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Sport: VfL Osnabrück - 1. FC Union: Das Scheitern in den ersten Aufstiegsspielen zur Zweiten Liga lässt die Berliner ratlos zurück

Wollte man der Stadionzeitung des VfL Osnabrück Glauben schenken, dann bezog der 1. FC Union am Donnerstag bereits zum zweiten Mal in seiner Geschichte gegen die Niedersachsen eine bittere Niederlage.

Wollte man der Stadionzeitung des VfL Osnabrück Glauben schenken, dann bezog der 1. FC Union am Donnerstag bereits zum zweiten Mal in seiner Geschichte gegen die Niedersachsen eine bittere Niederlage. Am 8. August 1976, in der ersten Runde des DFB-Pokals, sei Union Berlin den Osnabrückern "hoffnungslos unterlegen" gewesen. Allerdings habe der mit 1:12 unter die Räder gekommene Verein damals noch Union 06 geheißen, wurde in der Vereinspostille unglücklich formuliert.

1976 kickte der 1. FC Union in der DDR-Oberliga und Union 06 eher beschaulich auf der anderen Seite der Mauer. Nachlässiger Umgang mit der Historie, über 400 Kilometer westlich von Berlin. Wofür sich bei Union zu vorgerückter Stunde freilich niemand interessierte. Kurz nach elf Uhr war im Stadion an der Bremer Brücke die fatalste Niederlage der Köpenicker seit der Wende besiegelt: 1:1 wie im Hinspiel, torlose Verlängerung, schließlich 8:9 nach Elfmeterschießen. Der VfL Osnabrück ist in der Zweiten Bundesliga, Union hat nach dem Scheitern in den Aufstiegsspielen noch eine zweite Chance. Ab Mittwoch spielen die Berliner in einer einfachen Runde mit dem Zweiten der Regionalliga Süd, SC Pfullendorf, und dem Vizemeister der Regionalliga West, LR Ahlen, den letzten Aufsteiger aus. Die genauen Termine hängen vom Ausgang der Partie Pfullendorf gegen Ahlen am Sonntag ab.

Daran mochte am Donnerstag verständlicher Weise bei Union noch niemand denken. Denn dramatischer hätte der Schlussakt in Osnabrück kaum verlaufen können. Nachdem alle Feldspieler angetreten waren, mussten es die Torhüter richten. Und in der letzten Runde wurde ausgerechnet der Schlussmann zum Helden, der zuvor nicht immer Sicherheit ausgestrahlt hatte. Osnabrücks Uwe Brunn bezwang sein Pendant von Union, Kay Wehner. Der Wahl-Berliner Wehner scheiterte danach am gebürtigen Berliner Brunn, der einst beim SCC Südwest begann. Sekunden später war der Platz von Fans mit lila-weißen Accessiores bevölkert. Einer der - wohl nicht durchweg mit friedlichen Absichten angereisten Union-Fans - feuerte noch eine Rakete in die Schar der Feiernden. Ohne schlimmere Folgen. Irgendwo in der Ecke des Innenraums kauerten indes die Geschlagenen. Es flossen Tränen und das auch zurecht.

Osnabrück, fast in gleicher Besetzung im Vorjahr an Chemnitz und dann an Offenbach gescheitert, schien offensichtlich das Versagen im dritten Versuch zu fürchten. Nach der frühen Führung durch Härtel war Union Herr der Lage. Man habe sich durch eine Unachtsamkeit um den Erfolg gebracht, meinte der verletzt ausgeschiedene Union-Kapitän Jörg Schwanke. Ein Konter führte kurz vor der Pause zum Ausgleich, was unter die Kategorie fahrlässig fällt. Ähnlich verhielt es sich später im Elfmeterschießen. Da hätte Menze - nachdem Wehner zuvor mit einer Glanztat gegen Hartenbergers Elfmeter den Weg zum Matchball geebnet hatte - die Osnabrücker Feierlichkeiten abblasen können. Stattdessen hob Menze den Ball in Manier eines Feierabendkickers in die Arme von Brunn. Ohne Stürmer könne man eben kein Spiel gewinnen, meinte kurz nach Spielschluss ein Mitglied des Aufsichtsrates von Union. Leise Kritik am Auftreten der Berliner und an Georgi Wassilew? Wenn dem so ist, dann zu Unrecht. Union tauchte - gemessen an eigenen Maßstäben - recht häufig in aussichtsreicher Position vor des Gegners Tor auf.

Der Donnerstagabend war der bitterste Moment von Wassilew bei Union. "Das vernichtende Elfmeterschießen", räsonierte der Bulgare, "mein Kopf ist leer." Auch Heiner Bertram wirkte kurz nach der Niederlage eher abwesend. Nur einmal schreckte der Präsident des 1. FC Union dann doch auf. Nämlich als ihm sein Osnabrücker Kollege Dirk Rasch "eine gute Heimreise nach Ost-Berlin" wünschte. Rasch entschuldigte sich nach Bertrams Beschwerde schnell: "Dann eben Gesamt-Berlin." Immerhin hatte der Präsident des VfL Osnabrück doch bessere Geographie- und damit Geschichtskenntnisse bewiesen, als die Macher seiner Stadionzeitung.

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