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Sport: Volles Risiko

Boxer Rocchigiani droht großer finanzieller Verlust

Berlin - Es gibt schöne Fotos von Graciano Rocchigiani auf Mallorca. Da steht er hinterm Tresen seiner Kneipe am Ballermann, zapft Bier und blickt zufrieden in die Kamera. Er ist jetzt 40, er boxt nicht mehr, er lebt jetzt, auch, vom Bierumsatz. Heute Abend, so steht zu erwarten, wird er mit seinen Gästen das EM-Spiel Deutschland – Holland betrachten. Der Umsatz wird entsprechend sein.

Das ist gut so. Denn zumindest vom World Boxing Council (WBC), einem der großen Box-Weltverbände, darf er nicht mehr allzu viel erwarten. Die kompletten 31 Millionen Dollar, die das WBC dem Ex-Weltmeister als Strafe für die illegale Aberkennung des WM-Titels bezahlen muss, kann er ohnehin abschreiben. So viel Geld hat das WBC nicht, behauptet jedenfalls Verbands-Chef Jose Sulaiman. Jetzt geht es nur noch darum, einen möglichst großen Teil davon zu bekommen. Und da geht Rocchigiani volles Risiko. Denn in dieser Woche will das WBC beim Konkursgericht in Puerto Rico, dem Sitz des WBC, Konkursantrag stellen. Geht der Antrag durch, dann kann sich Graciano Rocchigiani nur noch aus der Konkursmasse bedienen. Björn Ziegler, Rocchigianis deutscher Anwalt, weiß zwar nicht genau, wie groß die ist, aber „Herr Rocchigiani würde vermutlich weniger erhalten als bei einem Vergleich“.

Einen Vergleich aber hat Rocchigiani abgelehnt. Das WBC hat eine Summe vorgeschlagen, „aber die war nicht so hoch, dass Herr Rochigiani spontan ja gesagt hätte“, erklärt Ziegler. „Das Problem ist, dass es bei einem Ausgangswert von 31 Millionen Dollar schwierig ist, einen vernünftigen Vergleich zu finden.“ Angeblich bot das WBC 2,5 Millionen Dollar sofort und in den kommenden 20 Jahren jeweils 500 000 Dollar an. Offiziell werden die Zahlen nicht bestätigt.

Rocchigiani hätte ja durchaus mit sicher reden lassen, sagt Ziegler. „Doch das WBC hat es versäumt, ihn davon zu überzeugen, dass es wirklich nur wenig Geld hat. Sonst hätte er sich wohl schon umstimmen lassen.“ Aber der Anwalt selber traut dem Verband ja auch nicht. Er hat per Gerichtsentscheid die Erlaubnis, Geld des WBC zu pfänden. Angeblich jedoch war da wenig zu holen. Nur: „Wir sind nicht überzeugt, dass uns vom WBC alle Zahlen vorgelegt wurden.“

Aber wäre es nicht trotzdem besser, einen auch unbefriedigenden Vergleich zu akzeptieren, statt in die Konkursmasse zu greifen? „Gehen Sie davon aus, dass ihm sehr bewusst war, dass er weniger bekommen könnte, wenn er den Vergleich ablehnt“, sagt Rechtsanwalt Ziegler. Und: „Einen Konkursantrag kann man auch zurückziehen.“ Das ist aber eher nicht zu erwarten. Denn das WBC hat das Gericht mehrfach schon um Fristverlängerungen gebeten, um genau so einen Konkurs zu vermeiden. Es wollte seine finanzielle Situation klären. Jetzt aber hat das Gericht keine Geduld mehr. Ziegler: „Einen Konkursantrag stellt man natürlich erst mal mit dem Ziel, einen Verband aufzulösen.“

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