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Volleyball-Bundesliga: Der Fest-Umzug

7700 Zuschauer sehen den 3:1-Sieg der SCC-Volleyballer gegen Friedrichshafen in der Max-Schmeling-Halle - ein neuer Rekord für die Bundesliga

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Die ersten Zuschauer suchten bereits 90 Minuten vor Beginn ihre Sitzplätze. Keine schlechte Idee. Denn als beim ersten Aufschlag des Spiels Friedrichshafens Lukas Tichacek den Ball ins Netz schlug, da war das Sitzplatzkontingent in der Max-Schmeling-Halle weitgehend erschöpft. Wer zu spät kam, musste in den Umgängen stehen. 7700 Zuschauer vermeldete der Hallensprecher später. Es sollte nicht verwundern, wenn diese Zahl nachträglich noch nach oben korrigiert wird. Sein Kommen brauchte niemand zu bereuen: Der Volleyball-Bundesligist SC Charlottenburg gewann mit einer fast tadellosen Leistung gegen den VfB Friedrichshafen. Der 3:1 (25:20, 20:25, 25:20, 25:19)-Sieg des SCC löste fast Karnevalsstimmung aus. „Wir haben unser bestes Volleyball gezeigt“, schwärmte SCC-Trainer Michael Warm.

Völlig losgelöst hüpften die Spieler in ihren orangefarbenen Trikots auf dem Feld herum, nachdem Felix Fischer und Aleksandar Spirovski mit einem Block im vierten Satz den Matchball verwandelt hatten. Jeder wollte jeden herzen. Die Zuschauer würdigten die Leistung des SCC, sie applaudierten stehend. Große Erleichterung war überall spürbar, hatte doch Friedrichshafen für den SCC längst die Rolle des scheinbar Unbesiegbaren eingenommen. Am 10. Februar 2007 hatten die Charlottenburger letztmals den Dauerrivalen vom Bodensee bezwungen.

7700 Zuschauer bei einem Spiel der Volleyball-Bundesliga – das gab es noch nie. Der Ligarekord lag bis jetzt bei 7521 Fans, die sich im Dezember 2004 zur Partie VV Leipzig gegen Friedrichshafen in den Leipziger Messehallen eingefunden hatten. Nahezu gerührt sprach Michael Warm nachher davon, es sei „ein wunderschöner Tag und einfach geil“ gewesen. „Phänomenal“ fand Manager Kaweh Niroomand die Atmosphäre.

Im sportlichen Teil erwischten die Charlottenburger, angetrieben vom lautstarken Publikum, nur eine wirklich schwache Phase. Und zwar zum Ende des zweiten Satzes. Da hatten sie bei eigener 20:17-Führung den Satzgewinn dicht vor Augen, aber Friedrichshafen schlug mit einer 8:0-Serie zurück. „Das war ungeschickt, da haben wir mal fünf Minuten lang nicht aufgepasst“, sagte Warm. Doch im Gegensatz zu früheren Spielen gegen den VfB trieb dieser herbe Rückschlag den SCC nicht zur Mutlosigkeit. „Wir haben gut aufgeschlagen, und das auch endlich mal vom ersten bis zum letzten Ball durchgehalten“, sagte Jaroslav Skach, der SCC-Kapitän. Zuspieler Skach gehörte zu den überragenden Spielern, seinen raffinierten, variantenreichen Aufschlägen war der VfB Friedrichshafen kaum gewachsen, sein Zuspiel erreichte ein Höchstmaß an Kreativität. Auch Aleksandar Spirovski, Mark Dodds und Jiri Popelka versetzten dem Gegner mit stark geschlagenen Bällen immer wieder kleine Stiche, die schließlich Wirkung zeigten. „Wir waren in der Annahme nicht so gut“, sagte, sichtlich geknickt, VfB-Angreifer Georg Grozer, dem wenig gelang. Friedrichshafens Trainer Stelian Moculescu hatte sich nach dem Spiel ganz schnell in die Kabine verdrückt.

Der SCC ist nach diesem Sieg nun alleiniger Tabellenführer, zwei Punkte vor Friedrichshafen. „Jetzt sind wir in der Rolle, die sonst der VfB hat. Wir sind die Gejagten“, sagt Warm. Und auch Skach blieb in der ganzen Euphorie einigermaßen sachlich. „So spielt ja unsere Mannschaft auch nicht so oft“, sagte er und lächelte.

Der SCC kehrt jetzt für die restliche Bundesliga-Normalrunde in die Sömmeringhalle zurück. Spätestens zum Play- off-Finale sollen die Zuschauer aber wieder in die Schmeling-Halle kommen. „Wir haben die Halle fürs Halbfinale und Finale geblockt“, sagt Niroomand. Und - die Frage blieb natürlich nicht aus: Wann wagt sich der SCC in die Großarena am Ostbahnhof? Michael Warm antwortete schroff: „Das ist Blödsinn.“

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