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Veh

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VfL Wolfsburg: Die Wucht der starken Männer

Nach nur sechs Monaten im Amt entlässt die Vereinsspitze des VfL Wolfsburg Trainer Armin Veh und befördert Lorenz-Günther Köstner zum Interimscoach.

Von Christian Otto

Das interne Thema, wie es Dieter Hoeneß geheimnisvoll nannte, blieb lange Zeit unter Verschluss. Als erfahrener Mann des bezahlten Fußballs kennt der neue starke Mann des VfL Wolfsburg diese Momente, in denen die Reporter wie Geier Stadion und Geschäftsstelle eines kriselnden Vereins umkreisen. Als gestern am Rande des Mittellandkanals von Aufsichtsrat und Präsidium in Absprache mit Manager Dieter Hoeneß die Entlassung des erfolglosen Trainers Armin Veh beschlossen wurde, umgab lange Zeit ein eisiges Schweigen das Vereinsgelände.

Veh hatte zu diesem Zeitpunkt seine Teilnahme an der Trainertagung in Stuttgart abgesagt. Doch zum Dienst mit einer Mannschaft, die nach der Heimpleite gegen den 1. FC Köln (2:3) morgens Beine und Gemüt auflockern sollte, war der Cheftrainer nicht erschienen. Er wird geahnt haben, dass seine Zeit beim Deutschen Meister nach nur sechs Monaten schon wieder abgelaufen war.

Das Bemühen der Spieler, die schlechten Dinge auf dem Platz schönzureden, war bis zuletzt nett gemeint. „Intern stimmt alles“, versicherte Ersatztorhüter André Lenz. „Die Mannschaft will“, beteuert Sascha Riether. Aber sie konnte nicht das, was Veh von ihr wollte. Auch im Heimspiel gegen die frechen Kölner wurde offensichtlich, dass sich die erste allgemeine Versicherung beim schwach in die Saison gestarteten Meister zu einer ernsthaften Blockade ausgeweitet hatte. Der frischen Ruhm ist innerhalb weniger Monate verblasst – und die Quittung dafür bekam Veh jetzt ausgestellt.

Wie groß die Unzufriedenheit bei den Entscheidern des VfL Wolfsburg war, ließ sich zuletzt nicht mehr verbergen. „Wir haben ein großes Ziel: Erfolg für den VfL. Dem muss sich alles unterordnen“, sagte Stephan Grühsem. Als Sprachrohr des Volkswagen-Konzerns und Vorsitzender des Aufsichtsrates der VfL Wolfsburg Fußball GmbH, der von den Autobauern als Geldgeber beherrscht wird, setzt er häufig verbale Spitzen. So war es auch, als der erfolglose Veh Anfang des Jahres mit Hoeneß einen neuen Vorgesetzten zugeteilt bekam. Dass ihre Zusammenarbeit nur wenige Tage nach ihrem Beginn endet, klingt kurios. Als gestern die Namen prominenter Nachfolger wie Bernd Schuster, Markus Babbel, Matthias Sammer und Erik Gerets die Runde machten, obwohl Veh noch im Amt war, verzichtete Hoeneß auf die üblichen Dementi.

Nach der Entlassung wurde er deutlicher. „Wir werden bei der Suche nach dem neuen Trainer nichts übers Knie brechen“, sagte Hoeneß. Die Liste der Kandidaten sei lang, noch sei alles offen. Klar sei nur, dass der Neue sich auf das Sportliche konzentrieren kann. „Der neue Trainer wird keinen Posten in der Geschäftsführung übernehmen“. Hoeneß will langfristige Strukturen schaffen, mit einer professionelleren Scouting-Abteilung und einem Regionalliga-Unterbau, aus dem es auch mal Spieler den Sprung zu den Profis schaffen können. Mit Lorenz-Günther Köstner haben sich die starken Männer von Volkswagen und des VfL eine Interimslösung ausgedacht. Köstner hat bisher die Amateure der Niedersachsen betreut und ist ein langjähriger Bekannter von Hoeneß. Die beiden kennen sich noch aus ihrer Zeit beim VfB Stuttgart.

Die kurzzeitige Beförderung von Köstner und das Scheitern von Veh wurden gestern in Wolfsburg mit der in der Branche üblichen Betroffenheit kommuniziert. „Die Entscheidung ist uns im Präsidium nicht leicht gefallen. Wir sind jedoch zu der Erkenntnis gekommen, dass wir nach den vielen negativen Erlebnissen der letzten Wochen handeln mussten“, sagte Francisco Javier Garcia Sanz. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates sprach, als er die Trennung von Veh am Nachmittag bekannt gab, von Hoffnung auf einen Wolfsburger Neuanfang.

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