zum Hauptinhalt

Sport: Viel Geld und viel Gelassenheit Werder Bremen sucht noch nach Verstärkung

Wochenlang hat Thomas Schaaf im Tagesrhythmus eines Bäckers gelebt. Aufstehen um vier Uhr, schlafen gehen am frühen Abend.

Wochenlang hat Thomas Schaaf im Tagesrhythmus eines Bäckers gelebt. Aufstehen um vier Uhr, schlafen gehen am frühen Abend. Das war allerdings die einzige Möglichkeit für den 47-jährigen Fußballlehrer von Werder Bremen, die EM aus dem Australienurlaub zu verfolgen.

„Ich habe begeisternde Momente und einige Überraschungen gesehen“, erinnert sich Schaaf. Zufrieden habe er verfolgt, dass weitgehend die offensive Marschroute triumphiert habe. „Elemente, die auch in unserem Spiel enthalten sind: Ballsicherheit, Passspiel, Konter und Re-Konter.“ Nur eines hat sich der seit 1999 als Cheftrainer tätige Bremer nicht abgeschaut: das Spiel mit einer Sturmspitze. „Für mich ist das nicht offensiv. Bis da ein Stürmer vor dem Tor ist, ist es ja bereits dunkel und das Flutlicht aus.“ Will heißen: Das stürmische 4-4-2-Gebilde bleibt das grün-weiße Stilmittel der Zukunft, torreiche Auseinandersetzungen sind bei Werder weiter gewollt und gewünscht. Dummerweise ist aber mit Beginn der Saisonvorbereitung – am Donnerstag war Trainingsauftakt in Bremen – noch nicht ganz genau ermittelt, mit welchem Personal das vonstattengehen soll. Nach den Abgängen unter anderem von Ivan Klasnic (wohl zu Real Mallorca) und Tim Borowski (FC Bayern) – den letzten Stammkräften der Meistermannschaft von 2004 – ist das Verhalten auf dem Transfermarkt eher defensiv. Der Essener Regionalliga-Akteur Niklas Andersen ist ebenso nur als Ergänzung anzusehen wie der 19-jährige Bosnier Said Huseinovic, der für 900 000 Euro von FK Sloboda Tuzla kam. Rund 15 Millionen Euro hätten die Hanseaten maximal noch zur Verfügung – und eigentlich war mit Boliviens Nationalstürmer Marcelo Moreno der Wunschkandidat vor Wochen auch schon gefunden. Doch das 20-jährige Talent, lange von den Werder- Scouts beobachtet, wechselte lieber zu Schachtjor Donezk, weil dort ein Millionen-Handgeld lockte. Längst fahndet Klaus Allofs weltweit, aber der Brasilianer Fred (Lyon) war zu teuer, und in der Bundesliga bietet sich partout keine Angriffsalternative an. „Natürlich wird der öffentliche Druck größer“, gibt der Sportdirektor zu, „aber wir kaufen ja nicht für die Galerie.“ Die ganz großen Namen seien immer noch nur schwer an die Weser zu lotsen. Lukas Podolski zum Beispiel: Wenn das Signal des Nationalspielers ausbliebe, nach Bremen wechseln zu wollen, würde dieser Transfer nicht realisiert. Ansonsten sei es besser, abzuwarten

Die gewohnte grün-weiße Gelassenheit geht Allofs nur in der Causa Diego ab: Der 23-jährige Brasilianer, der erst am 14. Juli ins Training einsteigt, will partout zu den Olympischen Spielen nach Peking, Allofs ihn aber keinesfalls lassen. Das entscheidende Gespräch dazu werde mit Diego persönlich geführt. Aus Bremer Sicht herrscht keine Abstellungspflicht.

Zur Startseite