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Sport: Viel Arbeit, wenig Ertrag

Hertha hat die beste Abwehr der Liga und ein starkes Mittelfeld – der Sturm aber ist im Vergleich zur direkten Konkurrenz zu schlecht

Berlin - Anfang März wird Fredi Bobic wieder einmal einen großen Auftritt haben. Am Mittwoch reist er nach Hamburg. Dort wird die Prominenten-Sendung „Starquiz“ aufgezeichnet, in der Bobic gemeinsam mit der Schauspielerin Jessica Stockmann ein Rateteam bilden soll. Anfang März wird die Sendung in der ARD ausgestrahlt. In seinem eigentlichen Beruf als Fußballprofi hat Bobic schon länger keine großen Auftritte mehr gehabt. Ein einziges Tor hat der ehemalige Nationalstürmer in dieser Saison für seinen Verein Hertha BSC erzielt, und während der elf Spiele dauernden Erfolgsserie des Berliner Fußball-Bundesligisten ist Bobic lediglich einmal von Anfang an zum Einsatz gekommen. Das war im November.

Am Sonntag in Stuttgart wurde Bobic in der 72. Minute eingewechselt. Hertha lag 0:1 zurück, und so blieb es bis zum Ende, obwohl die Berliner das Spiel bestimmten. „Wir waren in den Zweikämpfen drin, haben aggressiv gespielt, die Stuttgarter hinten reingedrängt“, sagte Trainer Falko Götz. So spricht eigentlich niemand, der gerade verloren hat. Dass es Hertha nach elf Spielen ohne Niederlage trotzdem erwischte, lag nach Götz’ Ansicht einzig daran, „dass wir ein Tor zu wenig geschossen haben“.

Diese Erfahrung ist für die Berliner nicht neu. Im Oktober, gegen Bielefeld, lief es ähnlich wie jetzt in Stuttgart. Hertha betrieb einen enormen Aufwand, erarbeitete sich etliche Chancen – und verlor am Ende 0:1. Bereits sechsmal sind die Berliner in dieser Saison ohne Tor geblieben. „Wir müssen unsere Chancen konsequenter nutzen“, sagt Niko Kovac.

Hertha hat immer noch die beste Abwehr der Bundesliga, das Mittelfeld zählt zu den stärksten, der Aufwand aber, den die Mannschaft treibt, um zum Ertrag zu kommen, ist zu hoch. „Es ist ein Teil unseres Spiels, hohen Aufwand zu betreiben“, sagt Götz. Hertha sollte die Stuttgarter müde spielen, das gelang auch. „Allerdings würde ich mir auch wünschen, dass wir mal früh im Spiel eine unserer Torchancen nutzen“, sagt der Trainer.

Hertha fehlt ein echter Torjäger, so wie Bobic früher einer war. Für die kommende Saison hat Manager Dieter Hoeneß bereits einen torgefährlichen Angreifer im Auge. Die Boulevardpresse spekuliert inzwischen über Jan Koller, den die finanzschwächelnden Dortmunder unter Umständen verkaufen müssen. Für diese Saison aber hilft das alles nichts mehr.

Trainer Götz hat aus der Not eine Taktik gemacht: Er bietet einen zusätzlichen Mittelfeldspieler auf und nur noch einen echten Stürmer. In Stuttgart war es Artur Wichniarek. „Es ist nicht einfach, alleine vorne zu spielen“, sagte der Pole. Trotzdem habe Wichniarek seine Sache ganz ordentlich gemacht, fand Götz: „Er hat unheimlich geackert.“ Nando Rafael wurde später ebenso eingewechselt wie Fredi Bobic, zog sich erneut eine Zerrung zu und droht am Wochenende auszufallen.

Alle drei Stürmer der Berliner haben bisher sieben Tore erzielt – das ist zu wenig für eine Mannschaft, die sich für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren will. Die Schwäche im Sturm könnte für Hertha in der Endphase der Saison zum entscheidenden Nachteil werden. Von den acht besten Teams haben die Berliner die wenigsten Tore geschossen. Wie wichtig treffsichere Stürmer sind, hat das Wochenende gezeigt: Es waren Ailton und Makaay, die Schalke und Bayern mit je drei Toren den Sieg sicherten. Und obwohl die Bremer auf Klose und Klasnic verzichten mussten, trafen sie viermal gegen Hannover, das bis dahin über die zweitbeste Abwehr der Liga verfügte.

Hertha spielte gegen Stuttgart besser, der VfB schoss das einzige Tor. Für Manager Hoeneß war die Niederlage ärgerlich, „weil es der falsche Gegner war“. Statt vier Punkte vor Stuttgart liegt Hertha nun zwei hinter dem VfB. Gerade in den ausgeglichenen Duellen gegen die direkte Konkurrenz entscheiden Kleinigkeiten. Das 1:0 für Stuttgart fiel, wie Falko Götz sagte, „aus einer Nix-Situation“. Torschütze war der Brasilianer Cacau. Ein Stürmer.

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