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Sport: „Viel Platz ist nicht mehr“

Fanaktivist Rojek über Fankultur nach der WM

Herr Rojek, bei der Fußball-WM gab es den Fangesang „Deutschland ist der geilste Klub der Welt“. Was wird sich durch die WM im Ligaalltag ändern?

Wir wollen die Euphorie mitnehmen. Andererseits ist die Fußballbegeisterung bereits in den vergangenen Jahren permanent gestiegen. Schalke hatte eine Stadionauslastung von 97 Prozent, im Ligaschnitt waren es 79 Prozent. Viel Platz ist nicht mehr. Das Publikum bei der WM war auch ein anderes. Die Zuschauer bei der WM werden sich nicht sofort für die Liga begeistern können.

Inwiefern haben sich die Fans bei der WM von den Vereinsfans unterschieden?

Viele waren Erlebniszuschauer, die sich selber feiern wollten und deswegen Stimmung auf allen Tribünen erzeugten – oftmals unabhängig vom Spiel. Sie kommen jetzt mit einer hohen Erwartungshaltung und fragen: Wo ist denn die Stimmung der WM geblieben? Da sind die Vereine gefordert, die etwas bieten müssen.

Zum Beispiel?

Außerhalb des Stadions lässt sich an der Idee des Public Viewings anknüpfen. Zumindest in Form von Fanpartys vor und nach den Spielen. Leider haben wir in Gelsenkirchen nicht so einen großen Platz wie in München...

...oder in Dortmund mit dem Borsigplatz. Und im Stadion? Wie werden die Vereinsfans reagieren?

Es muss ein Weg gefunden werden zwischen dem Eventpublikum und dem traditionellen Fan, der in der Kurve steht. Bei der WM gab es weder Stehplätze noch die gewachsenen Fanstrukturen aus den Klubs. Die Fans in der Kurve wollen ihre eigenen Lieder singen, nicht von der Stadionmusik übertönt werden.

Hertha-Manager Dieter Hoeneß lobte den Respekt vor den gegnerischen Fans als zentrale WM-Erkenntnis. Sehen Sie es ähnlich?

Wir haben seit Jahren immer weniger Probleme unter den Fans. Bei der WM waren darüber hinaus viel mehr neutrale Zuschauer im Stadion, und die Rivalität war geringer. Man muss sich nicht lieben, aber wir Fans lieben denselben Sport und haben die gleichen Interessen.

Welche Interessen meinen Sie und wie bringen Sie sich ein?

Die Vereine nehmen die Fans ernst. Nicht ohne Grund habe ich als Vorsitzender des Schalker Fanclub-Verbandes einen Sitz im Aufsichtsrat. Beim Erhalt der Stehplätze waren die Fans in Deutschland erfolgreich. Bei der Umbenennung der Stadien weniger.

Die Fragen stellte Stefan Tillmann.

Rolf Rojek, Jahrgang 1954, ist Vorsitzender des Schalker Fanklubverbandes, in dem 623 Fanklubs organisiert sind. Damit hat er automatisch einen Platz im Aufsichtsrat des FC Schalke 04.

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