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Vom Nobody zum Sieger: Der junge Österreicher Thomas Diethart (mitte).

© dpa

Update

Vierschanzentournee: Newcomer Diethart gewinnt in Garmisch-Partenkirchen

Thomas Diethart aus Österreich gewinnt das Neujahrsspringen von Garmisch-Partenkirchen, auch die Deutschen Springer erreichen ein gutes Ergebnis. Nur für Severin Freund endet der Tag bitter.

Der erste Tag des Jahres war nicht der beste für den Sprecher des Neujahrsspringens von Garmisch-Partenkirchen. Anfangs verwechselte er vor 21 000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion Punkte mit Weitenmeter. Später meldete er fälschlicherweise mehrfach das Ausscheiden von Martin Schmitt. Und bei der Siegerehrung brüllte er den Namen des Siegers in sein Mikrofon, als handelte es sich hierbei um einen siebenfachen Olympiasieger: Thooooomaaas Dieeeethaaaart. Dabei hat bis vor zwei Wochen kein Mensch mit diesem Namen etwas anfangen können.

„Ich habe Thomas Diethart vor dieser Tournee nicht gekannt“, sagte der viermalige Olympiasieger Simon Ammann. Nun musste er sich zum ersten Mal von dem 21 Jahre alten Österreicher bezwingen lassen. Nach den beiden weitesten Sprüngen des Tages auf 141 und 140,5 Meter durfte sich Thomas Diethart vor seinem österreichischen Landsmann Thomas Morgenstern vom Publikum feiern lassen. Auf Rang drei kam der Schweizer Simon Ammann, der das Auftaktspringen in Oberstdorf vor Thomas Diethart gewonnen hatte. Der junge Österreicher führt nun die Gesamtwertung in der Tournee vor Morgenstern und Ammann an, was er noch gar nicht richtig fasse kann. „Okay“, sagte Thomas Diethart lediglich, als ihm der Reporter die Nachricht überbrachte.

Der Springer aus Niederösterreich, was ihm in seiner Heimat den Spitznamen „Flachlandtiroler“ einbringt, kann noch gar nicht realisieren, was ihm in den letzten zwei Wochen passiert ist. Eher zufällig war er ins Weltcupteam gekommen – und mischt nun die Weltelite auf. „Er hat den zweiten Sprung sehr cool runtergebracht“, sagte Simon Ammann anerkennend. Für Diethart scheint ein ungeschriebene Gesetz des Skispringens zu gelten: Diejenigen, die gewinnen, wissen nicht, warum. „Ich mache nichts Besonderes, außer dass ich Spaß habe“, sagte Thomas Diethart.

Ein solcher Nachwuchsstar fehlt hingegen der deutschen Mannschaft von Bundestrainer Werner Schuster. In seinem Team überzeugten Andreas Wellinger mit Rang fünf und Richard Freitag mit Rang neun. Also just die beiden, die beim Auftaktspringen mit Rang 29 und 33 noch so enttäuscht hatten. Severin Freund wiederum, der in Oberstdorf mit Rang zehn noch bester Deutscher war, enttäuschte beim Neujahrsspringen und kam als 32. noch nicht einmal in den zweiten Durchgang. „Es ist sehr, sehr schade, ich hätte gedacht, dass ich bei der Tournee besser in Form komme“, sagte Severin Freund. „Skispringen ist eine schöne, aber auch sehr diffizile Sportart, plötzlich kann man nicht mehr auf seinen Sprung zugreifen.“

Bundestrainer Werner Schuster monierte ebenfalls die fehlende Konstanz seiner Springer. „Wir haben keine Hierarchie im Team, aber die muss sich einstellen.“ In der Gesamtwertung hat kein einziger Deutscher noch Chancen auf einen Platz unter den besten drei, als bester Deutscher ist der 34 Jahre alte Michael Neumayer auf Rang elf. „Vom Alter her haben wir schon eine Hierarchie“, sagte er, „wir sind eine starke Mannschaft, irgendwann wird einem schon der Knopf aufgehen.“ Bei Severin Freund aber ist er nicht aufgegangen, obwohl er vor der Tournee der stabilste deutsche Springer war. „Er hat individuelle Probleme“, sagte der Bundestrainer, „ich bin froh, dass wenigstens zwei Jungs nach vorne gekommen sind.“

Ganz vorne in der Gesamtwertung vor den abschließenden Springen in Innsbruck (4. Januar) und Bischhofshofen (6. Januar) liegen zwei Österreicher. Wieder einmal, muss man sagen, denn seit 2009 stellen die Springer aus dem Land der Berge sämtliche Vierschanzentourneesieger. Nur der Schweizer Simon Amann, so sieht es im Moment aus, kann in dieser Saison den sechsten Erfolg in Serie verhindern. „Vor allem der zweite Sprung macht mir Hoffnung“, sagte Amann.

Auch Thomas Diethart kann sich allmählich mit dem Gesamtsieg befassen. Dabei hat er in Garmisch-Partenkirchen in seinem vierten Weltcupspringen gerade erst seinen ersten Sieg gefeiert. „Es ist ein Wahnsinn“, sagte er, „es ist ein geiles Gefühl, wenn man am Schluss oben steht und dann, wenn man unten ist, die Eins aufleuchtet.“ Für Innsbruck kündigt er an: „Ich will Gas geben und das Gleiche machen wie heute.“ Für die Konkurrenz kommt das einer Drohung gleich.

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