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Am Sonntag geht es weiter. Die Spieler aus Friedrichshafen (rechts) haben mehr Freude daran als Berlins Felix Fischer.

© dpa

Volleyball-Bundesliga: BR Volleys: Eine Delle zu viel

Die BR Volleys vergeben gegen den VfB Friedrichshafen die erste Titelchance in eigener Halle, glauben aber weiter fest an den Titel.

Von Johannes Nedo

Berlin - Christian Dünnes stand in einer Ecke des Innenraums der Max-Schmeling-Halle. Der Diagonalangreifer der BR Volleys ist mit seinen 2,10 Meter Körpergröße und seinem Vollbart eine imposante Erscheinung. Doch am späten Donnerstagabend beachtete ihn kaum jemand mehr. Er verschränkte seine langen Arme hinter dem Rücken, beugte seinen Kopf hinunter und redete. Ganz ruhig, ganz geduldig. Dünnes sprach über die lange Zeit ausgelassene Stimmung in der Halle, über seine eigene wechselhafte Gemütslage, sogar über die Entwicklungschancen des deutschen Volleyballs – aber vor allem sprach der 30-Jährige über dieses „hektische Spiel voller Aufs und Abs“, in dem er so unerwartet in eine so entscheidende Rolle gerutscht war.

Das Spiel hatte Dünnes zugesetzt. Natürlich. Die Berliner hatten die große Chance gehabt, die vierte deutsche Meisterschaft nacheinander zu holen. Es wäre der erste der vier Titel gewesen, den sie mit einem Heimsieg hätten gewinnen können. 8553 Zuschauer in der erst zum zweiten Mal bei einem Volleyballspiel ausverkauften Schmeling-Halle wollten mit den Volleys den Titel feiern, auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller. Wie alle im Publikum machte der SPD-Politiker konstant von seiner Klatschpappe Gebrauch – und veranstaltete damit einen höllischen Lärm, der die Mannschaft zum Triumph tragen sollte. Dem kamen die Volleys auch ganz nah: zwei Punkte fehlten zum Titel. Zwei Punkte. Doch es gab keine Meister-Party. Stattdessen verloren die Berliner eine äußerst spannende Partie gegen den VfB Friedrichshafen knapp mit 2:3 (25:20, 21:25, 27:25, 23:25, 14:16). In der Play-off-Finalserie „Best of Five“ steht es nun 2:2. Das entscheidende Spiel wird am Sonntag (14.30 Uhr) am Bodensee ausgetragen.

„Damit kann man nicht zufrieden sein“, sagte Dünnes. Und er bezog das auch auf seine Leistung. Eigentlich ist er auf seiner Position nur der Ersatz für Paul Carroll. Aber der Australier hatte sich am Dienstag im Training den Meniskus gerissen. Carroll ist einer der wichtigsten Spieler der Volleys, besonders in den vergangenen zwei Finalpartien hatte er überragend gespielt. Schwierig sei die Situation für ihn und die Mannschaft daher gewesen, erzählte Dünnes. Dabei war er mit 20 erzielten Punkten gemeinsam mit seinem Teamkollegen Robert Kromm der beste Angreifer des Spiels. Allerdings haderte der gebürtige Siegener damit, dass auf überragende Aktionen immer wieder Schwächephasen folgten. Da ging es ihm wie der gesamten Berliner Mannschaft. Und schließlich war da noch die Sache mit dem letzten Angriffsschlag. Auch den hatte Dünnes, und der wurde geblockt.

Derjenige, dem dieser entscheidende Block gelungen war, gab fast genauso lang Interviews wie Dünnes. Doch der Friedrichshafener Maarten van Garderen analysierte nicht kühl, die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. „Alle dachten, Berlin hat den Titel schon sicher“, sagte er. „Aber man hat ihnen den Druck angesehen.“ Und dann versuchte er, sich in die Gefühlslage der Gegner hineinzuversetzen. „Zwei Punkte vom Titel entfernt zu sein und dann in eigener Halle so zu verlieren: Das ist ein Albtraum für Berlin“, sagte der Niederländer.

Die Verantwortlichen der Volleys schlossen sich dieser Wortwahl natürlich nicht an, obwohl ihnen die Enttäuschung deutlich anzusehen war. Für Manager Kaweh Niroomand war es eher ein Spiel der verpassten Chancen. Auf die hohe Erwartungshaltung wollte er es aber nicht schieben. „Wir hatten in jedem Satz eine Delle drin“, sagte Niroomand. „Und diese Dellen waren am Ende zu groß.“ Auch im entscheidenden Tie-Break. Da lagen die Volleys mit 13:11 vorne, nur diese zwei Punkte fehlten. In den wichtigen Situationen habe sich Carrolls Ausfall eben besonders bemerkbar gemacht, sagte Niroomand, der zudem nicht verstehen konnte, warum Trainer Mark Lebedew den Mittelblocker Rob Bontje nicht einsetzte. Der Niederländer war zuletzt zwar wegen einer Knöchelverletzung angeschlagen, hätte aber spielen können. Lebedew stimmte dem später zu: „Rob wäre wohl eine Möglichkeit gewesen.“

Wahrscheinlich wird Bontje am Sonntag also wieder zum Einsatz kommen. Auch deshalb wollte Christian Dünnes von Weltuntergangsstimmung nichts wissen. „Wir haben doch noch immer die Möglichkeit, Meister zu werden“, sagte er ruhig in der Hallen-Ecke. „Wir haken das einfach emotional ab und gewinnen Satz für Satz in Friedrichshafen.“

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