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Sport: Viel Wasser, viele Tore

Brasilien gewinnt unter undichtem Dach das Finale gegen Argentinien 4:1

Kurz vor der Halbzeit bat der Stadionsprecher die Zuschauer, in der Pause auf ihren Sitzen zu bleiben. Dort sei es am sichersten. Die Treppen und Wege wären zu rutschig. Draußen donnerte und blitzte es, und es regnete heftig herein in das umgebaute alte Frankfurter Waldstadion. Auch auf das Spielfeld, über das zwischen den fest installierten Tribünendächern das neue faltbare Dach gespannt worden war.

So hatten auch die Finalgegner Brasilien und Argentinien mit den Bedingungen zu kämpfen, an einigen undichten Stellen wie der Eckfahne der Argentinier ergoss sich das auf den PVC-Planen gesammelte Wasser wie ein Sturzbach. Der Aufmerksamkeit der Zuschauer konnten sich die Spieler in dieser seltsamen Atmosphäre nur bei den sehenswerten Einzelleistungen sicher sein, die das Finale des Confed-Cups zugunsten der Brasilianer entschieden. Am Ende siegte das Team von Trainer Carlos Alberto Parreira 4:1 (2:0).

Es war zunächst ein ausgeglichenes und von beiden Seiten verhalten geführtes Spiel, auch nach dem beeindruckenden Führungstreffer des fünfmaligen Weltmeisters. In der elften Minute lief Adriano quer zur Strafraumlinie der Argentinier, übersprang wie ein Hürdensprinter den in den Weg grätschenden Fabricio Coloccini und jagte den Ball mit links in das Tor von German Lux. Die Brasilianer spielten in der ersten Halbzeit nicht so offensiv und trickreich wie gewohnt, sie konzentrierten sich darauf, im richtigen Moment zur Stelle zu sein.

Die beiden Spielmacher Ronaldinho und Juan Roman Riquelme foulten sich im Mittelfeld mehrfach gegenseitig, Argentinien kam in der ersten Halbzeit nur zu einer guten Chance bei einem Schuss von Riquelme. Brasilien nutzte die wenigen Gelegenheiten: Fünf Minuten nach dem Führungstreffer war es Kaka, der mit einem eleganten Schuss aus sechzehn Metern in den Winkel des argentinischen Tores traf.

Auf der Gegentribüne wurden zu dieser Zeit Regenjacken verteilt, und so mancher Zuschauer wird an die legendäre Wasserschlacht in Frankfurt bei der WM 1974 zwischen Deutschland und Polen gedacht haben, bei der Deutschland mit 1:0 ins Endspiel einzog. Die Stimmung war damals allerdings eine andere, gestern sangen die Frankfurter Zuschauer in der ersten Halbzeit „Nie mehr Zweite Liga“ – und meinten damit die Eintracht.

Entschieden war das Spiel schon eine Minute nach der Pause, als Ronaldinho eine Flanke volley aus fünf Metern verwandelte. Inzwischen hatte die Feuerwehr festgestellt, dass durch den Regen keine Gefahr für die Zuschauer bestand und das Finale des Confed-Cups zu Ende gespielt werden konnte. Die Stimmung auf den Zuschauerrängen wurde gelöster, auch weil sich auf dem Platz ein abwechslungsreiches Spiel mit vielen Torszenen auf beiden Seiten entwickelte. Die Brasilianer versuchten jetzt nicht nur bei ihren Kontern zu zaubern. Die Argentinier gaben zwar das Finale verloren, wehrten sich aber gegen die hohe Niederlage, die nach dem 0:4 durch Adriano drohte, der mit seinem insgesamt fünften Treffer auch Torschützenkönig des Turniers wurde.

Großen Jubel erhielt Argentiniens Cesar Delgado, als er dort einen Eckball ausführte, wo immer noch ein Wasserstrahl wie aus einem Feuerwehrschlauch auf den Platz prasselte. Als im Anschluss an diese Szene Pablo Aimar mit einem Kopfball ein Tor für Argentinien erzielte, war der anerkennende Beifall der inzwischen begeisterten 45 591 Zuschauer auch nicht größer. Es hätten unter dem Dach, das eigentlich nur bei Schneefall ungeeignet sein sollte, noch einige Tore mehr fallen können. Doch nicht nur die Organisatoren hatten keinen guten Tag. Es war auch ein schlechter der Argentinier.

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