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Vierschanzentournee: Ritzerfeld verhindert größte Pleite

Der Oberhofer Jörg Ritzerfeld hat die deutschen Skispringer in ihrem "Wohnzimmer" Oberstdorf vor der bittersten Auftakt-Pleite in der Geschichte der Vierschanzentournee bewahrt. Es siegte Gregor Schlierenzauer aus Österreich.

Oberstdorf - Auf der Schanze am Schattenberg, auf der in der 55-jährigen Historie der Tournee 20 Siege gefeiert wurden, war Ritzerfeld als 12. bester Springer des Deutschen Skiverbandes (DSV) und landete damit meilenweit hinter Sieger Gregor Schlierenzauer aus Österreich. Damit hat das schlechteste deutsche Ergebnis mit Rang 13 des jetzigen russischen Auswahltrainers Wolfgang Steiert am 29. Dezember 1985 weiter bestand.

Der 16-jährige Schlierenzauer kam mit Flügen auf 135,5 und 142 Meter zu 296,0 Punkten. Damit verwies er den Schweizer Andreas Küttel (286,5/133,5+136,5) und Adam Malysz aus Polen (280,3/132+134) auf die nächsten Plätze und unterstrich seine Anwartschaft auf den Tournee- Gesamtsieg gleich bei der ersten Teilnahme.

Deutsche auf schwachem Niveau

Im deutschen Lager dagegen war der Katzenjammer groß. Bereits am Samstagmorgen hatte sich das Team von Georg Späth verabschiedet, der nach der verpassten Qualifikation für das Springen auf seiner Hausschanze gemeinsam mit Bundestrainer Peter Rohwein entschied, die Tournee zu verlassen. Mit privatem Training wird er nun versuchen, wieder in Form zu kommen. Im Wettkampf, vornehmlich im zweiten Durchgang, passten sich dann die anderen DSV-Athleten außer Ritzerfeld dem schwachen Niveau an.

"Ich war schon öfter bester Deutscher, aber noch nie in so einem wichtigen Wettkampf", sagte der Thüringer zufrieden. Mit 129,5 und 124,5 Meter unterstrich er sein Talent, nachdem er im vergangenen Jahr an gleicher Stelle stürzte, sich das Kreuzband riss und bis zum Sommer ausfiel. "Er hat sein Soll erfüllt", lobte ihn Rohwein. "Ritze", wie der 23-Jährige genannt wird, nahm das Ergebnis als Mutmacher. "Das gibt mir einen Schub. Ich denke, ein Platz zwischen 15 und 20 in der Gesamtwertung ist jetzt realistisch", sagte der Oberhofer.

Schmitt "nicht glücklich"

Die beiden anderen deutschen Hoffnungsträger, Michael Uhrmann (Rastbüchl) und Martin Schmitt (Furtwangen), sahen nach ihren Plätzen 15 und 18 alles andere als zufrieden aus. "Glücklich bin ich nicht", schimpfte Schmitt, der besonders mit dem zweiten Sprung haderte und keine Erklärung für die enttäuschende Weite von 122 Metern fand. "Mir gefällt nicht, wie es gelaufen ist, aber es ist das, was ich momentan drauf habe", analysierte Uhrmann kritisch. "Immer klappen Kleinigkeiten nicht. Im ersten Versuch kippte der Oberkörper ab, dadurch habe ich Geschwindigkeit verloren und damit auch Weite", sagte der Bayer. "Beide wissen, woran sie zu arbeiten haben. Insgesamt hatten wir uns mehr vorgenommen", meinte Rohwein.

Dagegen konnte Schlierenzauer sein Glück kaum fassen. Mit der Kaltschnäuzigkeit eines Routiniers steckte der Youngster in seiner ersten Saison bei den Männern jede Aufregung weg, sprang in beiden Durchgängen Bestweite und wurde im Auslauf von seiner komplett angereisten Familie gefeiert. Der Neffe des einstigen Rodel- Weltmeisters Markus Prock dominierte wie er wollte. "Das ist sicher der schönste Tag bisher in meinem Leben", jubelte der Stubaitaler. (Von Gerald Fritsche und Eric Dobias, dpa)

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