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© AFP

Vierschanzentournee: Fast ganz oben

Vierschanzen-Tournee: Wolfgang Loitzl gewinnt und steht vorm Gesamtsieg. Martin Schmitt wird Dritter und feiert damit sein bestes Ergebnis seit zwei Jahren.

Vor 200 Jahren ist der Innsbrucker Bergisel in die Geschichte Österreichs eingegangen: Als Schauplatz vieler Schlachten, die der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer gegen die Truppen Frankreichs und Bayerns geführt hat. Am Sonntag hat derselbe Berg, der mit 746 Meter Höhe angesichts der ihn umgebenden Alpengebirgszüge eher ein Hügel ist, erneut österreichische Geschichte geschrieben, wenn auch nur Sportgeschichte. Erstmals seit neun Jahren gewann ein Österreicher das Innsbrucker Bergisel-Springen der Vierschanzen-Tournee, erstmals seit 1975 konnte Österreich in Innsbruck sogar einen Doppelsieg feiern.

Die meisten der 25 000 Zuschauer im Bergisel-Stadion bejubelten beim dritten Springen der Vierschanzen-Tournee Platz eins und zwei der Österreicher Wolfgang Loitzl und Gregor Schlierenzauer. „Im eigenen Wohnzimmer einen Doppelsieg zu landen ist immer etwas ganz Besonderes“, sagte der österreichische Cheftrainer Alexander Pointner. Zumal es noch besser kam für das Team Austria, weil der Schweizer Simon Ammann nach einem schwachen zweiten Sprung auf 123,5 Meter nur auf Rang acht landete. Wolfgang Loitzl führt somit nach seinem zweiten Erfolg die Gesamtwertung mit 15,8 Punkten Vorsprung vor Ammann an. „Da ist schon eine kleine Vorentscheidung gefallen“, sagte Pointner. Doch nicht nur Österreich hatte Grund zur Freude.

Martin Schmitt landete mit Sprüngen auf 128,5 und 125 Meter auf Platz drei und feierte sein bestes Ergebnis seit zwei Jahren. „Vor dieser Kulisse aufs Podest zu springen ist ein tolles Erlebnis“, sagte der 30 Jahre alte Skispringer, „zuletzt hat es nicht geklappt, aber ich bin am Ball geblieben, und es ist belohnt worden.“ Nach dem ersten Durchgang war er sogar mit einem Dauerlächeln die Stufen zum Lift heraufgestiegen, weil er so weit wie kein anderer geflogen war. Der Tourneeführende Wolfgang Loitzl landete im ersten Durchgang zwei Meter hinter ihm, machte sich aber Hoffnung. „Martin Schmitt hat im zweiten Sprung nie etwas zusammengebracht“, sagte Loitzl, „ich werde voll angreifen.“ Tatsächlich war Schmitt in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen von den Plätzen vier und drei im zweiten Durchgang noch auf die Ränge fünf und acht zurückgefallen.

Diesmal ging er sogar als Letzter in die Anlaufspur. Unmittelbar vor ihm hatten die Österreicher Gregor Schlierenzauer und Wolfgang Loitzl mit Flügen auf 127,5 Meter und auf 128,5 Meter ein Tröteninferno im Kessel des Bergisel-Stadions entfacht. „Es war nicht ohne, ich bin schon lange nicht mehr als Führender da oben gesessen“, sagte Schmitt, „aber ich war sehr konzentriert und konnte alles ausblenden.“ Mit 125,5 Metern landete er zwar nur den achtbesten Sprung des zweiten Durchgangs, trotzdem reichte es für einen Platz auf dem Podest. Zuvor war er im Weltcup zweimal auf Platz vier gesprungen. „Der dritte Platz ist eine Genugtuung“, sagte Schmitt, „ich habe immer gewusst, dass noch Spitzenleistungen in mir drin sind, und langsam kommen sie raus.“

Auch der Bundestrainer freute sich über das dauerhafte Comeback. „Martin wird immer souveräner, er soll das genießen, das hat er sich hart erarbeitet“, sagte Werner Schuster. Er freute sich auch über Platz sieben von Michael Neumayer, Michael Uhrmann und Stephan Hocke landeten auf Rang 16 und 17, Felix Schoft auf Rang 23. Auch der Blick auf das Gesamtergebnis dürfte Martin Schmitt genießen, denn vor dem abschließenden Springen am Dienstag in Bischofshofen wird er auf Rang vier geführt.

Dort werden allerdings die Österreicher Wolfgang Loitzl und Gregor Schlierenzauer sowie der Schweizer Simon Ammann den Gesamtsieg unter sich ausmachen. „Ich konnte heute nicht einhundertprozentig auf meine Beine zurückgreifen“, sagte Simon Ammann, „mir hat das Kribbeln in den Beinen gefehlt.“ Ihm liege die Paul-Außerleitner-Schanze von Bischofshofen, sagte er, tatsächlich aber hat sich das Momentum gegen ihn gewendet. „Der achte Platz ist nicht das, was ich gewohnt bin“, sagte er, bis gestern war ein fünfter Platz das schlechteste Ergebnis dieser Saison. Im Gegensatz zu ihm hat Wolfgang Loitzl seinem ersten Sieg in seiner Karriere in Garmisch-Partenkirchen sogleich einen zweiten folgen lassen können. „Zurzeit passiert so vieles, was ich nicht erwartet habe“, sagte der 28-Jährige. „Ich hoffe, dass mich die Zuschauer in Bischofshofen noch mehr beflügeln.“ Auch der Drittplatzierte Gregor Schlierenzauer rechnet sich mit 13,3 Punkten Rückstand noch Chancen auf Platz eins aus.

Im Anschluss an die Siegerehrung durften die österreichischen Springer sofort wieder fliegen. Mit einem Hubschrauber nach Bischofshofen zur Live-Sendung des ORF. Alle anderen Springer mussten sich zwei Stunden lang über die Autobahn zum abschließenden Wettkampfort quälen. Mehr Heimvorteil ging wirklich nicht mehr am Bergisel.

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