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Sport: Viel Wind beim sechsten Anlauf

Mit Fresh 17 planen die deutschen Segler erstmals chancenreich den Start beim America’s Cup

Diesmal verstummen die Stimmen in der deutschen Segelszene nicht mehr. Grund für die anhaltende Diskussion, die mittlerweile auch in Wirtschafts- und Industriekreisen geführt wird, ist das ambitionierte America’s-Cup-Team Fresh 17. Es markiert den sechsten Anlauf deutscher Segler, ein Team für den Kampf um die begehrteste Segeltrophäe der Welt zu formieren. Der Unterschied zu früheren Ansätzen ist, dass diesmal namhafte Förderer und Sympathisanten zu den Initiatoren ins Boot gestiegen sind.

Ende November wollen der einstige deutsche Olympiasieger Willy Kuhweide, Sportdirektor Andreas John aus Hamburg und die Zuständigen für Technik, Finanzen sowie Vermarktung den größten Anteil des angestrebten 45-Millionen-Euro-Budgets beisammenhaben. Das Datum ist entsprechend den Cup-Regeln gewählt. Am 17. Dezember ist Meldeschluss für die 32. Cup-Auflage, die 2007 vor Valencia stattfindet. Bis Ende April 2005 können Nachzügler für zusätzliche 200 000 Euro nachmelden.

Diese Meldung ist nicht nur Grundvoraussetzung für die Teilnahme, sondern auch bindend und entsprechend teuer. Neben rund 75 000 Euro Lizenz- und Rechtegebühren fordert das verantwortliche Schweizer AC Management eine Bankgarantie in Höhe von einer Million Euro. Platzt das Projekt während der Vorbereitungen, werden große Teile der hinterlegten Kaution einbehalten. „Nur so können wir die Ernsthaftigkeit der Herausforderer sichern“, sagt Michel Bonnefous, Chef von AC Management.

„Die Verhandlungen mit potenziellen Partnern stimmen uns sehr optimistisch“, sagt Andreas Kling, Pressechef von Fresh 17. Das ist Anlass für Andreas John, inzwischen Sondierungsgespräche mit fast allen namhaften deutschen Teamkandidaten aufzunehmen. Dazu zählen auch die vier Segler, die von Jochen Schümann empfohlen wurden. Der dreimalige Olympiasieger, der wegen seines Engagements als Sportdirektor beim Cup-Verteidiger Alinghi nicht zur Verfügung steht, nannte seine ehemaligen Vorschoter Ingo Borkowski und Gunnar Bahr. Dazu den Hamburger Segelprofi Tim Kröger, der als einziger America’s-Cup-Erfahrung besitzt, und den Hamburger Mathias Paschen. Borkowski, Jurist im Potsdamer Landtag und Silbermedaillengewinner von Sydney, sagt: „Es ist zwar einfach, Begeisterung für den Segelsport zu entfachen, vor dem Hintergrund der schwachen Konjunktur aber schwer, diese Euphorie in Geld umzuwandeln. In der Formel 1 und im Fußball gibt’s da weniger Sorgen. Dem Segelsport muss der Durchbruch gelingen.“

Auch Tim Kröger, seit 1993 einer der wenigen Segelprofis hierzulande, setzt auf den Erfolg von Fresh 17: „Deutschland braucht diese Kampagne. Sie steht für Innovationen, Mut, Teamgeist und harte Arbeit, die uns Deutschen liegt. Als Volkskampagne könnte Fresh 17 viele aus ihrer Agonie reißen.“

Ein wichtiger Grundstein für den offiziellen Start der Kampagne im Dezember soll demnächst gelegt werden. Nach langem Tauziehen um die deutschen TV-Rechte für die Übertragung vom America’s Cup ist der Vertrag zwischen AC Managements TV-Rechteverwalter TWI in London und der im Auftrag von ARD und ZDF handelnden Münchner Sportrechteagentur SportA unterschriftsreif. Die dadurch gesicherten Sendezeiten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen könnte Fresh 17 bei der Sponsorenakquise als Argument nutzen.Das gilt allerdings auch für die übermächtige und rund 100 Millionen Euro schwere Konkurrenz von BMW Oracle Racing. Das Cup-Team von Larry Ellison hat mit Marketing-Direktor Mirko Gröschner einen ehemaligen BMW-Mitarbeiter an Bord, der für das US-Team Sponsoren in Deutschland generieren will. „Sportlich freuen wir uns natürlich über jedes Team, das mitmacht“, sagt Gröschner, „aber rein kommerziell ist Fresh 17 ein Mitbewerber.“ So passiert es, dass sich Gröschner und Vertreter von Fresh 17 bei potenziellen Sponsoren schon mal die Klinke in die Hand geben. So geschehen bei der Allianz und bei T-Systems.

Sina Steinmann[Hamburg]

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