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Sport: VfL Osnabrück - 1. FC Union: Zehn nackte Friseusen und Union

Heute darf es von allem noch ein bisschen mehr sein. "Hoch die Tassen, Ihr lieben Väter" - dieser Schriftzug prangt über dem Eingang.

Heute darf es von allem noch ein bisschen mehr sein. "Hoch die Tassen, Ihr lieben Väter" - dieser Schriftzug prangt über dem Eingang. Christi Himmelfahrt auf Mallorca, besser noch: am Ballermann. Dazu Fußball live via Satellit. Das Aufstiegsduell zur Zweiten Bundesliga zwischen Osnabrück und Union.

Also der Bierkönig soll es sein, ein Gartenlokal in der Schinkenstraße, der nicht nur so heißt, sondern allabendlich einen solchen kürt. Was natürlich nicht ganz stimmt. Wodka plus Red Bull heißt die Mixtur, die den Deutschen hier permanent den Verstand raubt. Rund 2500 sind diesmal angetreten, dem Fusel zu trotzen. Ist doch nicht schlecht hier, mit deutscher Bedienung, deutscher Musike und deutscher Fahne unterm Dach. Nur die vielen Schinken, die an langen Fäden runter hängen, stören etwas.

Die Geschlechter treten gern in Gruppen auf, was die Sache doppelt reizvoll macht. Männer über 40 tragen oft Bart, Karibik-Hemden und Jeans, vorzugsweise eine Nummer kleiner und deshalb unter dem Bauch. Die Damen tragen impressionistische Werke in ihren Gesichtern. Heute Abend soll es mal wieder so richtig krachen. Fußball live ist langweilig. Da sind erst zwei Tore gefallen. Hier aber fallen bereits die ersten Hüllen.

Angezettelt hat dazu ein gewisser Mickie Krause, ein neuer Star deutscher Stimmungsfolklore. "Zeigt doch mal die Möpse", hat Mickie gedichtet, nachdem er schon mit den "zehn nackten Friseusen" abgeräumt hat. "Das Lied ist der Hammer", kreischt die Dame von Gegenüber und lässt ihr Top wieder runter. "Wirklich irre, die Bräute", sagt ihr Nachbar. Der Mann führt eine kleine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr Nassach. "Zweimal im Jahr sind wir hier", sagt er und stützt dabei seinen Einsatzleiter, der sich sein weißgeripptes Unterhemd ein wenig beschmuddelt hat. Tagsüber sind sie mit dem Kremser durch Palma gefahren.

"Und jetzt die Hände zum Himmel und lasst uns fröhlich sein", dröhnt es aus dem Boxen. Alle machen sie mit, und das "Sieben Tage, sieben Nächte" lang, wie Wolfgang Petri zu berichten weiß. Mickies Möpse-Hit ist trotz allgemeiner Einforderung erst wieder gegen 23 Uhr zu hören.

Da läuft gerade das Elfmeterschießen in Osnabrück. Für Osnabrück. Und Gottlieb hat es gesehen. "War doch spannend", sagt er, "was hier abläuft kann ich auch morgen haben." Gottlieb ist 56 und kommt aus Teningen. Das liegt bei Freiburg. Das Jahr über arbeitet Gottlieb im Wald. Und in Berlin war er auch noch nie.

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