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Witali Mutko sieht sein Land ungerecht behandelt: "In Russland ist immer alles schlecht, und im Rest der Welt ist alles gut", sagte er am Freitag.

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Vizeregierungschef Witali Mutko: "Russland betreibt kein Doping"

Kurz der WM-Auslosung in Moskau empört sich Russlands Cheforganisator und Vizeregierungschef Witali Mutko über die Ungleichbehandlung seines Landes in Sachen Doping.

„Wir brauchen das nicht“: In einer Wutrede hat sich der russische Vizeregierungschef Witali Mutko über andauernde Doping-Anschuldigungen gegen sein Land empört und massive Ungleichbehandlung beklagt. „Ich bin bereit, in jedes Gericht zu kommen, um zu sagen, dass Russland kein Doping betreibt“, sagte der Multifunktionär vor der Gruppenauslosung für die Fußball-WM 2018 am Freitag in Moskau. Kurz vor der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) über einen möglichen Olympia-Ausschluss russischer Athleten für die Winterspiele 2018 bekräftigte Mutko, es gebe kein staatlich organisiertes Doping in Russland.

Das IOC entscheidet am Dienstag, ob und wie Russland im Zuge der Doping-Manipulationsaffäre bei den Winterspielen 2014 in Sotschi bestraft wird. Möglich wären ein Komplettausschluss der russischen Mannschaft von den Spielen in Pyeongchang oder individuelle Strafen nur für überführte Doper. „Wir werden unsere Sportler bis zum Letzten verteidigen“, betonte Mutko. „Seit 2009 sind unsere Grenzen für Doping-Kontrollen offen. Wir sind ein offenes Land, kein geschlossenes.“

In langen Monologen antwortete der Fußball-WM-Cheforganisator energisch auf die Fragen der internationalen Presse. „In Russland ist immer alles schlecht, und im Rest der Welt ist alles gut. Wir haben damit nichts zu tun“, betonte der 58-Jährige. Auch in anderen Ländern gebe es Vorwürfe, doch werde mit zweierlei Maß gemessen, sagte Mutko.

Auch im britischen Fußball würde es Anschuldigungen geben, die man nicht verfolgen und hinterfragen würde. Und in den USA gebe es in den großen Profiligen wie NBA und NHL keine Doping-Kontrollen durch die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada.

Über den Ausgang des IOC-Verfahrens in Lausanne wollte Mutko nicht spekulieren. „Wir sind nicht die Autoren des Dopings, aber wir versuchen, in jeder Hinsicht bei der Aufklärung dieses Themas zu helfen.“ Das IOC hat inzwischen für 25 russische Athleten in fünf Sportarten (Bob, Skeleton, Langlauf, Eisschnelllauf und Biathlon) wegen nachträglich nachgewiesener Doping-Vergehen lebenslange Sperren verhängt und deren Resultate der Spiele 2014 in Sotschi annulliert.

Fifa-Chef Infantino stärkte dem russischen WM-Gastgeber den Rücken

„Wir behandeln alle Fragen sehr gewissenhaft“, sagte Mutko. Er selbst versuche aktiv, den schlimmsten Fall - den Komplettausschluss - für die stolze Sportnation zu verhindern. „Ich habe mich mit der IOC-Kommission getroffen und ich bin bereit, noch einmal Erklärungen abzugeben. Wir wissen nicht, wie die Entscheidung ausfallen wird, aber wir hoffen auf den gesunden Menschenverstand.“ Vor den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro hatte das IOC auf eine Kollektivsperre verzichtet und nur die Leichtathleten ausgeschlossen.

Welche Auswirkungen ein Aus für Russland in Südkorea haben würde, eventuell auch für die Fußball-WM im kommenden Sommer, wollte Mutko nicht erörtern: „Ich will jetzt nicht darüber reden, was Russland tun wird.“ Zunächst müsse das IOC entscheiden. Der Anwalt von Doping-Kronzeuge Grigori Rodschenkow hatte jüngst belastende Aussagen gegen den russischen Fußball angekündigt.

Russlands Fußball sei frei von Doping, entgegnete Mutko: „In der Sbornaja gab es nie Manipulation und wird es nie Manipulation geben“, versicherte der 58-Jährige, der auch nationaler Fußball-Verbandschef ist. „Aber das heißt nicht, dass morgen nicht irgendein Sportler gegen Anti-Doping-Regeln verstößt. Wenn jemand verstoßen hat, wird er dafür haften, wenn es bewiesen ist.“

Russland bereite mit der WM ein großes Event vor, das große wirtschaftliche und politische Bedeutung für sein Land habe, aber „alle fokussieren sich auf solche Mängel. Das ist Ihr Recht als Journalisten“, sagte Mutko sichtlich erbost. „Ich erinnere mich an kein Turnier, bei dem solche Probleme auftraten.“ Je mehr sich der mächtige Sportfunktionär in Rage redete, umso energischer lehnte er sich im schwarzen Sessel nach vorn und schaute mit strengem Blick auf die Journalisten.

„Entschuldigung“, sagte er zweimal zu Fifa-Präsident Gianni Infantino, der auf der Bühne vielsagend die Hände hob. Der Schweizer stärkte dem russischen WM-Gastgeber den Rücken. „Soweit die Fifa betroffen ist, sehe ich keine Auswirkungen irgendeiner Art“, sagte Infantino (47) zur ausstehenden Entscheidung des IOC. Infantino verwies auf kontinuierliche und intensive Dopingproben im internationalen Fußball. „Bislang waren alle Tests, die wir vorgenommen haben, negativ“, betonte der Weltverbandschef.

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