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© AFP

Viertelfinale: Geschwächte Türken, geduldige Kroaten

Wer wird Deutschlands Gegner im Halbfinale? Heute Abend tritt die Türkei gegen Kroatien an. Der Sieger spielt am kommenden Mittwoch gegen die Elf von Bundestrainer Joachim Löw. Neues vom türkischen und vom kroatischen Team erfahren Sie hier.

Der Mann mit der Kriegsbemalung ist zurück. Rüstü Recber vertritt im Tor der Türken heute den rot-gesperrten Volkan Demirel. Das Viertelfinalspiel gegen Kroatien (20.45 Uhr, live in der ARD) wird der 117. Einsatz des Rekord-Nationalspielers werden – es kann aber sein, dass er seine gewohnten zwei schwarzen Streifen unter jedem Auge diesmal nicht aufträgt. Sie würden schließlich nur zum Schutz vor Sonnenlicht-Reflexen auf seinen Wangen dienen, beteuert er, wären bei einem Abendspiel also unnötig.

Noch nicht ausgemacht ist auch, ob der Einsatz des Ersatztorwarts tatsächlich eine Schwächung der Türkei bedeutet. Rüstü zählte einmal zu den besten seiner Zunft; bei der WM 2002 war er mitverantwortlich dafür, dass seine Mannschaft den dritten Platz erreichte. Zuletzt warfen ihn jedoch immer wieder Verletzungen zurück und kosteten ihn den Stammplatz in Verein und Nationalmannschaft. Trainer Fatih Terim, der Rüstü einst entdeckt hatte, nahm den 35-Jährigen trotzdem mit zum Turnier. Rüstü stand auch schon im Tor, als die Türken in der Vorrunde der EM 1996 auf die Kroaten trafen. Damals – mit Terim an der Seitenlinie – verloren sie 0:1. Für die Kroaten dabei: ihr heutiger Trainer Slaven Bilic.

Härter ankommen als der Torwartwechsel dürfte Terim also die Gelbsperre für Mehmet Aurelio, der gegen die Tschechen das Spiel aus dem defensiven Mittelfeld heraus antrieb. Die Defensive der Türken ist ohnehin durch viele Verletzungen geschwächt. So wird sich wohl der Innenverteidiger Servet Cetin trotz anhaltender Kniebeschwerden auch heute Abend durchbeißen müssen. Hamit Altintop kann ebenfalls nicht damit rechnen, von den ungeliebten Aufgaben als rechter Außenverteidiger entbunden zu werden.

Wirklich bange werden muss es den Türken aber erst, wenn ihr angeschlagener Torjäger Nihat Kavehci nicht auflaufen könnte. Leidenschaft und Kampfgeist ist heute von allen Türken zu erwarten. Nur Nihat aber verfügt über solche Wucht und Klasse in der Offensive, dass auch ein Erfolg über die glänzend organisierten Kroaten ein Ding der Möglichkeit sein könnte.

Deren Trainer Bilic dürfte heute auf die gleiche Taktik setzen wie gegen Deutschland: Ivica Olic spielt einzige Spitze vor einem Fünfer-Mittelfeld, das die Angriffe der Türken schon im Ansatz ersticken soll. Nach vorne sollen vor allem Ivan Rakitic und Luka Modric Dampf machen. „Geduldig und diszipliniert“ wollten sie spielen, kündigte Manschaftskapitän Niko Kovac an, „dann dürfte es keine Probleme geben“.

Es könnte aber ein recht ruppiges Spiel werden. Die Türken haben bei der EM bisher die drittmeisten Fouls begangen und die meisten Gelben Karten – zehn – gesehen. Und die Kroaten – die waren diesbezüglich ja früher auch nicht gerade Kinder von Traurigkeit. (Tsp)

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