zum Hauptinhalt
Übergepäck. Seit dem Olympiasieg von Vancouver vor vier Jahren hat Viktoria Rebensburg gleich mehrere Krisen durchlitten.

© dpa

Viktoria Rebensburg: Die gejagte Jägerin

Olympia-Wettkampf des Tages: Viktoria Rebensburg tritt als Titelverteidigerin im Riesenslalom an – und ist am Dienstag trotzdem nur Außenseiterin.

Große Gefühlsregungen sind nicht die Sache von Viktoria Rebensburg. Zumindest nicht nach außen. Es sind die Kleinigkeiten, an denen sich ihre Gemütsverfassung erkennen lässt. Eine Mini-Geste, ein Blick und der Tonfall ihrer Stimme, viel eher als die Mimik. Denn die 24-Jährige aus Kreuth am Tegernsee lächelt manchmal auch noch, wenn ihr eher nach Heulen zumute sein müsste. So pragmatisch wie Rebensburg manchmal bei Misserfolgen reagiert, geht sie mit Siegen um. Sie denkt nicht so oft an das, was war, sondern konzentriert sich auf das, was kommt. Und doch kann sie in diesen Tagen nicht anders, als den Blick zurückzuwerfen, auf 2010, auf die Winterspiele von Vancouver. Dort war sie als 20-Jährige Riesenslalom-Olympiasiegerin geworden, ziemlich überraschend.

Klar, dass nun vor dem Riesenslalom an diesem Dienstag (live im Ticker bei Tagesspiegel.de) die Sprache noch einmal darauf kommen muss. Aber auch Rebensburg selbst zieht Vergleiche. Sie sei jetzt in einer ähnlichen Position wie 2010, nämlich „in der Jägerrolle“. Und damals, sagt sie, „war’s ganz gut so, wie es war“.

Seit jenem 25. Februar 2010 ist viel passiert im Leben von Viktoria Rebensburg. Der Triumph von Whistler Mountain wirkte wie ein Karriere-Beschleuniger. Sie war damals als hochtalentierte Riesenslalomfahrerin an den Start gegangen, hatte schon sehr gute Weltcupresultate eingefahren, aber noch nie einen Sieg. Das holte sie dann schnell nach. Schon im Winter darauf dominierte sie die Konkurrenz. Als aber 2012 die Materialveränderung eine Anpassung des Fahrstils erforderte, büßte Rebensburg ihre Position ein, andere zogen an ihr vorbei.

Vor dieser Saison veränderte Rebensburg einiges – die Trainer sagen, in die richtige Richtung. Und der dritte Platz beim ersten Rennen in Sölden bestätigte die Athletin und ihr Umfeld darin. Dann fing sie sich einen viralen Infekt ein, den sie nicht richtig auskurierte. Daraus wurde eine Lungenentzündung, Regensburg fiel eineinhalb Monate aus. „Zwischendurch hatte ich Angst, dass ich überhaupt nicht mehr gesund werde und auf die Beine komme“, gab sie zu. Weil der Riesenslalom Anfang Februar in Kranjska Gora, die Generalprobe für Olympia, ausfiel, trat sie nur in Sölden fit in ihrer Spezialdisziplin an. Es fehlt ihr das, was Sportler gerne eine Standortbestimmung nennen.

Körperlich ist sie wieder topfit, aber der Mangel an Rennpraxis lässt sich mit Training allein nicht kompensieren. Womöglich dachte Rebensburg, sie sei schon weiter – denn über den neunten Platz im olympischen Super-G am vergangenen Samstag hat sie sich „ziemlich geärgert“. Die Trainer sahen ihren Auftritt ein bisschen anders, sehr viel positiver.

In der ersten Olympia-Woche stand Rebensburg im Schatten der zweimaligen Medaillengewinnerin Maria Höfl-Riesch. Darin wird sich nicht viel ändern, aber zumindest an diesem Dienstag beim Kampf ums Riesenslalom-Podium richtet sich der Blick nicht auf Höfl-Riesch, sondern auf die Titelverteidigerin. „Ich bin gut drauf“, sagte Viktoria Rebensburg. „Ich muss es nur mal runterbringen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false