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Sport: „Völler hat andere Pläne“

Herr Beinlich, haben Sie schon Angst vor dem Samstag? Die Bundesligasaison geht zu Ende, und Hertha BSC hat mit dem Gewinn der Meisterschaft so viel zu tun wie Holland mit der diesjährigen WM.

Herr Beinlich, haben Sie schon Angst vor dem Samstag? Die Bundesligasaison geht zu Ende, und Hertha BSC hat mit dem Gewinn der Meisterschaft so viel zu tun wie Holland mit der diesjährigen WM.

Ein hübscher Vergleich, aber was hat das mit mir zu tun?

Sie waren es doch, der zu Beginn der Saison im vergangenen Sommer von der Meisterschaft für Hertha sprach.

Stimmt. Aber ich wurde damals nach meiner persönlichen Zielsetzung gefragt. Und nach dem Gewinn des Ligapokals sah es so aus, als könnte Hertha ernsthaft um den Titel mitspielen. Dieses Ziel werde ich so lange haben, bis ich Meister geworden bin oder aber nicht mehr Fußball spielen kann.

Sie haben vor zwei Jahren Bayer Leverkusen in Richtung Berlin mit der Begründung verlassen, endlich mal Meister werden zu wollen.

Ja, aber ich habe auch immer gesagt, dass wir bei Hertha eine optimale Saison brauchen, um ganz nach oben zu kommen. Die Leistungsträger hätten gesund bleiben und die Leistungen bringen müssen, die sie bringen können. Die Mannschaft hätte konstant auf hohem Niveau, also am Limit, spielen müssen. Das war nicht immer der Fall.

Hertha hat Punkte gegen Mannschaften gelassen, die nicht unbedingt zur besseren Gesellschaft der Liga zählen.

Zweimal gegen Cottbus zu verlieren und zweimal gegen St. Pauli nur unentschieden zu spielen, das reicht nicht. Da haben wir mindestens sechs Punkte verschenkt. Ich darf gar nicht daran denken, wo wir stehen würden, wenn wir die Punkte geholt hätten.

Dann wäre Hertha weiter oben, und Sie würden mit zur WM fahren.

Da gibt es keinen direkten Zusammenhang. Ich war lange verletzt und konnte erst zur Rückrunde eingreifen. Seitdem habe ich ganz ordentlich gespielt.

Am Montag wird Rudi Völler sein vorläufiges WM-Aufgebot nominieren. Sind Sie dabei?

Ich sehe mich nicht bei der WM. Ich habe mit Rudi drei Jahre in Leverkusen zusammengearbeitet. Wenn er mich in den vergangenen zwei, drei Monaten im Auge gehabt hätte, hätte er zwischendurch bestimmt mal angerufen. Er hat offenbar andere Pläne.

Mehmet Scholl wird fehlen, vielleicht auch Sebastian Deisler. Michael Ballack ist verletzt…

Ach was. Mehmet hat abgesagt, die anderen werden dabei sein. Damit fehlt aus der kreativen Achse nur einer. Rudi musste in einigen Spielen schon ohne Scholl auskommen. Selbst Deisler hat oft gefehlt.

Würden Sie als Notnagel zur WM fahren?

Hey, es geht um eine WM. Für mich wäre es das erste und letzte Mal, dass ich daran teilnehmen könnte. Mir wäre es völlig egal, ob ich als Notnagel oder sonst was dahin fahre. Und wenn man nebenbei noch Weltmeister werden würde – was will man mehr?

Ihr letztes Länderspiel haben Sie im August 2000 beim 4:1-Sieg über Spanien gemacht.

Ich erinnere mich gut. Es war das erste Länderspiel unter Rudi Völler, und das wahrscheinlich letzte für mich.

Das Gespräch führte Michael Rosentritt

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