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© ddp

Vierschanzentournee: Schlierenzauer gewinnt Neujahrsspringen

Entscheidung in der Arztpraxis: Gregor Schlierenzauer gewinnt das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen, obwohl er tags zuvor noch krank war.

Das Neujahrsspringen von Garmisch-Partenkirchen ist diesmal in einer Praxis in Innsbruck entschieden worden. Dort bekam Andreas Lotz am Silvestertag Besuch von einem Patienten, der über eine Magen-Darm-Verstimmung klagte. So schwer waren die Beschwerden, dass der junge Mann teilweise nicht mehr in die Knie gehen konnte, was insofern unglücklich war, als er dem Beruf des Skispringens nachgeht. Der Arzt setzte einige Akupunkturnadeln – und am nächsten Tag flog Gregor Schlierenzauer wieder 136,5 und 137 Meter weit durch die Luft.

Der Österreicher wusste, was er nach seinem Sieg im Neujahrsspringen zu sagen hatte. An jener Stelle, an der die Springer normalerweise jene Menschen erwähnen, die ihre Ski präpariert haben, sagte er: „Ich muss mich bei Doktor Lotz bedanken, er hat mich wieder hergerichtet.“ In Oberstdorf war der Weltcup-Zweite wegen seiner Gesundheitsprobleme nur Neunter geworden, nach seinem Sieg am Freitag beim Neujahrsspringen vor 25 000 Zuschauern kann sich Schlierenzauer wieder ein wenig Hoffnung auf den Gesamtsieg machen. „Brutal“, sagte er, „das war ein Top-Tag.“ Das gilt auch für seine Mannschaft.

Diesmal brachte das österreichische Team sechs Springer unter die besten zwölf. In Vorjahressieger Wolfgang Loitzl sprang auch ein weiterer Österreicher aufs Podest. „In der kritischen Phase, in der Simon Ammann Schanzenrekord gesprungen ist, hat jeder die Nerven behalten“, lobte der österreichische Cheftrainer Alexander Pointner, „wir haben nicht versucht, noch einmal Schanzenrekord zu springen, sondern haben bei der Landung einen guten Telemark gesetzt.“

Tatsächlich kamen Schlierenzauer (137,5 Meter) und Loitzl (135 Meter) im zweiten Durchgang nicht an die überragende Weite des Schweizers heran, sie zehrten aber von ihrem Vorsprung aus dem ersten Durchgang. 143,5 Meter weit war Ammann gesegelt und hatte den Schanzenrekord um 2,5 Meter verbessert. „Davon habe ich immer geträumt“, sagte er, „das Gefühl, so lange in der Luft zu fliegen, war phantastisch.“ Der Flug bescherte ihm Platz drei in Garmisch-Partenkirchen, eine bessere Platzierung hatte Ammann im ersten Durchgang mit einem Sprung auf 132 Meter verschenkt.

In der Gesamtwertung schob sich der Doppelolympiasieger von Salt Lake City auf Rang vier vor. „Wenn ich sechseinhalb Meter weiter springe als der Zweite, ist das sicher ein Ausrufezeichen“, sagte er, „es ist gut für mich, dass es ohne Pause weitergeht.“ Bereits heute findet in Innsbruck die Qualifikation für das dritte Springen statt. In der Gesamtwertung allerdings fehlen Ammann auf den führenden Andreas Kofler 26,1 Punkte. „Ich darf gar nicht darüber nachdenken“, sagte der Schweizer, der weiterhin auf den Tourneesieg hofft. „Man braucht vier perfekte Sprünge, um am Ende zu gewinnen.“

Andreas Kofler landete beim Neujahrsspringen nur auf Rang vier, doch er zehrt weiterhin von seinem Vorsprung aus dem Auftaktspringen in Oberstdorf. Mit 537,1 Punkten führt er die Gesamtwertung an. Es folgen Wolfgang Loitzl mit 517,9 Punkten und der Finne Janne Ahonen mit 512,5 Punkten. „Ich habe nicht zeigen können, was ich in mir gefühlt habe“, ärgerte sich der Finne über Platz sechs. „Ich freue mich schon auf die Schanze in Bischofshofen, da kann ich hoffentlich viele Punkte machen.“ Auch Schlierenzauer schöpft neue Hoffnung. „32 Punkte Rückstand sind eine Menge Holz, aber ich habe in der Vergangenheit mitbekommen, dass noch viel passieren kann in der Vierschanzentournee“, sagte er. Ein wenig baute der 19-Jährige aber vor, falls es auch in diesem Jahr mit dem Tourneesieg nichts werden sollte. „Ich bin noch jung", sagte er, „ich habe noch zehn Tourneen vor mir.“

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