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Sport: Vier Tore für ein Ziel

Der VfB Stuttgart ist nach dem 4:2 beim Hamburger SV ein ernsthafter Kandidat für den Meistertitel

Von Karsten Doneck, dpa

Als die Dezimierungen begannen, hatten die Stuttgarter auf dem Platz längst klare Verhältnisse geschaffen. Durch Cacau, Khedira und Hilbert lagen sie zum Zeitpunkt des ersten Platzverweises schon 3:0 in Führung. Am Ende gewannen sie ein turbulentes, durch sechs Tore und zwei Rote Karten garniertes Gastspiel beim Hamburger SV deutlich 4:2 (3:0). Der VfB Stuttgart kletterte damit zumindest bis zum heutigen Sonntag auf den zweiten Tabellenplatz und kann sich ernsthafte Hoffnungen auf die Meisterschaft machen.

„Wir haben in der ersten Halbzeit schnell nach vorne gespielt und gut kombiniert“, lobte Armin Veh, der VfB-Trainer, sein Team. Die Hamburger Gegenspieler halfen allerdings auch kräftig mit. Bei den ersten beiden Treffern griff Joris Mathijsen nicht konsequent genug gegen die Torschützen ein, beim dritten Tor verfolgte die HSV-Abwehr staunend die Flugbahn von Hitzlspergers Freistoß, bis Hilbert den Ball ins Tor köpfte.

Erst als alles gelaufen war, bäumte sich der HSV noch auf. „Zu spät“ fand das Mittelfeldspieler David Jarolim, tröstete sich aber. „Wir haben wenigstens Moral gezeigt und brauchen uns nicht zu schämen.“ Die angeblich gute Moral des HSV hatte dazu geführt, dass die Mannschaft von Trainer Huub Stevens im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart einen fast unglaublichen 0:4-Rückstand noch ein bisschen freundlicher gestaltet hatte.

An der ersten Hamburger Niederlage nach sieben Spielen war vor allem eines erstaunlich: Nur ein einziges Gegentor hatten die Hamburger in den letzten 630 Spielminuten hinnehmen müssen. Diesmal gegen Stuttgart leuchtete bereits nach nur 27 Minuten auf der elektronischen Anzeigetafel in der AOL-Arena ein 0:3 auf. Die sonst so solide Abwehr des HSV hatte gegen schnelle Stuttgarter Nachlässigkeiten gezeigt und wurde dafür bestraft.

Seinen Teil zu einem außergewöhnlich lebhaften Hamburger Fußball-Nachmittag trug auch Schiedsrichter Lutz Wagner bei. Er verhängte zwei Rote Karten: Erst gegen Änis Ben-Hatira vom HSV für ein Foul an Delpierre (34.), das vielleicht auch mit Gelb ausreichend gewürdigt worden wäre. Dann auch gegen Stuttgarts Nationalspieler Thomas Hitzlsperger (43.). Der hatte de Jong gefoult in einer Art, die einen Freistoß für den HSV gerechtfertigt hätte, mehr aber nicht. Entsprechend erbost registrierte die VfB-Bank Lutz Wagners Griff zu Rot. Grund zum Ärger hatten die Stuttgarter viel früher: Beim Stand von 0:2 leistete sich Hamburgs Spielmacher Rafael van der Vaart eine Frust-Grätsche gegen Ludovic Magnin. Dass van der Vaart dafür mit einer Gelben Karte davonkam, war ein unangebracht mildes Urteil des Schiedsrichters.

Das 4:0 durch Fernando Meira kurz nach der Pause bedeutete den endgültigen K.o. für die Hamburger. Ein Tatbestand bei den Gegentoren machte HSV-Trainer Huub Stevens besonders stutzig. „Wir kriegen vier Gegentore mit dem Kopf – das darf uns nicht passieren“, grollte Stevens. Erst viel zu spät kam der HSV auf und durch Jarolim sowie den eingewechselten Ivica Olic zu seinen Toren. „Wir sind ein bisschen unaufmerksam geworden, das ärgert mich“, kommentierte Armin Veh die Gegentore.

Sein Hamburger Kollege Huub Stevens, der nach dem Spiel wieder zu seiner kranken Ehefrau Toos nach Holland flog, gewann der Niederlage noch eine positive Seite ab: „Besser, wir kriegen mal vier Tore in einem Spiel, als dass wir die über mehrere Spiele verteilt bekommen.“

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