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Er kann erstmal einpacken. Vital Heynen.

© AFP/Doychinov

Volleyball-EM: Das deutsche Scheitern hinterlässt Spuren

Mit der Rolle als EM-Mitfavorit kamen die deutschen Volleyballer nie zurecht. Bundestrainer Vital Heynen muss aus dem Frust nun Kraft für die Olympia-Qualifikation gewinnen.

Nach ihrem deprimierenden Aus bei der EM bekämpften die deutschen Volleyballer ihren Frust mit ein paar Bierchen im Hotel. Chancenlos scheiterte der WM-Dritte im Viertelfinale an Bulgarien und verfehlte in seiner ungewohnten Rolle als Mitfavorit das Medaillenziel deutlich. Das Verhältnis zwischen Bundestrainer Vital Heynen und der Mannschaft dürfte gelitten haben. Der Belgier hofft, sein Team in drei Monaten für die Olympia-Qualifikation in Berlin aber wieder in guter Verfassung zu haben.

„Wir wollen nach Rio. Unser Weg bis dahin war gut, wir haben jetzt eine kleine Delle erlitten“, sagte Heynen in der schmerzhaften Nacht von Sofia, nachdem mit Rang acht im Endklassement auch die direkte Qualifikation für die EM 2017 verspielt worden war. „Unser Ziel war das Finale. Es war klar zu hoch. Aber man muss sich hohe Ziele stecken, sonst kommt man nirgendwo hin.“ Die EM in Bulgarien und Italien wird als Frustturnier im deutschen Gedächtnis bleiben. „Unser Niveau bei dieser EM hat nicht genügt, um eine Medaille zu holen“, resümierte Heynen. „Wir haben fast nie das Niveau erreicht, das ich von dieser Mannschaft kenne.“ Ihrer Form liefen Zuspieler Lukas Kampa & Co. permanent hinterher. „Es lief das ganze Turnier nicht rund“, haderte Außenangreifer Sebastian Schwarz. „Wir haben nicht zu unserer Form gefunden.“ Heynen attestierte seinem Team auch „ein Stück Unsicherheit“. Von der Rolle präsentierte sich beim 0:3 gegen die Bulgaren auch Star-Diagonalangreifer Georg Grozer. Wie schon bei Olympia 2012 und der EM 2013 bedeutete im Viertelfinale der Weltranglisten-Siebte die Endstation. „Ich dachte, wir hätten diese Blockade hinter uns. Aber auf einmal ist sie wieder aufgetaucht“, erklärte Grozer. „Ich kann aber nicht sagen, warum.“ Heynen muss Antworten finden. In der Vorrunde hatte er noch gepokert, um in der Runde der besten acht Mannschaften Weltmeister Polen aus dem Weg zu gehen - Bulgarien erschien als der schlagbarere Gegner. Dafür nahm Heynen mit dem B-Team eine Pleite gegen die Niederlande in Kauf. Diese Entscheidung nahm seine Truppe kontrovers auf. Sie wird Spuren hinterlassen. Für die Deutschen wäre am Mittwoch aber auch gegen viele andere Nationen Schluss gewesen.

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„Man muss immer den Glauben an seine Spieler haben. Und den habe ich auch weiter“, beteuerte Heynen. „Wir hatten hier keine Scheiß-EM. Deshalb können wir auch nicht von einer schweren Enttäuschung sprechen.“ Das Aus fühlte sich aber für viele seiner Spieler genau so an. „Wenn es wehtut, lernt man leider am meisten“, sagte ein geknickter Kapitän Jochen Schöps. Heynen muss nun an seinem Konzept für Rio 2016 feilen, das für diese Generation des Deutschen Volleyball-Verbandes krönender Abschluss sein soll. „Wir haben jetzt drei Monate, um es bei der Olympia- Qualifikation im Januar besser zu machen. Wir wollten hier eine Medaille holen, um uns dort besser zu fühlen“, erzählte Heynen. „Da bekommen wir jetzt ein Problem.“

Als Stimmungsaufheller kann diese EM nicht dienen. Ende Dezember kommt die Mannschaft wieder zusammen. Vom 5. bis 10. Januar treffen die Deutschen in Berlin unter anderem auf Weltmeister Polen, Olympiasieger Russland und Weltliga-Gewinner Frankreich. Nur der Turniersieger ist direkt in Rio dabei.

„Im Januar wird es noch mal schwerer als jetzt, das ist wie eine kleine EM“, sagte Schöps. „Der mentale Druck war hoch“, erklärte Heynen. „Diesen werden wir aber auch bei der Olympia-Qualifikation haben. Damit müssen wir besser umgehen.“ (dpa)

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