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Siegerflieger. Richard Freitag gelang in Innsbruck der erste deutsche Sieg bei einem Springen der Vierschanzentournee seit zwölf Jahren.

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Update

Vierschanzentournee: Richard Freitag siegt in Innsbruck

Richard Freitag hat den deutschen Skispringern den ersten Tagessieg bei der Vierschanzentournee seit gut zwölf Jahren beschert. Am Sonntag gewann Freitag vor dem Österreicher Stefan Kraft und dem Japaner Noriaki Kasai.

Nur die Frau mit dem „T“ schien das Ereignis nicht mitbekommen zu haben. Alle anderen Mitglieder des Fanklubs von Stefan Kraft reckten im Ehrengastbereich ihre Buchstaben in die Höhe, es galt im ersten Durchgang den zwischenzeitlichen Schanzenrekord des österreichischen Skispringers von 137 Metern zu feiern. Die Begeisterung machte auch nicht vor dem daneben stehenden Fanklub von Michael, kurz Michl, Hayböck halt, der ebenfalls den Namen seines Lieblings in die Höhe hielt und somit den etwas kryptischen Namen „KRAFMICHL“ bildete. Am Ende aber feierte eine andere Gruppe unter den 22 500 Zuschauern im ausverkauften Bergisel-Stadion:Es waren jene Fans, die das Plakat „Dont mess with the Erz, go Richi“ hochstemmten.

Richard Freitag hat das dritte Springen der Vierschanzentournee gewonnen. „Uns tut das unendlich gut“, sagte der Skispringer aus dem Erzgebirge, er beendete eine lange Erfolglosigkeit der deutschen Mannschaft bei der Vierschanzentournee. Erstmals seit Sven Hannawalds Sieg in Oberstdorf in der Saison 2002/2003 wurde wieder nach einem Springen der Vierschanzentournee die deutsche Nationalhymne gespielt.
Bei der Siegerehrung im Bergiselstadion standen gleich drei Springer neben dem Deutschen. Zu seiner Rechten der zweitplatzierte Stefan Kraft, der nun mit 23,1 Punkten Vorsprung auf seinen Landsmann Michael Hayböck die Gesamtwertung der Vierschanzentournee deutlich anführt und vor dem abschließenden Springen am Dienstag in Bischofshofen auch der hohe Favorit auf den Gesamtsieg ist. Den dritten Platz teilten sich in Innsbruck punktgleich die beiden Skiprung-Oldies Simon Ammann aus der Schweiz, 33 Jahre, und Noriaki Kasai aus Japan, 42 Jahre.

Die deutsche Mannschaft rehabilitierte sich in Innsbruck eindrucksvoll für die bisherigen mäßigen Leistungen bei der Tournee. Erstmals war das Team des Bundestrainers Werner Schuster auch etwas vom Glück begünstigt. So trug eine leichte Aufwindphase Severin Freund im ersten Durchgang bis auf 133 Meter, nach einem etwas schwächeren Flug auf 126,5 Meter im zweiten landete er auf Rang acht, seinem besten Ergebnis bei der Tournee in dieser Saison. Marinus Kraus, Stephan Leyhe und Michael Neumayer auf den Plätzen 14, 15 und 18 rundeten das starke deutsche Ergebnis ab. Am Besten aber machte es Richard Freitag.

Mit einem Sprung auf 132 Meter im zweiten Durchgang bei verkürzter Anlaufweite setzte er sich an die Spitze der Ergebnisliste. Es war nach seinem Sieg von Engelberg sein zweiter Erfolg in dieser Saison. Die vielen rotweißroten Fahnen im Stadion hatten ihn nur noch mehr angespornt. „Es ist gewaltig mit den vielen Zuschauern in dem Kessel, das macht riesig Spaß“, sagte der 23-Jährige, „vor dem letzten Sprung hieß es ruhig bleiben und bestmöglich unten reinspringen.“ In der Gesamtwertung hat er sich auf Rang fünf nach vorne geschoben, Freund folgt auf Rang zehn.

Nicht ganz so gut machte es Stefan Kraft, der nach dem ersten Durchgang geführt hatte. Allerdings hatte er seinen Flug auf 137 Meter nur mit großer Mühe stehen können und war vor dem zweiten Durchgang ins Nachdenken gekommen. „Ich bin schon nervös geworden“, sagte Kraft, „der Noriaki Kasai ist vor mir schon extrem weit nach unten geflogen.“ Der 21-Jährige landete bei 127 Metern, war aber mit Platz zwei mehr als zufrieden. „Das ist ein megageiler Tag“, sagte er, „Michael Hayböck und ich können immer noch als Duo marschieren und in Bischofshofen voll Gas geben.“

Michael Hayböck hatte ihm im zweiten Durchgang mit 138 Metern sogar den Schanzenrekord wieder weggenommen. Allerdings stauchten ihn die Kräfte derart zusammen, dass er bei der Landung mit einer Hand in den Schnee fassen musste und entsprechende Punktabzüge bekam, sodass es am Ende für ihn in Innsbruck nur zu Rang sechs reichte. In der Gesamtwertung aber rückte er auf den zweiten Platz vor.

Auf Rang drei folgt der Slowene Peter Prevc, der in Innsbruck nicht mehr so gut zurecht gekommen ist. „Mein erster Sprung war nicht der Beste, ich hatte auch kein Glück mit den Bedingungen“, sagte er. Nach einem besseren zweiten Versuch landete Prevc auf Platz elf. Den Kampf um den Gesamtsieg hat er dennoch noch nicht ganz aufgegeben. „Ich glaube, dass Stefan Kraft im Moment einfach zu stark ist“, sagte er, „aber ich werde in Bischofshofen weiterkämpfen.“ Dort ist auch mit den deutschen Springern zu rechnen, vor allem aber mit Freitag. Sie haben in Innsbruck den Glauben an die eigene Stärke wiedergefunden.

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