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Thomas Morgenstern.

© AFP

Vierschanzentournee: Morgenstern siegt in Oberstdorf

Der Österreicher Thomas Morgenstern hat das Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf gewonnen. Die deutschen Springer erreichten ein gutes Mannschaftsergebnis mit zwei Platzierungen unter den Top Ten.

Irgendwo aus dem Auslaufraum der Schattenbergschanze drang ein dumpfer Ton in die Zuschauerränge. Thomas Morgenstern hatte seinen Handschuh ausgezogen und nach dem ersten Durchgang mit der nackten Hand einen österreichischen Betreuer so kräftig abgeklatscht, dass sogar die dröhnende Disco-Musik in der nebligen Arena an der Schattenbergschanze einen Augenblick lang übertönt wurde. Falls seine Hand anschließend schmerzte, dürfte es der österreichischen Skispringer kaum gemerkt haben, so sehr durchströmte ihn das Adrenalin in diesem Augenblick.

Thomas Morgenstern ist in diesen Monaten einfach sehr gut drauf. Sein Sieg beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf war bereits sein fünfter Erfolg in den letzten sechs Weltcupspringen. „Ich habe jede Minute und jeden Moment auf der Schanze genossen“, sagte er, „ich habe gewusst, dass ich gute Sprünge in mir drinnen habe.“

Diesmal flog der 25 Jahre alte Österreicher auf 131,5 und 138 Meter und damit der gesamten Weltelite davon. Lediglich der Zweitplatzierte, der Finne Matti Hautamäki, konnte im zweiten Durchgang mit 137,5 Metern mithalten. Weil er aber zuvor nur 125 Meter weit geflogen war, weist er im Gesamtklassement bereits einen Rückstand von 16,5 Punkten auf. Auf Platz drei kam der Österreicher Manuel Fettner, auf Platz vier landete mit dem Doppelolympiasieger Simon Ammann bereits der erste Enttäuschte. Dem Schweizer, der unbedingt zum ersten Mal die Vierschanzentournee gewinnen will, fehlen schon 30 Punkte auf den großen Favoriten Thomas Morgenstern.

Mit dem Tourneesieg haben die Springer von Bundestrainer Werner Schuster nichts zu tun, trotzdem sagte er: „Ich bin innerlich sehr zufrieden, wir hatten in der Qualifikation einen tollen Einstieg und konnten heute das Ergebnis halten.“ Von seinen elf Springern landeten acht unter den besten 30. „Wir haben jetzt viele Optionen, nicht nur einen oder zwei Springer wie früher“, sagte Schuster. Severin Freund und Michael Neumayer flogen auf die Plätze sechs und acht, und erreichten damit auch das selbstgesteckte Ziel von zwei deutschen Springern unter den besten zehn. „Von einem Top-Ten-Ergebnis in Oberstdorf kann man nur träumen, deshalb freue ich mich unglaublich“, sagte Severin Freund. Der 22 Jahre alte Management-Student unterstrich, dass er in dieser Saison bester deutscher Springer ist. Eine Rolle, mit der er in Oberstdorf bereits gut umgehen konnte. „Aber ein bisschen nervös ist man schon, wenn man die Leute im Stadion hört“, gab Freund zu.

Die übrigen deutschen Springer überzeugten in der Breite. Richard Freitag flog auf Rang 13, die alten Recken Martin Schmitt und Michael Uhrmann folgten auf den Plätzen 18 und 19. Schmitt hatte in der Qualifikation mit Platz sechs Hoffnungen geweckt, die der Bundestrainer schon vor dem Finale zunichte machte: „Martin Schmitt ist noch nicht so weit, dass er vorne reinspringen kann.“ Er sollte Recht behalten. Immerhin durfte sich Schmitt im zweiten Durchgang einige Sprünge lang in der Leaderbox aufhalten, wo der aktuell Führende vom Fernsehen eingeblendet wird. „Ich habe mich da drin eigentlich ganz gut gefühlt“, sagte er, „das Problem war nur: Es kamen noch 20 Springer.“

Einen deutschen Erfolg in Oberstdorf hatte es zuletzt 2001 durch Sven Hannawald gegeben, seit einigen Jahren sind die deutschen Springer ohne Siegchancen. Vielleicht war das auch der Grund, warum die 27 000 Zuschauer fassende Arena nur mit 20 000 Zuschauern gefüllt war. Der Stadionsprecher begrüßte ausdrücklich auch den aus dem benachbarten Kempten stammenden Fernsehrichter Alexander Hold und die Fußballmannschaft der Stuttgarter Kickers. Diese ist nur viertklassig, doch zumindest dieses Prädikat haben die deutschen Springer seit Mittwochabend nicht mehr verdient.

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