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Vierschanzentournee: "Eine Träne wird bleiben"

Vom Frontmann zum interessierten Zuschauer: Am Samstag moderiert Günther Jauch beim Auftaktwettbewerb der Vierschanzentournee in Oberstdorf zum letzten Mal ein Skispringen.

Oberstdorf - Keine 24 Stunden später wird er bei der Qualifikation zum Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen mit seinen Kindern vor dem heimischen Fernseher sitzen und seinem Nachfolger Marco Schreyl entspannt bei der Arbeit zusehen. "Ich gehe beschwingt, aber eine Träne wird bleiben", sagt Jauch zum Abschied.

Jauch hat dem Skispringen im deutschen Fernsehen ein Gesicht gegeben und Maßstäbe in Sachen lockerer, aber dennoch fundierter und journalistisch wertvoller Berichterstattung gesetzt. Dieser Tatsache ist er sich durchaus bewusst. "Es war eine wunderbare Zeit, auch deshalb, weil ich mit dazu beitragen konnte, dass sich Millionen für das Skispringen begeistert haben. Ich durfte miterleben, wie Skispringen zu einem Trend wurde. In dieser Sportart habe ich mich wie in einer Familie gefühlt. Die Sportler waren oft gut gelaunt, sie haben nie die Bodenhaftung verloren", sagt Jauch im Rückblick.

Mit einer Panne fing alles an

Seine Skisprung-TV-Karriere hatte beim Neujahrsspringen 2000 mit einer Panne begonnen. "Gleich bei unserer ersten Übertragung waren Dieter Thoma und ich oben auf dem Ablaufturm. Auf dem Balken hatten wir einen ziemlich großen Monitor installiert, der sich plötzlich selbstständig machte und in die Anlaufspur zu stürzen drohte. Ein einziges Kabel hat dies letztlich verhindert. Wenn der Monitor dort abgekippt und den Anlauf hinuntergefallen wäre, hätte der Wettbewerb abgesagt werden müssen, weil die Spur im Eimer gewesen wäre", beschreibt der Entertainer seinen Einstand.

Große Pannen blieben ihm fortan erspart. Dafür hob der einst beim Bayerischen Rundfunk in der Sportredaktion arbeitende Jauch die Moderation auf einen höheren Stand. Unvergessen seine preisgekrönte Arbeit bei der praktisch nicht stattfindenden Skiflug-WM 2000 in Vikersund. Dort überbrückte er gemeinsam mit seinem Experten Thoma tagelang die witterungsbedingten Ausfälle, ohne dass es dem Publikum vor den Bildschirmen langweilig wurde. Hannawalds legendärer Gewinn aller vier Tournee-Springen 2001/2002 war für ihn das emotionalste Erlebnis.

Ausstieg der Kinder zuliebe

Gerüchte, sein Ausstieg hätte mit der Leistung der deutschen Springer und den dadurch sinkenden Einschaltquoten zu tun, weist Jauch zurück. "Meine Kinder sind jetzt alle schulpflichtig, deshalb bin ich auch etwas an die Ferien gebunden. Meine Tochter beispielsweise hat mich noch nie zwischen Weihnachten und dem 7. Januar zu Hause gesehen. Ich hatte schon nach der vorigen Tournee entschieden, dass nun Schluss ist", sagt Jauch.

Künftig will er wieder normaler Zuschauer sein. "Skispringen am 1. Januar hat man seit der Jugend verinnerlicht, allerdings in der Horizontalen. Meine Kinder tun es auch gern und ich kann nun beim gemeinsamen Schauen so tun, als verstehe ich was davon. Etwas Restautorität habe ich ja noch und sie wissen nicht, dass ich eigentlich keine Ahnung habe", bemerkt der Moderator. Dass er nicht nur beim Publikum beliebt war, bekam er vom deutschen Team ins Stammbuch geschrieben. Zum Abschied überreichte ihm Bundestrainer Peter Rohwein einen knallroten Springeranzug mit allen Unterschriften des Teams sowie Helm und Brille. (Von Gerald Fritsche, dpa)

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