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Sport: Vierschanzentournee: Hupfer, Trottel und Frustbewältigung in der Kneipe

Als der österreichische Cheftrainer Alois Lipburger das Kur- und Kongresszentrum von Oberstdorf betrat,musste er fünf Journalisten das schlechte Abschneiden seiner Skispringer erklären. In Garmisch-Partenkirchen interessierten sich schon doppelt so viele Pressevertreter für seine Ausführungen, und in Innsbruck schließlich war Lipburger inmitten der vielen Fragesteller gar nicht mehr zu sehen.

Als der österreichische Cheftrainer Alois Lipburger das Kur- und Kongresszentrum von Oberstdorf betrat,musste er fünf Journalisten das schlechte Abschneiden seiner Skispringer erklären. In Garmisch-Partenkirchen interessierten sich schon doppelt so viele Pressevertreter für seine Ausführungen, und in Innsbruck schließlich war Lipburger inmitten der vielen Fragesteller gar nicht mehr zu sehen. So sieht eine Krise aus.

Die Vierschanzentournee geht aus Sicht der Österreicher als eine der schlechtesten in die Geschichte des Verbands ein. "Wir sind derzeit nicht stark genug, um bei nicht sonderlich guten Verhältnissen vorne mitzuhalten", gibt Lipburger zu. Die besten Österreicher waren Stefan Horngacher und Wolfgang Loitzl, die aber nur in der zweiten Reihe landeten. "Die Ergebnisliste habe ich mir nicht einmal angeschaut", sagte Horngacher nach dem Innsbrucker Springen enttäuscht. Am schlimmsten aber erwischte es den Vorjahressieger Andreas Widhölzl. Schon beim ersten Springen in Oberstdorf hatte der 24-jährige Soldat aus Fieberbrunn durch eine Niederlage im K.-o.-Durchgang alle Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung vergeben. "Ich bin ein Trottel", hatte er nach seinem Hupfer auf 83 Meter gesagt. Als er in Garmisch-Partenkirchen auch nur auf Rang 17 sprang, bewältigte Widhölzl seinen Frust in einer Kneipe.

Das Ausmaß der Pleite erstaunt die Verantwortlichen bei den Österreichern. Bei den ersten beiden Springen hatte man noch ungünstige Windbedingungen beziehungsweise bei Widholzl zu viel Risiko als Ursache ausgemacht. Spätestens aber nach dem erneuten Absturz in Innsbruck, als erstmals seit 1973 kein Österreicher unter den ersten Zehn zu finden war, begann man nicht mehr, nur den äußeren Bedingungen die Schuld zu geben. "Wir mussen uns Gedanken machen, wie wir unseren Siegspringer Widhölzl wieder in Schuss bringen", sagt Lipburger. Damit sich die Pleite bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Lahti (15. - 25. Februar) nicht wiederholt, sind zahlreiche Materialtests und Techniktraining-Einheiten geplant. Nicht alle österreichischen Springer werden daher das kommende Programm im Weltcup mitmachen. Darunter wird auch Andreas Widholzl sein. Der Österreicher sagt: "Wenn ich realistisch bin, brauche ich an den Weltcup-Gesamtsieg schon jetzt nicht mehr zu denken."

Mit einer gewissen Genugtuung registrierten die Österreicher allerdings, dass "auch Deutschland ohne einen Anwärter auf den Gesamtsieg dasteht", wie die "Salzburger Nachrichten" schreiben. Aus einem deutsch-österreichischen Duell ist die Tournee von Außenseitern wie dem Polen Adam Malysz oder dem Russen Dmitrij Wassilijew geworden.

Das tat aber der Volksfeststimmung gestern rund um die Paul-Ausserleitner-Schanze keinen Abbruch. Schließlich können die Österreicher auch einen Erfolg bei der diesjahrigen Vierschanzentournee verbuchen. Nicht ohne Stolz vermelden die "Salzburger Nachrichten", dass das polnische Team von Gesamtsieger Adam Malysz "von mehreren österreichischen Firmen finanziell unterstützt wird". Na, bitte, das ist doch immerhin auch schon was.

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