zum Hauptinhalt
Mittelscheitel auf rechts. Kerstin Garefrekes spielt meist so akkurat, wie es ihre Frisur verspricht.

© dpa

Viertelfinale gegen Japan: Kerstin Garefrekes: Auf Schatzsuche im Strafraum

Die stille Arbeiterin Kerstin Garefrekes schießt wichtige Tore und glänzt vor dem heutigen Viertelfinale gegen Japan sogar beim Puzzlen.

„Ich bin stolz, endlich verkünden zu können, dass Ursula Holl und ich unser Puzzle fertig gestellt haben“, sagt Kerstin Garefrekes grinsend. Es habe ein wenig gedauert, immerhin waren es 1000 Teile. „Das war eine Herausforderung.“ Garefrekes und ihre Zimmerkollegin Holl haben ihr Werk knapp zwei Wochen lang auf einer Puzzlematte von Spielort zu Spielort transportiert. Ab Sonntag, nach dem heutigen Viertelfinale gegen Japan (20.45 Uhr, live im Ticker bei Tagesspiegel.de), würden sie gern ein neues Puzzle in Angriff nehmen. Das dann möglichst bis zum Finale am 17. Juli reichen soll.

Die Rolle von Kerstin Garefrekes wird auf dem Weg zum Endspiel immer wichtiger. Die Frau mit den langen Beinen und dem akkuraten Mittelscheitel hat bereits zwei ganz wichtige Tore geschossen: Sie brach mit ihrem Kopfballtor den Bann im Eröffnungsspiel und erzielte auch im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich das 1:0. Mittlerweile ist Garefrekes durch die Formkrise von Birgit Prinz sogar unverhofft zur Kapitänin aufgestiegen. „Ich habe einen erweiterten Verantwortungsbereich bekommen“, sagt Garefrekes in ihrer analytisch nüchternen Art. Die 31-Jährige musste sich erstmal bei der langjährigen Kapitänin Prinz erkundigen, was sie eigentlich zu tun hatte. „Die Seitenwahl habe ich direkt verloren“, sagt Garefrekes. Sonst habe sich für sie nicht viel verändert, denn „Birgit Prinz ist die Spielführerin dieser Mannschaft“.

Während gegen Japan in der Abwehr Linda Bresonik und im Mittelfeld Kim Kulig ins Team zurückkehren werden, hat Bundestrainerin Silvia Neid in der Offensive kaum einen Grund, erneut etwas umzustellen. Deswegen wird Neu-Kapitänin Kerstin Garefrekes allerdings noch lange keine Ansprüche anmelden. „Ich bin da relativ uneitel“, sagt sie. Hierarchien scheinen die deutschen Spielerinnen wenig zu interessieren. In den knapp drei Monaten seit Beginn der Vorbereitung ist noch kein nennenswerter Konflikt nach außen gedrungen. Das Thema jung gegen alt sei immer nur ein Medienthema gewesen, sagt Kerstin Garefrekes.

Die stille Arbeiterin bleibt eigentlich lieber im Hintergrund. Sie geht gern im Wald mit ihrem GPS-Empfänger auf Schatzsuche, „Geocaching“ nennt sich ihr Hobby. Bei dieser WM hatte sie dazu bislang kaum Gelegenheit. Man merkt, dass der Medienrummel der schüchternen Angestellten der Stadtkämmerei Frankfurt am Main eigentlich zu viel ist, doch sie meistert die Termine inzwischen durchaus souverän. Wenn sie ihre Rolle auf dem Feld beschreiben soll, kommt sie allerdings ins Stocken. „Naja…“, sagt sie und überlegt. „Ich versuche mein Bestes zu geben und meinen Job zu machen.“ Garefrekes tut das seit zehn Jahren, 129 Länderspielen und 43 Toren mit einer solch stillen Gelassenheit, dass sie oft vergessen wurde.

Im Viertelfinale gegen Japan könnte die 179 Zentimeter große Mittelfeldspielerin allerdings wichtiger werden denn je. Ihre Tore hat sie beide mit dem Kopf erzielt, gegen die kleinen Japanerinnen könnte das ein entscheidender Vorteil sein. Garefrekes sieht das anders: „Wir sollten uns auf unsere Stärken konzentrieren, und die liegen eher im Kombinationsspiel – und nicht in hohen, langen Bällen.“ Außerdem dürfe man nicht davon ausgehen, dass die Japanerinnen sich im Zweikampf „einfach so wegstumpen lassen“, sagt Garefrekes. „Die Zeiten sind auch vorbei.“

Deutschland: Angerer - Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter - Laudehr, Kulig - Garefrekes, Okoyino da Mbabi, Behringer - Grings.

Japan: Kaihori - Kinga, Iwashimizu, Kumagai, Sameshima - Ohno, Sakaguchi, Sawa, Miyama - Ando, Nagasato.

Schiedsrichterin: Alvarado (Mexiko).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false