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Beachen in Berlin: In der Hauptstadt gibt es deutschlandweit die meisten Beachvolleyball-Plätze.

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Volleyball in Berlin: Die Volleyball-Hauptstadt Deutschlands

Neben den BR Volleys gibt es in Berlin zwar noch zahlreiche Volleyball-Klubs in der ersten und zweiten Liga, doch an der Basis ist vor allem die Sandvariante populär. Eine Übersicht zum Volleyball in Berlin.

Von Johannes Nedo

Spätestens seit dem 29. Januar besteht kein Zweifel mehr. Seit diesem Tag kann sich Berlin eines weiteren inoffiziellen Titels absolut sicher sein: Volleyball-Hauptstadt Deutschlands. An diesem 29. Januar bekamen die BR Volleys das Final Four der Champions League zugesprochen, das nun an diesem Wochenende ausgetragen wird. Berlin ist jetzt also nicht mehr nur die Stadt, aus der der Volleyball-Meister der vergangenen drei Jahre kommt. Berlin richtet nun auch das wichtigste Turnier im europäischen Klub-Volleyball aus.
Das Final Four ist natürlich ein besonderer Höhepunkt, doch auch sonst gibt es in der Hauptstadt so viele Möglichkeiten wie nirgendwo in Deutschland, um auf nationaler Ebene hochklassigen Volleyball zu sehen. Nummer eins sind zweifellos die BR Volleys, außerdem spielt je eine Mannschaft des VCO Berlin in der ersten Liga der Männer und Frauen. Die Auswahlteams des Olympia-Stützpunktes starten mit einer Ausnahmeregelung in beiden Ligen, ein spezielles Konstrukt zur Talentförderung. Bis zu dieser Saison gehörte auch der Köpenicker SC noch der ersten Liga der Frauen an, doch der Klub stieg ab und steckt in finanziellen Schwierigkeiten. In der Zweiten Liga Nord der Frauen spielt zudem noch der TSV Rudow. Zusätzlich zu den Erst- und Zweitligisten wurden in Berlin in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche Länderspiele der Nationalmannschaften ausgetragen – so 2013 auch Partien der Frauen-Europameisterschaft. Und obendrein sitzt die Geschäftsstelle der Volleyball-Bundesliga in Berlin. 2007 ist die Liga-Vertretung von Frankfurt am Main in die Hauptstadt gezogen und Geschäftsführer Klaus-Peter Jung ist damit sehr zufrieden. „Unsere Vereine kommen sehr gerne nach Berlin“, sagt er.
Auf dem höchsten Niveau ist Berlin also schon seit einiger Zeit im Volleyball die führende Stadt. Doch welche Auswirkungen hat das auf die Basis? Profitieren die Amateure von diesen Entwicklungen? Oder laufen beide Lager nur nebeneinanderher?
Als René Hecht all diese Fragen hört, gibt er zunächst eine allgemeine Antwort: Man sollte mit so schön klingenden Titeln die Kirche im Dorf lassen, sagt er. Hecht ist Präsident des Volleyball-Verbands Berlin (VVB), seit nunmehr zehn Jahren. In dieser Zeit sei viel passiert, betont der 59-Jährige. Zahlreiche Volleyball-Höhepunkte habe Berlin seither erlebt, und davon würden die Amateurvereine natürlich zehren. „Das stärkt an der Basis enorm die Motivation sich zu engagieren“, betont Hecht.

In Berlin gibt es deutschlandweit die meisten Beachvolleyball-Plätze

Andererseits ist der VVB mit seinen 11 400 Mitgliedern nur ein kleiner Verband, der Deutsche Volleyball-Verband zählt insgesamt etwa 450 000 Mitglieder. Die Zahl der aktiven Spieler halte sich konstant um die 10 000, schildert Hecht. Allerdings gebe es deutliche Verschiebungen. „Immer mehr Leute gehen vom organisierten Spielbetrieb in den Freizeit-Spielbetrieb“, sagt er. „Jedes Wochenende ein Ligaspiel zu bestreiten, ist für die meisten einfach zu viel. Da weichen sie aus.“ Vor allem zum Beachvolleyball. Die Variante im Sand und draußen ist in Berlin sehr populär. Das zeigt sich daran, dass es in der Hauptstadt deutschlandweit die meisten Beachvolleyball-Plätze gibt (124) und die meisten überdachten Beachvolleyball-Plätze (33). Mit der gesamten Entwicklung ist jedoch Kaweh Niroomand nicht zufrieden. „Die Anzahl der Aktiven in den Ligen ist zurückgegangen, dabei wollten wir eigentlich die Breite stärken“, sagt der Geschäftsführer der BR Volleys. Das Final Four ist für ihn nun der nächste Schritt, die Volleyball-Begeisterung in Berlin weiter zu verbreiten. „Wir wollen noch stärker zeigen: Volleyball funktioniert selbstverständlich auch in einer Metropole.“

Marode aber kostenfrei: Notorische Probleme mit den Sporthallen

Daran glaubt auch Klaus Helmke, und daran arbeitet er, jeden Tag. Nur eben ein paar Ebenen weiter unten als Niroomand. Der 66-Jährige ist Abteilungsleiter Volleyball bei Rotation Prenzlauer Berg, mit 350 Mitgliedern die größte Volleyball-Abteilung Berlins. Helmke findet jedoch nicht, dass ihn und Niroomand, Berlins ersten Volleyball-Repräsentanten, viel trennt. Ganz im Gegenteil. „Natürlich verbindet uns viel“, sagt Helmke. Überhaupt sei die Volleyball-Familie in Berlin eng zusammengerückt. „Wir arbeiten alle sehr gut zusammen – alle Vereinsvertreter.“ Helmke und Hecht merken tagtäglich, dass sie in einer Metropole wie Berlin ständig in Konkurrenz zu anderen Sportarten und Freizeitangeboten stehen. Und als Hallensportart kommen dann noch die schon fast notorischen Probleme mit der Hallensituation dazu. Zu viele Sportstätten sind marode oder werden zu langsam renoviert. Positiv sei immerhin, sagt Hecht, dass die Hallennutzung in Berlin noch kostenfrei sei. Und so sind die Volleyballer vor allem Optimisten. Sie versuchen sich auf neuen Wegen, um Talente zu finden, etwa bei Kooperationen mit Grundschulen – und sie hoffen auf die besondere Wirkung von Großereignissen wie dem Final Four. „Ein Kind, das am Wochenende dabei ist, wird davon sicher geprägt“, sagt VVB-Präsident Hecht. „Denn das wird einfach ein geiles Teil.“

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