso er in Stuttgart bleiben sollte. Ein Kommentar von Matthias Bossaller.

Mario Gomez ist Deutschlands bester Stürmer. Er erzielte 35 Tore in 44 Pflichtspielen. In vielen Zeitungen wird nun die einhellige Meinung vertreten: Gomez verlässt den VfB Stuttgart und geht zum FC Bayern. "Wir werden uns um ihn bemühen und Gespräche führen", sagt Uli Hoeneß. Der FC Barcelona, Juventus Turin oder Manchester City sollen ebenfalls bereit sein, Gomez für vertraglich festgesetzte 30 Millionen Euro zu verpflichten. In München oder bei einem Klub im Ausland würde Gomez erheblich mehr Geld verdienen. Doch wäre es klug, Stuttgart vor seinem Vertragsende im Sommer 2012 zu verlassen? Es gibt gute Gründe, zu bleiben.

Gomez ist beim VfB der anerkannte Star und die Identifikationsfigur. Seit Jürgen Klinsmann wird in Stuttgart kein Spieler mehr so verehrt wie er. Allerdings trifft Gomez viel häufiger. Als er nach seinen vier Toren vor zwei Wochen gegen Wolfsburg kurz vor dem Ende ausgewechselt wurde, standen 50.000 Fans auf den Sitzen und brüllten seinen Namen. "Er hat gesehen, wie sie ihn gefeiert haben", sagt der Manager des VfB Horst Heldt und verbindet damit eine Hoffnung. "Da kann es einem fast peinlich werden, wenn er doch geht."

Der FC Bayern umgarnte Gomez bereits vor einem Jahr, der VfB entließ seinen Torjäger damals aber nicht aus dem Vertrag. Die Stuttgarter und Gomez wären gut beraten, es ein zweites Mal nicht zu tun. Auf ein günstiges Arbeitsklima kann er bei den Bayern nicht hoffen. Seine Konkurrenten wären Luca Toni, Miroslav Klose und Ivica Olic – ein Stammplatz lässt sich daraus nicht ableiten. Ein Zwist mit Toni, der die Mittelstürmerposition für sich beansprucht, wäre vorprogrammiert. Beim VfB muss sich der Angreifer nicht mit großen Namen und noch größeren Egos herumärgern. "Im Leistungssport ist es vor allem wichtig, eine homogene Mannschaft zu bilden. Und die haben wir", lobte Gomez den Stuttgarter Teamspirit vor Kurzem.

Der VfB bietet ihm das perfekte Umfeld, seine Qualitäten abzurufen. Es richtet ihn auf, wenn es nicht läuft wie in der Nationalelf. Dort ist seine Torflaute mysteriös. Gomez hat in 14 Länderspielen kein einziges Tor zustande gebracht. "Für mich ist das unerklärbar", sagt er, "ich mache nichts anders als im Verein." Im Dress der Nationalmannschaft pfiffen ihn die Fans sogar aus, beim VfB wäre dies undenkbar.

Mario Gomez wird seinen Weg auch als Nationalspieler finden. Und das kann er in seiner gewohnten Umgebung am besten. Gomez ist sehr mit seiner Heimat verbunden. Der Sohn eines Spaniers und einer Deutschen wuchs im oberschwäbischen Unlingen auf, bevor er mit 16 zum VfB ging. In Stuttgart leben seine Freunde. Er ist mit der Stadt, dem Verein und den Menschen verwachsen. Im vergangenen Jahr hat Gomez in Backnang nahe Stuttgart ein Haus gekauft. Das historische Gebäude wird restauriert, anschließend eröffnet er darin ein Restaurant.

Seine Eltern besucht er immer noch regelmäßig in seinem 2000 Einwohner zählenden Heimatort. Seine Freundin Silvia, mit der er seit seiner Jugendzeit zusammen ist, kommt aus dem Nachbardorf. "Ich bin Familienmensch. Dort finde ich die Ruhe, die ich brauche", sagt Gomez. Sollte er nach München, Barcelona oder Manchester wechseln, wäre es damit vorbei. (Zeit Online)

Matthias Bossaller

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